Ehre, wem Ehre gebührt. Charlie Meyer

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      Charlie Meyer

      Ehre, wem Ehre gebührt

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       18

       19

       20

       21

       22

       23

       Impressum neobooks

      1

      »Brutus tritt seine Box zusammen. Quentin täte besser daran, aus dem Stall zu kommen, bevor uns das Gut über den Köpfen zusammenfällt. Was immer der Trottel dort will, solltest besser du erledigen. Geh und bestell ihm das von mir, Bonita.« Gräfin Wilhelminas Sticknadel schoss unermüdlich zwischen Stickrahmen und Nasenspitze hin und her. Das Alter hatte ihre Züge grotesk herausgegemeißelt, vor allem die Hakennase, und mit dem schnellen Auf und Ab ihres weiß behaarten Kopfes, vom auf und ab der Sticknadel diktiert, wirkte sie wie ein kleiner zerzauster Habicht, der auf seine Beute einpickt. Ein grimmiger Habicht mit weißem, gesträubtem Gefieder. Sie war auf dem langen Spruchband beim großen N von Not angelangt. Wer seinen Kindern gibt das Brot und leidet nachmals selber Not, den soll man schlagen mit der Keule tot.

      »Was?« Bonnie schrak von ihrem Buch auf. Martha Grimes auf Englisch: The Horse you came in on. Sie hatte mit ihrem Mann um einen Aaleintopf in der Alten Post gewettet, allein mit ihrem Schulenglisch die kriminalistischen Feinheiten des Romans mühelos zu meistern. Seit Seite zwei zweifelte sie jedoch nicht mehr am Ausgang der Wette und verwünschte ihre Großspurigkeit. Das Englischlexikon in ihrem Schoß sah zerfledderter aus als die Bibel eines fanatischen Alttestamentarikers.

      Die flinken kleinen Augen der alten Frau im hochlehnigen Sessel am Fenster musterten sie kalt, als Sticknadel und Kopf für einen Moment innehielten. »Es heißt wie bitte, meine Liebe. Nicht was! In unseren Kreisen jedenfalls. Ich sagte, hol diesen Trottel von deinem Mann aus dem Stall heraus. Brutus will seine Ruhe haben.«

      Bonnie umklammerte ihr Buch und versuchte sich die Wut nicht anmerken zu lassen. O nein, sie würde dem alten Drachen Martha Grimes nicht an den Kopf werfen, so sehr es sie auch danach gelüstete. In ihren Kreisen jedenfalls waren fünfundachtzigjährige Frauen knapp über das Alter hinaus, in denen man ihnen Bücher an die Köpfe warf. Wie es die Aristokratie hielt, in die sie vor zwei Monaten eingeheiratet hatte, wagte sie nicht zu mutmaßen. Vielleicht gehörte es zum blaublütigen Ton, sich zwecks Demonstration gehobener Bildung die Goethes und Schillers aus der altbackenen Bibliothek um die Ohren zu hauen. Oder das Who is Who des deutschen Adels. Zu ihrem Entsetzen repräsentierte allein Thomas Mann in den blitzsauberen Regalen die Literatur des Zwanzigsten Jahrhunderts. Vom Einundzwanzigsten ganz zu schweigen.

      Wieder krachte es im Stall schräg gegenüber. Sie horchte mit konzentriert gerunzelter Stirn. Doch, zweifellos, die kräftigen Hufe dieses psychotischen Haflingerhengstes bearbeiteten Holz. Es klang, als donnerte er mit beiden Hinterhufen gleichzeitig gegen die Boxenbretter, und so nachhaltig übellaunig reagierte er tatsächlich nur bei Quentins Anblick. Selbst den Hufschmied mit seiner Lederschürze und all den Furcht einflößenden Zangen und Nägeln begrüßte er freundlicher. Gut, gelegentlich mahnte er das Überschreiten der Futterzeiten an, aber dann stampfte er lediglich mit dem Vorderhuf auf den Boden, bis Quentins Cousin Leonard mürrisch brummend über den Hof gestapft kam. Brutus war ein Haflinger mit ausgeprägter Persönlichkeit und klar definierten Antipathien. Bonnie gegenüber verhielt er sich - noch - abwartend neutral.

      Sie seufzte. »Quentin kommt mit Sicherheit gleich freiwillig aus dem Stall, vorausgesetzt, er trägt sich nicht plötzlich mit Selbstmordgedanken. Was hat dieses Pony eigentlich gegen ihn? Mag es keine Gutsherren, oder ist es einfach zu dumm, um zu begreifen, wer ihm das Futter zahlt? Versuch mir bloß nicht weiszumachen, Quentin sei ein heimlicher Tierquäler, der sich nächtlings mit einer Forke in den Stall schleiche.« Das Krachen klang, als ob das Holz unter den Hufen bereits splitterte. »Wie wäre es, wenn wir das hinterhältige Biest einfach weggeben? Wir könnten es einem Streichelzoo schenken. Oder an eine Wurstfabrik verkaufen.«

      Gräfin Wilhelminas Blick ließ keinen Zweifel daran, wen sie gegebenenfalls gedachte, durch den Fleischwolf drehen und in Schweinedärme stopfen zu lassen. »Er quält das Pony mit seiner Anwesenheit, das reicht ja wohl für eine sensible Pferdeseele. Dieses Pony hat Charakter und ein Gespür für Menschen, die manch einem Zweibeiner abgeht.

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