Dem Feind versprochen. Natalie Bechthold

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Dem Feind versprochen - Natalie Bechthold

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dann nicht nach Bärenfels, zu meinem Onkel?“

      Die ältere Frau überlegte. Ihre Herrin hatte vollkommen recht.

      „Macht was Ihr für richtig haltet, aber passt auf Euch gut auf.“

      Die Gräfin gab ihr Wort.

      „Ich muss wieder in die Küche, bevor mich jemand vermisst.“ Die Ältere nahm die Jüngere in die Arme und drückte sie ein letztes Mal. „Gott sei Euer Begleiter!“, wünschte sie ihr auf ihrem Weg. Dann verließ sie die Kammer. Als sie über den Flur in die Küche eilte glänzten ihre Augen. Waltraud glaubte nicht, dass ihre Herrin die Burg ihres Onkels jemals erreichen würde. Doch die Gräfin hatte keine Wahl. Sie musste gehen, wenn sie überleben wollte, egal wohin und zu welcher Verwandtschaft.

       ***

      Das Licht aus dem Fenster veränderte sich, färbte sich langsam in ein helles Orange und nahm immer mehr ab. Die Gräfin saß nach wie vor in der Ecke und hörte, wie im Flur immer weniger Schritte zu hören waren. Sie lehnte den Kopf gegen die Wand und wartete mit geschlossenen Augen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis es draußen dunkel wurde. Alle würden schlafen gehen, bis natürlich auf die Burgwache.

      Und dann war es endlich so weit. Der Mond schien silbern durch das winzige Fenster. In der Kammer war es dunkel und die Gräfin konnte fast nichts erkennen. Sie stand auf, tastete sich leise an den Regalen entlang, bis zur Tür. Legte ihr Ohr an die Tür und lauschte. Nichts. Dann öffnete sie sie einen Spalt und sah hinaus. Der Flur war mit Fackeln beleuchtet. Sie schlich leise aus der Kammer und ging den Flur zurück zur Schreibstube ihres Vaters. Mit einem schnellen Seitenblick vergewisserte sie sich, dass ihr niemand gefolgt war oder entgegen kam und drückte mit der Hand gegen die Tür. Diese ging geräuschlos auf. Sie schlich hinein. Ohne die Tür nach sich zu schließen, eilte sie zum Regal und wollte es gerade zur Seite schieben, als sie Stimmen auf dem Flur vernahm.

      „Ich habe erfahren, dass der alte Graf eine Tochter hat“, erzählte jemand.

      „Das ist ja interessant.“

      „Sie ist zu Besuch bei ihrer Tante.“

      Einen Augenblick später fragte der erste von den beiden seinen Begleiter: „Meinst du, sie wäre eine Gefahr für mich?“

      Neugierig horchte die Gräfin auf.

      „Nicht, wenn sie nicht den König auf ihrer Seite hat.“

      Die Schritte kamen näher.

      „Seltsam, die Tür zu meiner Schreibstube steht offen.“

      Ritter Balthasar zog sein Schwert und rannte auf seine Kammer zu. Stürmte mit gehobenem Schwert hinein und ... Doch in der Kammer fand er niemanden vor.

      „Vielleicht hast du vergessen die Tür nach dir zu schließen“, sagte sein Begleiter neben ihm und steckte sein Schwert zurück in die Scheide.

      „Nein, so etwas könnte ich nie vergessen.“ Das stimmte.

      Der Begleiter klopfte Ritter Balthasar lachend auf die Schulter. „Ach komm, das ist deine erste Burg und du bist auch nur ein Mensch.“

      Vorsichtig ließ der Ritter seinen Blick durch die Kammer wandern. Aber er konnte nichts verändert vorfinden.

      „Du magst lachen, aber ich muss vorsichtig sein. Ich bin nur einen Tag Burgherr. Wenn ich nicht aufpasse, könnte ich morgen schon tot sein.“

      „Da gebe ich dir recht.“

      Ritter Balthasar steckte sein Schwert in die Scheide.

      „Meinst du, sie könnte Anhänger haben?“, fragte der Burgherr besorgt und setzte sich hinter den Schreibtisch.

      „Wen meinst du, die Gräfin?“, fragte sein Begleiter. Er ging zur Tür und schloss sie, damit sie ungestört miteinander reden konnten.

      „Mh-hm.“

      „Nein, nicht unter der Dienerschaft. Und die Ritter ihres Vaters und die Burgwache sind alle tot. Warum machst du dir jetzt Sorgen? Du hast ihre Burg erobert und basta. Sie gehört nun dir.“ Der Begleiter konnte Ritter Balthasar nicht verstehen.

      „Wäre sie hier, hätte ich sie getötet. Aber sie ist es nicht“, erklärte er.

      Als Gräfin Stephania diese Worte hörte, wurde sie kreidebleich.

      Der Begleiter lehnte sich mit verschränkten Armen vor der Brust gegen den Schreibtisch und sah zum Fenster. Draußen war es bereits dunkel.

      „Dann lass sie herkommen, ohne das Wissen, dass du ihre Burg eingenommen hast.“

      Ritter Balthasar starrte nachdenklich auf den Rücken seines Vetters und nickte schließlich. Damit der Brief keine Zweifel aufkommen ließ, ließ er den Schreiberling zu sich rufen. Der Burgherr holte ein Pergament in der Größe eines Briefbogens aus der Schublade des Schreibtisches sowie Tinte und Feder und legte es für den Jüngling bereit. Simon von Heine kam und setzte sich an den Schreibtisch. Er begann die Worte seines Herrn niederzuschreiben.

      Plötzlich wurde der Vetter auf eine geschlossene Truhe vor dem Fenster aufmerksam. Es war eine gewöhnliche Truhe, ohne irgendwelche Schnitzereien. Aber aus ihr ragte ein grauer Stoffzipfel. Dem Ritter kam der Stofffetzen sehr bekannt vor. Er warf einen kurzen Blick zu seinem Vetter, doch dieser war zu sehr auf den Brief konzentriert. Dann starrte er erneut zum Fenster, tat so, als ob er nichts bemerkt hätte und hörte im Hintergrund Balthasars diktierten Worten und das Kratzen der Feder auf dem Briefbogen.

      Nachdem Simon von Heine den Brief fertig geschrieben hatte, faltete er das Pergament sorgfältig zusammen und setzte das Siegel des verstorbenen Grafen darauf. Danach entließ ihn sein Herr.

      „Sie soll glauben, ihr Vater sei krank. Mit dieser Nachricht wird sie unverzüglich kommen“, erzählte Ritter Balthasar seinem Vetter, als sie wieder alleine waren. Dann ließ der Burgherr einen Boten holen und schickte ihn mit dem Brief fort. Kaum waren er und sein Vetter wieder allein, als schon das nächste Problem kam, das sofort gelöst werden musste. Ein Knecht führte seinen Herrn in den Hof, um zu zeigen, was geschehen war und Ritter Lucas blieb allein in der Schreibstube zurück.

      Er ging zur Tür. Sah wie der Burgherr mit seinem Knecht im Flur um die Ecke bog und verschwand. Dann stellte er sich mit gezücktem Schwert vor die Holztruhe und klopfte mit der Schwertspitze drei Mal auf den Deckel. Die Truhe ging einen Spalt auf. Im Fackellicht erblickte Gräfin Stephania dunkles Leder. Es mussten Stiefel sein, die nur einem Mann gehören konnten. Nackte Angst ergriff sie. Doch bevor sie den Deckel wieder schließen konnte, schob er seine Schwertspitze in den Spalt. Sie spürte das Metall an ihrer Schulter. Gräfin Stephania wagte nicht zu schlucken.

      „Wer auch immer du bist, komm heraus!“, befahl eine männliche Stimme.

      Der Deckel öffnete sich. Eine junge Frau legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hinauf. Schwarzes langes Haar umgab ihr Gesicht. Seine Schwertspitze wanderte zu ihrer Kehle. Angst schimmerte in ihren Augen. „Bitte, tut mir nichts“, flehte sie ihn an.

      Der Ritter sagte nichts. Sah sie nur schweigend an. Schließlich ließ er sein Schwert sinken. Sie stand langsam auf, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, und stieg aus der Truhe. Diese Augen. Sie waren so schön. Leuchteten wie blaue Saphire. Und dieses Gesicht habe

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