Sein letztes Spiel. Simone Lilly
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„Genau“, hungrig kniff er die Augen zusammen und stopfte sich das Gemisch aus Ei und Speck in den Mund. „Damit ich mich eingewöhne und Rodgers sieht, was ich kann.“
Frank lachte auf, ignorierte seinen Kaffee aber schon wieder. „Gut, dann zeig ihm, was in dir steckt.“
Wieder nickte er, stand auf, trug den Teller zurück in die Küche und holte sich seine Jacke. Nachdem er sie sich unter den Arm geklemmt hatte, ergriff Cameron seine Tasche und wollte zur Tür hinaus, als es unerwartet schellte.
Überrascht zuckte Frank zusammen und sah auf die Uhr. „Halb neun, wer kann das sein?“
Mit den Achseln zuckend ging Cameron zur Tür und öffnete sie mit einem gewaltigen Ruck. Umso erstaunter war er darüber zu sehen, wer vor ihr stand.
„Hallo, kommst du mit?“
Stammelnd suchte er nach Worten. „Jamie? Ja natürlich. Sofort.“ Noch bevor er sich umdrehen konnte, wurde er von Jamie stürmisch aufgehalten. „Aber du hast doch schon alles bei dir, wie ich sehe.“, cool wies er mit einer kurzen Kopfbewegung zu seinem Mini. „Komm schon.“
Die Herbstsonne schien malerisch die kleine Allee entlang, die von welken Bäumen gesäumt wurde. Direkt auf der linken Seite stand ihr Haus. Nummer 25, Baker Street. Während Cameron seine Tasche samt Jacke auf den Rücksitz warf, saß Jamie bereits im Wagen. „Schön hast dus hier.“, sagte er, kaum das Cameron neben ihm Platz genommen hatte. Mit einem stummen Lächeln stimmte er ihm zu.
„Bist du nervös?“
„Warum?“
Ein anderes Auto behinderte sie, sodass Jamie unerwartet bremsen musste, gerade als er aus der Parklücke scheren wollte. „Fuck You! Du Idiot!“, brüllte er aus dem heruntergelassenen Fenster, zeigte seinen Mittelfinger und schlug auf die Hupe. „Weil es dein erstes Spiel ist.“
Über seine Reaktion überrascht und beängstigt winkte er ab. „Nein, nicht wirklich.“
„Wir werden dich platt walzen. Das weißt du hoffentlich.“; lachte Jamie und knuffte ihn freundschaftlich.
Auch Cameron lachte. Doch als er sich den schmerzenden Oberarm rieb, war er sich nicht sicher, ob Jamie das wirklich nur aus Spaß gesagt hatte, oder ob es der Wahrheit entsprach.
„Das sieht wirklich gut aus.“, stolz betrachtete er sich im Spiegel. Sein Trikot machte ihn zu etwas besonderem, zu etwas, größerem. Die Farbe und, was ihn besonders freute, die goldene Schrift, sein Name. Su – li – van. Sein Name. Verhalten grinste er in sich hinein. Bald kannte ihn die ganze Nation. Camerion Sulivan.
„Hey, kommst du jetzt, oder willst du dich noch weiter beobachten?“, feixte Jamie und joggte vorsichtig nach draußen auf den Platz.
„Klar.“, nuschelte Cameron schüchtern und ohne das ihn jemand hören konnte. Das allererste Aufwärmtraining seiner neuen Mannschaft wollte er auf keinen Fall verpassen, ebenso wenig das erste Spiel. Obwohl er tierisch aufgeregt war, vertraute er auf sein Können. Immerhin hatten sie ihn deswegen auserwählt. Der Vertrag war unterzeichnet und sogar ein Bild für die Lokale Zeitung von ihm geschossen worden. Folglich gehörte er ab jetzt dazu.
5.
„Brauchst du ein Pflaster?“, besorgt zog Jamie sein verschwitztes Oberteil aus und warf es auf die Bank. „Sieht übel aus. Tut mir echt leid“ Als Cameron nicht antwortete, griff er in seine Tasche, öffnete einen Seitenreißverschluss und fummelte eine Palette an zerknitterten Plastern heraus. „Ich hätte welche hier.“
Dankend winkte er ab, überlegte es sich aber doch anders und ließ sich eines quer über den länglichen Riss auf seinem Schienbein kleben. Es blutete nicht schlimm, doch brannte es wie Feuer.
Das Cameron seine Hilfe angenommen hatte, schien Jamie zu beruhigen. Schon gelassener und wieder lächelnd verräumte er alles in seine Sporttasche und zog sich an.
„Willst du dich nicht noch duschen?“, fragte Cameron, während er sein Handtuch zur Hand nahm.
„Nein heute nicht, das mache ich dann zuhause. Soll ich dich danach wieder zurückfahren?“
Er nickte. „Ja, bitte.“ Dann, hielt Cameron inne. „Oder warte, ich komme gleich mit, dann musst du nicht warten.“
Auf den Straßen herrschte wenig Verkehr. Entspannt preschten sie über die Autobahn und unterhielten sich. „Tut mir leid, dass ich dein Bein zerstört hab.“, räusperte sich Jamie und zündete sich wie bei jeder ihrer Fahrten ,eine Zigarette an.
„Ist nicht schlimm, so etwas passiert nunmal.“, hämisch zwinkterte er ihm zu. „Obwohl das ja ein Foul war.“
Jamie lachte auf und pustete stinkenden Rauch auf ihn. „Genützt hat es trotzdem nichts.“ Abgebrannte Asche fiel ihm hinunter auf den Boden. Fluchend trat er auf sie, damit es nicht doch begann, zu brennen. „Fuck, hab ich erst saubergemacht.“
„Aber es hat mir Spaß gemacht, daran könnte ich mich gewöhnen.“
„Und Rodgers war begeistert von dir. Also, wenn du eines hast, dann ist es Talent.“
Jamies Worte machten Cameron stolz. Wenn ein gestandener Spiele so etwas zu einem Neuling sagte, musste es doch etwas bedeuten, oder?
Die restliche Fahrt wurde von ihnen nicht viel gesprochen. Erst als es anfing zu nieseln ließ Jamie immer lauter werdende Flüche vernehmen. Kurz vor seinem Haus, bremste er ab. „Sag mal, hast du lust, mit mir einen Trinken zu gehen?“
Dicke Regentropfen prasselten auf die Frontscheibe und verschlangen beinahe seine Worte. Für einen Moment überlegte Cameron. „Mein Vater wartet drinnen bestimmt schon auf mich. Er will wissen, wie es gelaufen ist.“
Betont gleichgültig zuckte Jamie mit den Achseln und schaltete den Scheibenwischer ein. „Der wartet auch noch in zwei Stunden.“
Noch nicht einmal fünf Minuten später, hatten sie vor einem kleinen Pup halt gemacht, das Auto geparkt und sich einen Platz abseits von den anderen gesucht. Alkohol durften sie noch keinen trinken, also mussten sich Cameron und auch Jamie mit einem schlichten Wasser zufrieden geben. Das bezeichnete Jamie also unter „lass uns einen trinken gehen.“
„Sag mal, tust du alles, was dein Vater möchte?“ Hart und direkt blickte er Cameron in die Augen. Das tiefe Blau schien ihn das Blut in den Adern gefrieren zu lassen und er versuchte ertappt sich von ihnen zu lösen. „Nein,“, wollte er sich unbedarft aus der Sache winden. „natürlich nicht. Mir ist nur wichtig was er von mir hält.“
Rauchend nahm Jamie einen großen Schluck und drückte die Zigarette in einem blechernen Aschenbecher aus. Die Glut brannte noch eine Weile vor sich hin, ehe sie mit einem einzigen Puster von Jamie jämmerlich erlosch. „Warum? Du bist doch alt genug? Ich bin mir sicher er wäre immer auf dich stolz, egal was du tust.“
Call me Maybe. Das schwungvolle Lied, das den Raum erfüllte, konnte Cameron wenig aufheitern. Innerlich wusste er, dass Jamie recht hatte, kannte ihn aber zu wenig, um es ihm gegenüber zuzugeben. Umso erschreckender fand er die Tatsache, dass er für fremde Personen derart leicht durchschauber war. „Aber ich wohne bei ihm. Außerdem bin ich so erzogen worden. Es ist nunmal das Richtige. Und ich bin schon so weit gekommen, da kann ich jetzt nicht