Romeo und Julia in Jerusalem. Klaus Werner Hennig

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Romeo und Julia in Jerusalem - Klaus Werner Hennig

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Bienenhonig überreicht. Ländlich, originell. Frau Müller-Müncheberg, mit ihrem Nachbarn vereint, jauchzt und hüpft. Er klatscht und brüllt. Atemlos wendet sie sich ihm zu. Er reicht ihr die Hand, geleitet sie durch das uralte Gemäuer der Klosterruine auf die Wiese hinaus. Sie weiß, jetzt geht’s um Sekunden. Jungens macht rasch. Sie stehen am Ufer des Sees ineinander versunken beim Sonnenuntergang. Ein Fischreiher stakst durch das seichte Wasser, schaut ihnen zu und wundert sich.

      Sie schwimmen danach im See, verweilen bis Mitternacht am Strand. Wirst du mich wiedersehen? Wenn du es willst. Atemlos, durch die Nacht. Das Leben ist wunderschön.

      Am liebsten hätten sie sich gegenseitig umgebracht.

       Lass fahren dahin,

       sie haben´s kein Gewinn,

       das Reich muss uns doch bleiben.

      Rache für Seitun

      Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Gemach hatte Gaidha ihr Baby gebadet, gepudert, gesalbt und gewickelt, fürsorglich gestillt, sorgsam in den Kinderwagen gebettet, fortlaufend die erste Sure, die Öffnende, im Singsang gebetet. Das gab ihr Kraft, konnte aber die immerwährende Angst in ihr nicht bändigen.

      Sie verabschiedete sich von der Mutter, als wär´s ein Abschied für immer. Die Mutter umhalste die Tochter, als mochte sie ihr noch verbliebenes Kind nicht mehr loslassen wollen, schaute fest in seine Augen und sprach erhabenen Tones: „Über alles geliebte Gaidha, du süße Blüte des Mandelbaumes im Garten meines Herzens, gedenke deines Vaters, gedenke deines Mannes, gedenke deiner Brüder, die ohne zu zögern getan, was zu tun ihnen geboten!“ Sie hob beide Hände in stummer Klage.

      Gaidha verneigte sich ehrfürchtig in Liebe zur Mutter, welche die Tochter und den Enkelsohn segnete, sich wünschte, die beiden Lieben, die ihr noch geblieben, wegzusperren im Felsenkeller des Hauses. Jetzt sah sie ihn wieder: Azrail, den Engel des Todes. Da war Gaidha schon in den Linienbus gestiegen, der zur Innenstadt fuhr.

      Vorm neuen Kaufhaus pulsierte das Leben. Autofahrer drängelten im Stau, Fußgänger quirlten, irrer Lärm sirrte und flirrte. Ein Soldat half, den Kinderwagen aus dem Bus zu bugsieren. Gaidha dankte nur mit einem leichtem Nicken des Kopfes, denn sie stehlen unser Land, dachte sie, nehmen uns das Wasser, die Würde, alles, was uns lieb und wert ist, selbst wenn sie freundlich tun.

      Gaidha schob den Kinderwagen zum Kaufhaus, dessen Fassade aus buntschillerndem Glas und silbrig glänzendem Aluminium sie heute wenig beeindruckt. Sie trug ihr schwarzes Kopftuch um Hals und Kinn, am Körper knöchellang ein Leinentuch. Trotzdem kam sie ins Schwitzen, die Handflächen klebten, die Fußsohlen brannten, die Augen tränenfeucht schmerzten.

      Ihr Cousin Achmed und eine Frau mit Kinderwagen, zwischen dessen Achsen in einem Drahtkorb eine große Einkaufstasche sich befand, kamen auf sie zu. In dem Wagen aber lag eine Puppe. Die fremde Frau blickte streng, vertauschte blitzschnell die Puppe mit dem Baby und fuhr mit Gaidhas Kinderwagen, ohne ein Wort zu sagen, davon. Achmed beugte sich, als wollte er das Kleinkind liebkosen, flüsterte dabei verschwörerisch:

      „Den Roten hier im äußersten Notfall, sofort explodiert alles. Beim Grünen hast du zwanzig Sekunden, genau zwanzig Sekunden. Im Namen Allahs, des Allerbarmers ...“ Bevor Gaidha erwidern konnte, war ihr Cousin im Gedränge verschwunden.

      Beim Schieben spürte sie die ungewohnte Last. Ich muss wahnsinnig sein, dachte sie. Der Kleine war aufgewacht, lächelte die Mutter an. Am Eingang des Kaufhauses schritt ein junger Mann des bewaffneten Wachschutzes auf sie zu. Da fing das Baby an zu greinen. Der Mann blieb stehen, sah auf das Kleinkind, lächelte, da lächelte es ebenfalls. Er selbst sei Vater geworden, gestern erst. Er lachte träumerisch versonnen. Gaidha atmete auf, hatte nach dem roten Schalter getastet, aber Lob sei Allah, nichts geschah.

      Linker Hand die Toiletten, das Piktogramm für den Wickelraum. Eine Frau mit einem Wischmopp davor. Die Eingangshalle – verschwenderisch prangend. Eine Glaskuppel über den Luxus gewölbt. In den Etagen der Strom der Käufer, gläserne Fahrstühle, Rolltreppen, auf- und abwärts gleitend. Gaidha setzte sich auf eine Bank, streichelte zärtlich den Kleinen und betete: Leite uns den rechten Pfad, den Pfad derer, denen du gnädig bist.

      Sie konnte an nichts mehr denken, nahm das Kind aus dem Wagen, wähnte sich von abertausend Augen beobachtet, schweißnass am Körper, tastete die Schalteinrichtung, war versucht, den roten Knopf zu drücken, dann wäre endlich Schluss, aus und vorbei, doch ihr Kind sollte leben, bloß war das ein Leben? Entschlossen drückt sie den grünen, beginnt von zwanzig rückwärts zu zählen, hält ihr Baby fest in den Armen, ihre Beine sind wie gelähmt. Da ist sie bei elf, als sie sich aufrafft, zum Wickelraum eilt. Die Toilettenfrau hält die Tür bereitwillig auf. Gaidha kauert sich ins äußerste Eck, beugt sich schützend über ihr Kind, als läge es geborgen im Mutterleib. Da kracht die gewaltige Detonation.Verzweifelt schreit Gaidha: „Rache für Seitun!“

      Die Explosion hat die Tür eingedrückt. Die Luft voll Staub, der Spiegel gesprungen, die Scheiben, trotz geöffneter Fenster, zerborsten. Gaidha hielt ihr Baby, das jetzt fürchterlich schrie, fest an sich gepresst. Die Toilettenfrau lag auf dem Boden, über ihr eine Blutspur an der Kachelwand. Die Halle – ein einziger Scherbenhaufen. Gaidha betete die erste Sure, zählte von zwanzig rückwärts, dann gellte aus ihr: Rache für Seitun! Da lag der junge Mann vom Sicherheitsdienst, ein Glasteil ragte spitz aus seinem Genick. Rache für Seitun! Sie sah das nicht. Tappte blindlings zum Ausgang hin. Um sie herum schrieen und flohen die Menschen. Sirenen heulten. Jemand berührte sie. Ihr Cousin führte sie zu einem Automobil, Ambulanzfahrzeuge rasten kreuz die quer. Sie trafen die fremde Frau mit Gaidhas Kinderwagen.

      Der Cousin fuhr mit Gaidha und dem Baby im Bus. Ihre Mutter, ohnmächtig vor Angst, fiel ihnen vor die Füße. Azrail, der Engel des Todes, nahm sie mit sich fort. Gaidha versteinert, spult immer wieder die gleiche Leier gebetsmühlenhaft ab: die erste Sure, die Zahlen von zwanzig abwärts, der Racheschrei; die erste Sure, die Zahlen, der Schrei.

      Stunden-, tage-, wochenlang. Nun schon seit Jahren. Mal kreischend, mal flüsternd, wie in ihre Seele eingebrannt. Sinn und Gemüt versandend.

      Fortwährend: der Schrei ... röchelnd, verhallend ...

      Heute noch.

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