into the dark. Heike Datzko

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into the dark - Heike Datzko

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Feld und eine angrenzende Wiese. Bis auf den Weg rechts neben dem Hochsitz war der Bereich von dicken Bäumen und Dickicht umsäumt. Es gab viele Versteckmöglichkeiten, doch der Hochsitz war sein Lieblingsplatz. Er fuhr hier fast jeden Tag nach der Schule hin und kletterte rauf. Meistens hatte er einen Apfel oder eine Banane dabei und genoss die Ruhe oder sah dem Bauer beim Bearbeiten des Feldes zu.

      Nur wenn er allein war flüsterte er die Worte „into the dark“ und gelangte auf seine Schattenseite. Wenn er kontrolliert hinüber trat hatte er seine Wut und den Hass halbwegs unter Kontrolle. Dann konnte er sich an den Erinnerungen seiner letzten Taten laben. Wenn er Stunden später wieder vom Hochsitz herunterstieg und mit seinem Fahrrad nach Hause fuhr, ging es ihm gut. Er fühlte sich beflügelt und war der Meinung, dass er alles unter Kontrolle hatte. Erneut lag er falsch, doch das merkte er erst später.

      Heute ging Jerric durch die Straßen einer Stadt, beobachtete die Menschen und wählte seine Opfer bewusst aus. Meistens waren es schwache und alte Menschen. Menschen, die keiner vermissen würde. Menschen die keine Angehörigen mehr hatten. Menschen, die eh schon auf der Schippe vom Tod standen. Dieses Vorbereiten erregte ihn, er konnte sich wochenlang damit befassen, sein Opfer zu beobachten und die Gewohnheiten auskundschaften. Am Ende kam dann der Höhepunkt. Die gemurmelten Worte „into the dark“, der Übergang zur Schattenseite und die Tat. Oh ja, sie war grausam. Jedes Mal kam noch ein weiteres Detail dazu. Er war gerade noch dabei sie zu perfektionieren. Jedes Mal fühlte es sich besser an, richtiger. Das war sein Leben, das war seine Aufgabe. Er gab der Schattenseite das, wonach sie verlangte.

      Erst wenn die Tat beendet war, kam er zurück. Jerric fuhr wieder in seinen vorher ferngelenkten Körper und räumte auf, säuberte sich und den Tatort ordentlich und schaffte die Leiche weg. War er fertig, so wechselte er immer noch ein letztes Mal auf die Schattenseite. Spürte, wie seine Gefühle kalt wurden und sein Ich ihn verließ. Dann durchlebte er noch einmal seine Tat, fühlte noch einmal diesen Hass und die Wut. Er sah das viele Blut auf seinen Händen und dem Fußboden. Das war immer der beste Zeitpunkt seiner Tat und er genoss ihn.

      Danach folgten meistens gute Wochen. Wochen, in denen er endlich wieder arbeiten konnte. Wochen, in denen es ihm gut ging und er mal wieder seine Eltern besuchte. Diese obligatorischen „Ja mich gibt es noch und es geht mir gut“ – Besuche handelte er immer in diesen guten Wochen ab. In diesen Zeiten wechselte er eher selten auf die Schattenseite. Es kam sogar vor, dass er sich über sich selber schämte und sich erneut hoch und heilig versprach, dass er diese Worte nie wieder auch nur denken würde. Doch der Zeitraum dieser Wochen wurde immer kürzer und Jerric sah sich schon bald wieder gezwungen, ein neues Opfer auszuwählen. Natürlich in einer anderen Stadt, einem anderen Bundesland und weit weg von seinen vorherigen Opfern.

      Er kontrollierte anfänglich mit purer Neugier die Zeitungen und sammelte alles, was mit seinen Taten zu tun haben könnte. Viel war das allerdings nicht, da er immer penibel darauf achtete seine Opfer sauber verschwinden zu lassen. Es gab also höchstens mal eine Vermisstenmeldung. Jedenfalls bisher. Für sich selber hatte er sich einen kleinen Polaroid Fotoapparat gekauft und machte von jeder seiner Taten ein Erinnerungsfoto. Diese Unterlagen bewahrte er in einem schwarzen Aktenkoffer in einem Schließfach auf. Jedes Mal, wenn er seine Eltern besuchte, sah er sich seine Schätze an und erinnerte sich an seine Taten. Manchmal kamen auch neue Fotos hinzu. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass er die Erinnerungen in seinem Kopf durch Beweisbilder bestätigen konnte. So hatte er das Gefühl, nicht verrückt zu sein. Das was er getan hatte, war echt gewesen. War real gewesen und kein Traum. Jerric selber hatte schon oft versucht sich einzureden, dass die Schattenseite nur eine Fiktion war. Ein böser Traum. Doch seine Schätze bewiesen ihm das Gegenteil.

      Noch war er erst am Anfang, am Anfang von allem. Noch viel es nicht auf, denn wer kümmerte sich schon um einen vermissten alten Menschen oder einen toten Obdachlosen? Doch Jerric hatte auch schon erlebt, dass nach seinen Opfern gesucht wurde. Er war dann natürlich schon längst weg und da er alle Spuren ordentlich verwischt hatte und alles mit Desinfektionsmittel gereinigt worden war, konnte man ihm nie etwas nachweisen. Keine von seinen Leichen wurden bisher gefunden. Zu gut hatte er sie versteckt, perfekt war er vorgegangen. Wenn überhaupt kam es zu einer kurzen Vermisstenmeldung, mehr nicht. Jerric wusste schon, wen er sich als Opfer aussuchte. Er hatte es perfektioniert.

      Es war wieder Zeit, Zeit für ein neues Opfer. Zeit es aus der Masse herauszupicken, zu beobachten, seine Gewohnheiten kennen zu lernen. Und dann der Höhepunkt. Jerric plante schon alles, freute sich darauf, dieses Mal etwas Neues auszuprobieren. Oh ja, das würde seiner Wut gerecht werden. Vor sich sah er sein Opfer an der Straßenecke sitzen, wie jeden Tag sammelte der alte Obdachlose Geld von den vorbeiziehenden Menschen. Jerric lächelte, nickte ihm freundlich zu und warf ihm eine Münze in den Plastikbecher. Sie fiel klimpernd auf die anderen Münzen und er hörte ein gemurmeltes „Danke.“ Er drehte sich noch mal zu ihm um und lächelte immer noch „gern geschehen. Sie sitzen hier jeden Tag und ich möchte ihnen gerne etwas Gutes tun.“ Jerric war in die Hocke gegangen um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Das schaffte Vertrauen. Der Obdachlose zog seine Augenbrauen hoch und starrte Jerric verwundert an. „Etwas Gutes? Na das ich das noch erlebe. Wissen sie, ich bin jetzt schon seid so langer Zeit auf der Straße unterwegs und ich habe so viel erlebt. Aber das mir einer einfach so etwas Gutes tun möchte.“ Er schüttelte den Kopf und eine verfilzte Strähne seiner ungepflegten Haare fiel ihm ins Gesicht. Er strich sie mit seiner Hand zurück hinters Ohr und starrte Jerric entgeistert an. Jerric lächelte immer noch und nickte langsam. Er wusste genau, wie man Obdachlose dazu bewegte mit einem zu kommen. Man konnte sie mit den einfachsten Dingen ködern.

      „Was halten sie davon, wenn sie mit zu mir kommen, ein heißes Bad nehmen und eine Nacht bei mir übernachten. Morgen würde ich dann gemeinsam mit ihnen überlegen, ob ich ihnen nicht einen Job anbieten kann. Sie wollen doch von der Straße weg, oder?“ Der Obdachlose nickte glücklich und seine Augen strahlten. Natürlich wusste Jerric dass dieser Obdachlose von der Straße weg wollte, er hatte schon mehrere Gespräch zwischen ihm und anderen Passanten belauscht, hatte sich über ihn erkundigt und wusste auch, dass man ihm letzte Woche seinen Schlafplatz weggenommen hatte. Von daher hatte Jerric wirklich leichtes Spiel.

      Wenig später hörte er, wie Wasser in die Badewanne eingelassen wurde und er lächelte. Nicht mehr lange und er könnte die Worte sagen. Könnte auf die Schattenseite wechseln. Beflügelt von dem bevorstehenden Ereignis ging er in die kleine Küche und stelle eine Tasse mit Milch in die Mikrowelle. Als sie warm genug war, rührte er Kakaopulver und Schlafmittel ein. Eigentlich liebte er es, wenn sich sein Opfer wehrte, wenn es mitbekam, wie Jerric es zerstückelte. Doch diesmal wollte er etwas Neues. Er wollte es genießen und nicht gegen einen sich wehrenden Körper ankämpfen.

      Er lächelte weiter und trat in das mollig warme Badezimmer. Leise schloss er die Tür, drehte den Schlüssel um und steckte ihn in seine Hosentasche ein. Der Obdachlose bekam davon nichts mit, er genoss das warme Wasser mit dem Schaum und Jerric sah, wie sich das Wasser schon dunkel verfärbte vor Dreck. Jerric stellte den Kakao auf das kleine Tischchen neben der Badewanne, setzte sich auf den zugeklappten Klodeckel und wartete ab. Der Obdachlose tauchte unter Wasser und wieder auf, seine Haut war von dem heißen Wasser schon rosig geworden. Er trank etwas von dem Kakao und nickte dankend. Jerric lächelte. Die Vorfreude erregte ihn, sollte er vielleicht doch schon anfangen? Die Worte waren schnell gedacht, doch er hielt sich zurück. Nein, er wollte etwas Besonderes. Es sollte perfekt werden. Langsam rutsche er auf der Klobrille hin und her und wartete, bis der Obdachlose schläfrig wurde.

      „Könnte ich noch etwas Shampoo bekommen?“ fragte der Obdachlose zögernd und Jerric zuckte erschrocken zusammen. Fast hätte er „into the dark“ geschrien, doch er konnte sich gerade noch auf die Lippe beißen. „Na klar, warte ich bringen ihnen etwas.“ Er stand auf, spürte seine vorhandene Erektion und versuchte sie zu verdecken. Sein Opfer sollte nicht damit rechnen, dass er ihm etwas tun wollte. Er sollte friedlich einschlafen und dann würde er loslegen. Der blumige Duft von seinem Lieblingsshampoo erfüllte das Bad und Jerric merkte, dass er dem Drang nicht länger wiederstehen konnte. „into the“ flüsterte

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