Hanni. Arne Wellbrook-Janssen
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Zweites Kapitel – Ankunft im Westen
Es dauerte noch weitere drei Wochen, bis ein erneuter Brief von Hanni eintraf, in dem sie mir schrieb, dass ihr Antrag auf vorübergehende Ausreise aus der Republik genehmigt worden war und sie schon am kommenden Freitag fahren dürfte. Weiter schrieb sie, dass sie in aller Frühe mit dem Interzonenzug von Eisenhüttenstadt aus über Berlin, der Hauptstadt der Republik, in Richtung Hamburg fahren würde, nach Erledigung der notwendigen Grenzkontrollen durch die Grenztruppen der Republik in Schwanheide an der ersten Bahnstation im kapitalistischen Westen aussteigen und hoffen das ich dort auf sie warten würde. Weiter schrieb sie die genaue Abfahrtszeit in Eisenhüttenstadt und die voraussichtliche Ankunft in Büchen, eben dieser ersten Bahnstation nach der Staatsgrenze. Ich fühlte mich plötzlich völlig überfordert, schließlich hatte ich bisher noch keinen Besuch aus der Zone bekommen, was musste ich vorbereiten, was erwartete Hanni von mir, es war noch soviel zu klären und bisher hatte ich noch keine Antworten gefunden. Ich beschloss erstmal nach Geesthacht zu fahren, um beim dortigen Postamt ein Telegramm aufzugeben, ein Rückbrief auf dem Postwege hätte viel zu lange gedauert, wahrscheinlich hätte ihn Hanni vor ihrer Abreise gar nicht mehr bekommen, wir hatten heute schließlich schon Mittwoch. So telegrafierte ich ihr, dass ich am Freitag zur angegebenen Zeit am Bahnhof in Büchen auf sie warten würde und mich sehr freue, sie nach all den Jahren endlich wiedersehen zu können und dürfen. Ich fand die Höflichkeit meiner Formulierungen sehr nett und dem Anlass entsprechend. In den verbleibenden zwei Tagen bis zu ihrer Anreise ließ ich von Anneliese Petersen, ich durfte sie aber Lilli nennen, unserer Zugehfrau und Hauswirtschafterin, das Gästezimmer herrichten. Wir stellten für Hanni einen Schwarzweiß Fernseher hinein, tauschten das Gemälde von dem röhrenden Hirschen gegen das ihres Staatsratsvorsitzenden, wobei dies keine Anspielung auf die geistige Bildung des Herrn aus der Wandlitz nahe der Hauptstadt der Republik sein sollte. Auf die Kommoden und Tische in dem Gästezimmer legten wir Häckeldeckchen, die Lilli sich extra von ihrer Frau Großmutter aus dem Mecklenburgischen hatte schicken lassen, schließlich wollte ich, dass Hanni sich bei uns im Westen wohl und ein bisschen wie zu Hause fühlte. Auch hatte Lilli sich extra aus der Buchhandlung in Geesthacht ein Buch über die Speisegewohnheiten der Menschen in der Zone besorgt. Es soll öfter vorgekommen sein, dass es in der Republik an Lebensmitteln mangelte, und die Mütter und Hausfrauen der Republik sehr erfinderisch waren, was das Kochen betraf, so berichtete zumindest unsere Tageszeitung, die Holsteinerland Nachrichten, in regelmäßigen Abständen. Lilli hatte sich vorgenommen am Freitagabend zur Begrüßung ein aus mehreren Gängen bestehendes Menü zu kochen und experimentierte nun schon den ganzen Vormittag in der Küche im Wirtschaftsflügel unseres Hauses.Nun war es soweit, es war Freitagmorgen, der große Tag sollte beginnen. Lilli war schon früh auf den Markt nach Geesthacht gefahren, um alles für das große Begrüßungsmenü einzukaufen. Achim war auch schon aufgebrochen, um im Verlag, der auch in dieser Stadt angesiedelt war, noch einige Vorbereitungen für meinen nächsten Roman zu treffen, schließlich musste unser Leben nach der Friedgarten`s Affäre wieder Normalität bekommen, außerdem hatte ich mich an einem der schönen Sommerabende im Pavillon am Ende unserer Parkanlage, dort wo man die Abendsonne im Wasser der Elbe spiegeln sah, entschieden, die Geschichtenhefte über die Friedgarten`s zu überarbeiten, um sie der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung zu stellen, dieses war aber noch streng geheim, es sollte erst in den nächsten Tagen oder Wochen in einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden, um den erneuten Ansturm von Interviewanfragen noch hinaus zu zögern. So saß ich an diesem Morgen allein auf unserer Terrasse, blickte über die Parkanlage unseres Anwesens hinunter zur Elbe, schenkte mir eine weitere Tasse Kaffee ein und ließ es mir in der Morgensonne des wunderbaren Septembers in diesem Jahr noch etwas gut gehen. Unsere beiden Hunde, Lisa und Ben, deren Rasse mit Golden Retriever angegeben wurde, obwohl sie eher kleine verwöhnte Kuscheltiere waren, lagen schon auf dem Rasen und freuten sich, dass die wärmende Morgensonne ihre altersbedingte Arthrose in den Knochen etwas linderte. Gegen 11.00 Uhr machte ich mich auf den Weg, für die Fahrt zur Bahnstation in Büchen, für den Weg brauchte ich etwa eine halbe Stunde. Der Interzonenzug sollte gegen 12.00 Uhr dort eintreffen und ich wollte auf jeden Fall rechtzeitig da sein, um noch in Ruhe eine Zigarette rauchen zu können und mich auf Hanni`s Ankunft vorzubereiten. Die Bahnhofsuhr schlug 12.00 Uhr Mittag, das Dröhnen der Diesellokomotive, die den Interzonenzug bewegte, war in der Ferne schon zu hören. Der Zug kam näher, fuhr langsam in die Bahnstation ein. Die westdeutsche Grenzkontrolle, die schon am Bahnsteig wartete, stieg nachdem der Zug zum Halten gekommen war ein, um eine weitere Ausweiskontrolle durchzuführen. Nur wenige Menschen stiegen hier, an der ersten Bahnstation im Westen aus, das Zonenrandgebiet war auf westdeutscher Seite wenig besiedelt, meist gab es hier nur weite Kornfelder und große, natur belassene Ländereien. Ich schaute aufgeregt immer wieder in beide Richtungen am Zug entlang, aber von Hanni war nichts zu sehen, wahrscheinlich durfte sie während der Ausweiskontrolle den Wagon nicht verlassen. Nach etwa einer Viertelstunde stieg die Grenzkontrolle wieder aus dem Interzonenzug, von Hanni war immer noch nichts zu sehen. Als der Zugschaffner nach weiteren wenigen Minuten die Kelle hob und mit seiner Pfeife ein Signal gab, setzte sich der Zug langsam wieder in Bewegung. Die Diesellokomotive dröhnte wieder auf, wurde zunehmend lauter und der Zug verlies den Bahnhof, um nach wenigen Augenblicken in der Schneise, die für die Gleise in die Wälder des Elbtal gezogen wurde, zu verschwinden, und plötzlich stand ich allein auf dem Bahnsteig. Hanni aber war offensichtlich nicht mit diesem Zug mitgefahren, hatte sie ihn verpasst, durfte sich vielleicht im letzten Augenblick doch nicht in den kapitalistischen Westen ausreisen? Ich wusste es nicht, daher beschloss ich erst einmal nach Hause auf unser kleines Anwesen zu fahren um dann Achim anzurufen und zu berichten was passiert war.
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