Fernbeziehung. Philipp Zeiler

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Fernbeziehung - Philipp Zeiler

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Biologie und Wirtschaft waren in der zwölften Klasse nicht gerade meine besten Fächer, um nicht zu sagen, die schlimmsten.

      Es war mir eigentlich alles egal, zu retten war sowieso nichts mehr.

      Und so begann ich den Fehler zu begehen einfach nichts mehr für die Schule zu machen.

      Wenn ich etwas genau wusste, dann dass es in der 13. Klasse nicht besser geworden wäre, sondern eher noch schlechter.

      Ich ließ mich von meiner ehemaligen Physiklehrerin also beraten und auch sie empfahl mir einen Neuanfang.

      Natürlich musste ich mir auch im Klaren sein, dass ich dann nicht so weitermachen konnte wie bisher.

      Ich erfuhr, dass sie meine Tutorin wird, was sie heute tatsächlich ist.

      Ich hatte einen entscheidenden Vorteil.

      Ganz neu war die Klasse nicht für mich.

      In der Jahrgangsstufe hatte ich ohnehin schon einige christliche Kontakte geknüpft.

      Ein paar nette junge Leute, mit denen ich schon gemeinsam Andacht gefeiert habe.

      Aber auch jemand aus meiner bisherigen Klasse hatte im Fach Biologie (da erkennt man ein Muster oder? ) nicht bestanden und musste wiederholen.

      In die 13. Klasse wäre ich definitiv gekommen, aber was hätte mir ein schlechtes Abitur gebracht?

       Nichts.

      Da war ich lieber bereit noch ein Jahr zusätzlich zu absolvieren und wenn ich ehrlich bin, die Lust ins Berufsleben oder ins Studium zu starten, die fehlte mir noch längst.

      Also brauchte ich nicht sehr lang, um meine Entscheidung endgültig zu fällen.

      Ich ging am ersten Schultag wie gewohnt zur fünften Stunde in die Schule und suchte das Klassenzimmer.

      Komisch, dass ich es so schnell fand.

      Wie genau ich das geschafft habe weiß ich heute auch nicht mehr.

      Es war ein unbezahlbarer Blick der jungen Leute, die mich anstarrten als hätten sie einen Geist gesehen.

      Dennoch sahen sie alle super nett aus.

      Es kamen keine dummen Bemerkungen, wobei man an dieser Stelle schon sagen muss, dass das Niveau an einem beruflichen Gymnasium dann doch schon etwas höher war.

      Alles war neu für mich.

      Aber diese neue Erfahrung fühlte sich verdammt gut an.

      Ich erfuhr an diesem Tag, wie mein Stundenplan sein würde und bei welchen Lehrern ich Unterricht haben würde.

      Und das ist meiner Meinung nach sehr gut ausgefallen.

      Es gab gerade mal einen Lehrer, den ich gerne wieder zurückhätte, aber ansonsten hatten diese Veränderungen wirklich sehr gut getan.

      Heute habe ich einen Durchschnitt von zwei.

      Letztes Jahr um die Zeit war er bei vier oder fünf.

      Ich denke, dass das schon zeigt, dass ich mich bemühe mein Leben und meine Karriere irgendwie in den Griff zu bekommen.

      Manchmal musste man im Leben auch Umwege gehen.

      Das wusste ich nicht erst seit gestern und ihr wusstet das ganz sicher auch bevor ihr mein Buch angefangen habt zu lesen.

      Die Klasse stellte sich als sehr sympathisch heraus.

      Sie fragten mich und meinen bereits bekannten Klassenkameraden warum wir in ihrer Jahrgangsstufe

      gelandet sind.

      Dann mussten wir beide lächeln und haben es erzählt.

      Nicht als die Wahrheit.

      Die Noten haben uns förmlich dazu gezwungen diesen Schritt zu gehen.

      Bei ihm ging es nicht anders, bei mir ... wenn man ehrlich ist, ging es auch nicht anders.

      Ich erzählte auch Nicole von dieser neuen und gleichzeitig genialen Klasse.

      Später lernte ich sogar Skat zu spielen.

      Ein Mitschüler hat es mir beigebracht.

      Ich habe schon einmal versucht SKAT zu lernen, jedoch war das vergeblich.

      Es hatte mich nicht wirklich interessiert, weil ich niemanden hatte, der es mit mir spielen konnte.

      In der Zeit, als ich das versuchte zu lernen da war es noch nicht modern mithilfe einer App zu lernen.

      Es war schön neue Menschen kennengerlernt zu haben.

      Und so habe ich mein neues Glück nicht nur mit Nicole, sondern auch in der Schule gefunden.

      Dieser Kurs war unbeschreiblich.

      Noch heute bekommen wir das oft zu hören.

      Der Matheleistungskurs galt in unserer Jahrgangsstufe sozusagen als der Vorzeigekurs.

      Wir machten mit beim Projekt, das sich für Menschen in Rumänien einsetze.

      Und auch sonst waren wir eine sehr harmonische Gruppe.

      Wenn es Probleme gab, dann wurden die auch sehr schnell geklärt.

      Wenn es um eine Abstimmung ging, dann wurde das, wie es sich gehört, demokratisch geregelt und dann haben wir über das entscheidende Ergebnis nicht mehr diskutiert.

      Ich freute mich zunehmend mehr auf das Wochenende.

      Denn dann sollte ich das erste mal die Stimme von Nicole hören.

      Wir tauschten ja (wie schon berichtet) unsere Nummern aus und sie meinte, dass wir ja gerne mal telefonieren könnten.

      Da habe ich natürlich nicht lange gebraucht, um darüber nachzudenken.

      Das Gefühl der inneren Leere, das war einfach weg.

      Und darüber war ich einfach nur froh.

      Und darüberhinaus: DANKBAR

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