STURM ÜBER THEDRA. Michael Stuhr

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STURM ÜBER THEDRA - Michael Stuhr

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hatte ihn, den Binnenländer, mit ihrer ganzen Kraft gepackt und hielt ihn in ihren Klauen. Seine guten Stoffe waren von Salzwasser durchtränkt und verdorben, und seine ganze Habe hatte er für die Passage zu den Westlichen Inseln versetzen müssen.

      Achtzig Bronzestücke hatte der Kapitän für Fracht und Überfahrt verlangt. Ein Vermögen! Dafür hatte er Llauk eine problemlose, gemütliche Überfahrt versprochen. Gerne hätte Llauk dieses dramilische Großmaul von Kapitän mit bloßen Händen erwürgt, aber erstens wäre das nicht klug gewesen, solange man noch auf See war, und zweitens war Llauk auch nicht der Mann, diesem Baumstamm von Kerl offen entgegenzutreten.

      Dabei hatte alles so hoffnungsvoll angefangen:

      Llauk, Stoffmacher aus der Provinz Idur, hatte schon lange den Plan gefaßt, die seiner Meinung nach horrenden Handelsspannen der thedranischen Kaufleute zu umgehen. Brachten seine Zunftgenossen jedes Jahr vor Frühlingsbeginn alle ihre Stoffballen zur Hauptstadt, um sie dort, seiner Meinung nach viel zu billig, zu verkaufen, so hatte Llauk in den vergangenen Jahren jeweils einen großen Teil der Ware zurückgehalten, um für eigene, bessere, Geschäfte gerüstet zu sein.

      Sein Plan stand fest: Wenn er erst genügend Stoffe gehortet hätte, würde er sich selbst auf ein Schiff wagen, um sie im Ausland teuer zu verkaufen. Selbstverständlich würde die Kaufmannschaft Thedras ihm Schwierigkeiten machen, das war klar. Llauk verbrachte einen Gutteil seiner Zeit damit, sich immer neue, wirkungsvolle Streitreden auszudenken, die er halten wollte, falls ihm Steine in den Weg gelegt würden.

      So war er dann streitlustig mit seiner Ware in Thedra angekommen. Zu seiner Enttäuschung hatte im Schneckenhafen, wo er seine Stoffe einlagerte, überhaupt kein Mensch Notiz von ihm und seinen Plänen genommen. Dafür stellte sich ihm ein anderes Problem in den Weg:

      Die Kapitäne der thedranischen Schneckenschiffe hatten zwar alle nichts gegen die Fracht eines Stoffmachers aus Idur einzuwenden - aber die Frachtraten, die sie forderten, waren allesamt so unglaublich hoch, dass Llauks Geld noch nicht einmal für eine Überfahrt nach Cebor, der nächstgelegenen Hafenstadt, gleich südlich des großen Gebirges, gereicht hätte.

      Da war Llauk zum erstenmal wankend geworden.

      Natürlich hatten sich die Kapitäne mit den Kaufleuten gegen ihn verbündet, redete er sich ein. Man wollte einfach nicht, dass er mit seiner Ware den Hafen verließ. Man fürchtete, dass er, Llauk, den Beweis anträte, dass so bessere Profite zu machen seien.

      Aber sein ganzes Wissen nützte ihm nichts. War schon ein Gutteil seines Geldes für den Transport der Stoffe nach Thedra verbraucht, so drohten nun die Lagerkosten langsam den Rest aufzufressen. dreiundachtzig Bronzestücke hatte er noch in den Taschen und mehr als einhundert kostete schon die billigste Passage.

      Llauk hatte gerade seine Stoffballen aus dem Lagerhaus bringen lassen, um sie schweren Herzens doch den hiesigen Händlern vorzuführen, da war als Retter in der Not dieser Dramile aufgetaucht.

      Llauk hatte ihn zuerst für einen Finderkapitän gehalten. Die schweren Schmuckstücke aus edlen Metallen, die der Mann überreichlich trug, deuteten darauf hin.

      Es hatte Llauk gar nicht gefallen, wie der Mann seine Stoffballen umschlichen hatte. "Was willst du?", hatte er ihn angerufen. "Für Finder ist hier nichts zu holen!", wobei er die Hand schon vorsorglich auf den Griff seines Dolches gelegt hatte.

      Der Mann hatte nur aufgelacht und war nähergekommen. "Ich bin kein Finder, Herr! Wie ich höre, sucht Ihr eine Passage für Eure Ware", hatte er mit unüberhörbar dramilischem Akzent erklärt. "Wir sollten darüber reden."

      "Ganz recht, ich suche eine Überfahrt", hatte Llauk bestätigt. "Allerdings für meine Ware und für mich. - Wohin geht Eure Reise, Dramile?"

      "Nach Hause, auf die Westlichen Inseln. Ich werde morgen auslaufen und suche noch Beifracht."

      Die Westlichen Inseln! Genau die waren Llauks eigentliches Ziel gewesen. Die Westlichen Inseln, von denen sein Sklave Tos eb Far, ein Dramile, ihm soviel erzählt hatte. Nach Tos eb Fars Berichten verstand man sich in Dramilien nicht auf die Herstellung feiner Stoffe und war bereit, für gute Ware jeden Preis zu zahlen.

      Geschickt hatte Llauks Sklave seinem Herrn den Mund wässrig gemacht, mit Berichten von den Schatztruhen der Herrschenden, die nur darauf warteten, von einem beherzten Mann wie Llauk geleert zu werden. - Mit Geschichten schöner Frauen, die unglücklich in kratzenden Gewändern einhergehen mußten und bereit waren, für ein paar Ellen weich fließenden Gewandstoffs alles, aber auch wirklich alles hinzugeben.

      Immer gieriger war Llauk bei diesen Erzählungen geworden. Seine Bedenken, man könne ihn in Dramilien vielleicht berauben oder übervorteilen, hatte Tos mit wenigen Sätzen zerstreut: "Mein Volk lebt unter einem strengen Regiment", hatte er erklärt, während er das Schiffchen durch den Webstuhl flitzen ließ, "die Leute sind das Gehorchen gewohnt. - Das siehst du ja an mir. - Bin ich nicht dein bester Sklave, Herr?"

      Das stimmte. Trotz der vielen Arbeit, des harten Nachtlagers, der kümmerlichen Verpflegung und Llauks ständig schlechter Laune, war Tos immer willig und folgsam gewesen.

      "Siehst du Herr?", hatte er weiter erklärt, "Du darfst in Dramilien keine Schwäche zeigen. Du darfst nicht bitten, du mußt befehlen! Die Anrede `Herr' ist meinem Volk geläufig wie keinem anderen unter der Sonne. Tritt auf wie ein Edelmann. - Dann werden alle Türen sich dir öffnen."

      Das hatte Llauk gefallen: Auftreten wie ein Edelmann, herrisch und selbstsicher, so ließ sich gut Handel treiben! Er würde den Dramilen - und vor allem ihren Frauen - schon beweisen, dass ein estadorianischer Stoffmacher besser zu handeln verstand, als einer dieser schmierigen Kaufleute, die jeden Kunden stundenlang mit Wein freihielten. Der Fürst - ach was - der König der Stoffmacher würde guten Handel treiben und den dramilischen Markt an sich reißen. Jedes Jahr würde er Schiffe voller Stoffballen zu den westlichen Inseln begleiten. Tos hatte ganz recht, man mußte nur wissen, wie man mit diesen Leuten umzugehen hatte.

      So hatte Llauk es vor allem seinem untertänigen Sklaven zu verdanken, wenn er nun in seinen Untergang stolperte. Willig hatte Tos ihm sogar die Grundzüge der dramilischen Sprache beigebracht. – Genauso gut hätte er seinem Herrn eigenhändig die Kehle durchschneiden können.

      Ein Dramile! Llauk schaute den fremden Kapitän scharf an. Hier war nun eine Gelegenheit, Tos eb Fars Ratschläge auszuprobieren: "So, also Beifracht suchst du? Und wie kommst du darauf, dass ein Stoffmacher aus Idur seine wertvolle Fracht einem dramilischen Kapitän anvertrauen will?"

      "Ich bin billig, Herr."

      Diese schlichten Worte des hünenhaften Dramilen trafen Llauk mitten ins Herz. Bemüht, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen, spielte er seine Rolle weiter.

      "Billig bist du? - Billig kann nur sein, wer ein schlechtes Schiff hat!" Diese Weisheit hatte Llauk in den letzten Tagen oft genug von thedranischen Kapitänen zu hören bekommen.

      "Die Große Geliebte ist ein gutes Schiff", erklärte der Dramile ungerührt. "Ihr werdet zufrieden sein, Herr."

      Llauk hatte die `Große Geliebte' schon im Hafen bemerkt, aber nicht weiter beachtet. Sie war erst gestern, tief im Wasser liegend, von See gekommen, als Llauk bereits alle Hoffnung aufgegeben hatte. Trotzdem blieb ein Rest der alten Zuversicht.

      "Wann läufst du aus?" Llauk schaute den Kapitän unsicher an. "Und was forderst du als Frachtrate?"

      "Morgen, mit der Abendflut, Herr", hatte die Antwort gelautet. "Wir nehmen nur frischen Proviant auf. - Wenn Ihr dann bereit seid,

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