Aus dem puren Leben gegriffen Teil 9. Klaus Fleischer

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Aus dem puren Leben gegriffen Teil 9 - Klaus Fleischer

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um seinen Kofferraum zu öffnen.

      So benutzte Benno dann auch einige Hebel im Inneren.

      Nach dem er die Hupe, den Blinker, den Scheibenwischer und das Licht gefunden hatte, schaltete er aus versehen das Radio ein. Mit Musik geht ja alles besser, dachte Benno.

      Und es ging.

      Er fand die Handbremse, die Warnblinkanlage und die Lüftungsbedienung. Paulchen, was der sechsjähriger Spross war guckte schon eine Weile interessiert durch die offene Fahrertür und zog mit seiner Kinderhand dann unter dem Armaturenbrett an einem Hebel. Vorn tat sich etwas.

      „Benno, komm raus. Ich glaub hier vorn geht es auf.“ :freute sich nach einer guten halben Stunde seine Monika. Der Führerscheinneuling schaute und nach zehn Minuten weiterer Untersuchungen und mit logischem männlichen Verstand fand er endlich vorn einen zweiten gut versteckten Hebel und der Kofferraum war endlich offen.

      Aber Scheibenkleister! Er war schon voll. Der Motor war darin recht platz füllend verstaut.

      Also wieder ins weinrote und weitergesucht, denn das tolle Auto hatten ja noch hinten eine aufgehen müssende Klappe.

      Wieder kniete Paulchen neben der Fahrertür und guckte wissbegierig zu. Seine kleine Hand hatte nach zehn Minuten aber wiederum zufällig mehr Glück als der ausgebildete Vater und endlich ging es hinten auf. Links ganz unten neben Fahrersitz fanden Pauls Händchen den notwendigen Hebel.

      Warum man diese wichtigen Hebel auch so blöd versteckt anbringen musste, wird Benno wohl nie erfahren.

      Also verschwand nun der große Picknickkorb in dem nun zu seiner Überraschung doch noch völlig leeren Kofferraum (er hatte ja schließlich Platz für einen Ersatzmotor gehabt). Beim Schließen der Kofferraumklappe fiel seiner Monika ein unscheinbares und wieder recht gut verstecktes Loch dicht unter dem Nummernschild auf. Ein Schlüsselloch.

      Nun war nach fast zwei Stunden alles endlich verstaut. Der Picknickkorb, seine Monika, die beiden Jungen und der wichtige Benno.

      Nach nur wenigen Minuten und etwas durcheinander geratenem Gehirn hatte er dann das notwendige Zündschloss mit dem dazugehörigen Zündschlüssel betätigt und auf Grund seiner gut bestandenen Ausbildung war die ganze Familie dann zwar ab und zu noch etwas stotterig, aber immerhin schon drei Straßen weiter gekommen.

      Plötzlich stotterte nicht der Benno, sondern der Wagen und blieb dann mit ausgeschaltetem Motor mitten auf einer Ampelkreuzung stehen.

      Seine Familie schien das auch noch lustig zu finden, denn alle drei lachten sich fast schon kaputt.

      Der Vati zündete einige Male vergeblich und dann stand plötzlich wie vom Himmel gefallen ein hilfsbereiter Polizist mit hochrotem Kopf neben der Fahrertür und er fuchtelte recht wild mit seinen grünen Armen herum.

      „Mann, was ist los? Sie blockieren die ganze Kreuzung.“

      „Entschuldigen Sie, Herr Major, aber ich weiß nicht was er hat. Der ist doch noch nagelneu.“

      Flehend sah der Fahrschulabsolvent dem Freund und Helfer ins rote Antlitz.

      „Starten Sie doch noch mal.“ :half der gute Mann mir mit weisen Worten.

      Er startete –er startete wie der Pilot einer Boeing 707, aber es blieb wie es ist.

      „Haben Sie überhaupt genug Sprit im Tank, Mann?“

      Benno hatte es ehrlich gesagt nicht, weil er ja der Meinung war, das weinrote Wägelchen fährt mit Superbenzin und nicht mit Sprit.

      Nachdem der immer noch hochrote grüne Polizist sich noch einige Verstärkung von umher stehenden Passanten und angehaltenen Fahrzeugführern angefordert hatte, fand sich die kleine Ausflugsfamilie sogar ganz ohne Sprit von der Kreuzung runter an der gegenüber liegenden Straßenkante wieder und Bennos Geldbörse war um vierzig Euros Bußgeld leichter geworden.

      Dann wollte er dem Übel aber auf seinen Grund gehen und nach dem Supersprit sehen. Die ihm aus seinem Buch und Erinnerung bekannte Sprit-anzeige zeigte ihm tatsächlich schon etwas rot drohend den leeren Tank an.

      Nun wusste der schon leicht in Stress geratene Benno von Harry, was ein guter Freund von ihm war und einen mittleren LKW fuhr, das dieses Spritbehältnis gut zugänglich und mit einem leicht zu öffnenden Schraubverschluss vorhanden sein musste. Nach drei Runden um den weinroten herum und verzweifelten Blicken unter ihn, in den nun auch wieder aufgehenden Kofferraum und der Motorhaube, blickte der Fachexperte für Superbenzinschraubverschlüsse in die drei, schon etwas verweinten Gesichter seiner Familie.

      Vielleicht war das ja ein Versuchsmodell – ging es ihm nun doch schon recht wirr durch den Kopf.

      Kurz entschlossen sprach er dann den nun wieder nur noch grünen Polizisten an der Kreuzung wegen seines kleinen Problems an und dieser zog den Entzug seiner blütenweißen Fahrerlaubnis sofort in Erwägung. Er half dann aber doch noch wieder leicht gerötet und nach wenigen Minuten zeigte der schlaue Mann dem Familienvater eine unscheinbare kleine Klappe am linken hinteren Kotflügel.

      Nach einer Stunde war Benno dann wieder mit einem frisch von der nächsten Tankstelle erstandenen Kraftstoffbehälter mit zehn Liter Spritinhalt zurück, fand auch gleich die notwendige Einfüllöffnung unter der nun endlich auch ihm bekannten kleinen Klappe am hinteren linken Kotflügel.

      Die zehn Liter verschwanden vollständig im Tank und nach dem Benno einige Startversuche mit Schweißperlen auf seiner Autofahrerstirn hinter sich gebracht hatte, summte es vor ihnen unter der wieder ordnungsgemäß verschlossenen Motorhaube.

      Ein Siegesschrei aus vier Kehlen machte sofort den noch immer in der Nähe stehenden Polizisten auf die Ausflügler aufmerksam, aber er blieb ohne roten Kopf und diesen aber leicht schüttelnd an seinem wichtigen Arbeitsplatz stehen.

      Die ganze Familie saß dann anschließend ganz gemütlich am häuslichen Kaffeetisch und ihr weinroter Sonderausfertigungswagen war immerhin weitere 2553 Meter gefahren

      Seitdem hat der schnell dazu lernende Benno immer den Reservebehälter mit zehn Liter Supersprit in dem nun von ihm nun sicher zu öffnenden Kofferraum und die Familie ist zwei Wochen später tatsächlich am Sonntag hinaus gefahren und sie haben auf einem Waldparkplatz fünfzehn Kilometer aus der Stadt raus ein herrliches Picknick gemacht.

      Wie sagt man immer: „Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen.“ – und warum sollte es dann ein frisch gebackener Autofahrer tun.

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