Technologie sucht Sinn. Dominik Rüchardt

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Technologie sucht Sinn - Dominik Rüchardt

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      Erst mit Plato kam etwas grundlegend Neues dazu: Die Götter hoben sozusagen ab, entschwebten in einen immer abstrakteren Himmel. Die Ideenleere Platos sagt: von allem, was ist, gibt es eine Idee. Das ist die reine Form, sie ist einzigartig und göttlich. Was wir sinnlich erfahren, sind nur (irdische) Abbilder dieser Idee. Damit prägt er das Bild von einer reinen, göttlichen Idealwelt, die aber für alles irdische Leben unerreichbar ist. Es gibt also die Idee einer Katze und es gibt Katzen, die herumlaufen, die aber sterblich sind und verschwinden, nur der Ideenanteil bleibt. So entstand im Weiteren die Trennung zwischen Leib und Seele.

      Platos strenges Konzept hat die späteren fast 2000 Jahre geprägt, unter anderem das Christentum, das vieles von Plato übernommen hat, dieser Prozess zog sich aber einige hundert Jahre hin.

       Der Jenseitsbonus der Christen

      Das kleinstaatlich geprägte antike Griechenland, wurde von den sehr viel unkultivierteren Römern abgelöst. Sie waren hervorragende Organisatoren. Metaphysisch trugen sie nicht viel bei, sondern übernahmen das Griechische. Sie führten über viele Jahrhunderte pragmatisch ihr Imperium auf hohem Niveau bis sie am eigenen Erfolg scheiterten. Die unterdrückten Germanen wurden immer gebildeter und selbstbewusster und waren in der Mehrzahl Christen: Der Jenseitsglaube machte es leichter, Unterdrückung im Diesseits auszuhalten. Gleichzeitig wuchsen sie als Söldner zur Mehrheit im römischen Heer.

      Die zunehmende Unlust der gebildeten Römer, sich mit dem Zusammenhalten der Republik zu befassen, ließ zudem das Heer immer mächtiger werden. Schließlich sah sich Kaiser Konstantin gezwungen, zum Christentum zu konvertieren, um seine Truppen hinter sich zu behalten.

      Das war der Durchbruch eines christlich geprägten Abendlandes, das sich mit einer klaren Päpstlichen Autorität und streitbaren Kaisern erfolgreich 1000 Jahre hielt. Geist und Bildung der Antike zogen sich nach Byzanz zurück. Die westliche Welt unterwarf sich und war eindeutig aus dem Jenseits bestimmt. Das Diesseits war nur ein Übergang und es galt, auf Erlösung zu hoffen. Das hielt sich, bis die Wissenschaft in der Renaissance dem Mittelalter ein Jähes Ende setzte.

      Auslöser war die Eroberung von Byzanz durch die Türken 1453. In Byzanz hatten sich Kultur, Literatur und Geist der Antike gehalten und eine Humanistische Bildungsschicht etabliert. Ihre Vertreter flohen mit den Dokumenten der Antike nach Norditalien und lösten dort einen Bildungsboom aus, der einen tausendjährigen Dornröschenschlaf beendete.

       Mit Gallilei erwachten Wissenschaft und Technik

      Gallilei rückte die Erde aus dem Mittelpunkt, die Erde wurde endgültig zur Kugel, Amerika entdeckt und die christliche Welt, allen voran die Italienische, erwachte zu neuer Blüte, ja Hochmut. Das brachte Luther und auch andere auf und das Machtgefüge der Katholiken über das Abendland wurde schwer angeschlagen. Könige und Kaufleute kamen zu neuer Macht und in lokalen Zentren entstand ein wahrer Bildungsboom.

      Stück für Stück wurde das Weltenrätsel gelöst. Wenn sich auch lange kaum ein Philosoph traute, Gottes Rolle offen anzuzweifeln, so wurde sie doch immer weiter zurückgedrängt.

       Emanzipation von Gott in der Französischen Revolution

      Mit Rousseau begann die Gottlosigkeit. Man nennt die Zeit die Romantik, in der der Mensch sich in einer maßlosen Weise seiner Freiheit und offensichtlichen Herrscherrolle über die Natur erfreut. Daraus entwuchsen zwei Linien der menschlichen Hybris: die Romantische, die sich als Allmachtsgefühl (ich bin bzw. wir sind auserwählt) über Nietzsche bis zu Hitler aufschaukelte und heute immer wieder im Autoritären Populismus hochkocht, und die rationalistische, die sich über Robespierre und Marx bis zum Stalinismus entwickelte, im Glauben, ein rational beherrschbares Staatensystem konstruieren zu können.

      Gleichzeitig entwickelte sich der Liberalismus, der schließlich zu demokratischen Systemen und Kapitalismus führte.

       And the winner is:

      Ob die Welt aus dem Jenseits oder aus dem Diesseits gelenkt wird, ist immer noch umstritten. Nach einem starken Hang zum Diesseits seit der Französischen Revolution ist der Trend der Zeit heute in großen Gruppen auch wieder stark Jenseitsgeprägt.

      Keine der Formen, die die Vertreter einer diesseitigen Schicksalsbestimmung erfunden haben, war zudem wirklich erfolgreich. Zwei führten zu grandiosen Katastrophen, der Liberalismus ist gerade dabei, sich selbst zu besiegen.

      Das Ablehnen einer Ordnung hat zu einer Ordnung geführt, die keiner mehr zu beherrschen scheint. Die Rolle der Technik bei letzterem ist mit ein Grund, warum es gerade für Techniker wichtig ist, sich jetzt mit Philosophie zu befassen.

      Erkenntnis

       Die Schöpfungsgeschichte und die Erkenntnis

      Nicht umsonst ist der Biblische Sündenfall, aufgrund dessen Adam und Eva aus dem Paradies geworfen wurden, der Wunsch nach Erkenntnis. Das paradiesische Leben war frei davon, es war vielmehr ein einfaches Hinnehmen dessen, was ist. Adam hätte das wohl genügt, doch Eva wollte nicht leben wie die Tiere, sie wollte mehr.

      Die Fähigkeit zur Erkenntnis hat die Menschheit in tiefste Zweifel gestürzt, zu wüstesten Utopien geführt, Arroganz und Streit ausgelöst und Unterdrückung begründet. Andererseits ist sie der Kern von Kreativität und Fortschritt, von schöpferischem Denken und Weisheit.

       Wahrnehmung der Wahrheit?

      Die große Frage ist, ob Wahrgenommenes wahr ist. Oder natürlich, ob Wahrheit überhaupt existiert. Und wenn, wie sie erkannt wird. Das ist immer eine große Streitfrage gewesen.

      Ein Kernproblem ist die Tatsache, dass Wahrnehmung ja immer subjektiv ist, also das Objekt der Wahrnehmung mit eingeschränkten Mitteln betrachtet.

      Die Frage, ob ein Ding ein Ding ist, oder erst durch die Benennung zum Ding wird, oder gar erst durch die Betrachtung, spielt dabei eine zentrale Bedeutung. Sie scheint müßig zu sein, andererseits lehrt uns die Quantenmechanik das Gegenteil. Auf die Idee, dass ein Teilchen seinen Zustand erst durch die Beobachtung bekommt, wäre Heisenberg ohne die Denkschule der Philosophie möglicherweise gar nicht erst gekommen.

      Die Philosophen der Antike haben sich in dem, was sie Erkenntnis nannten, gerne auf die reine Theorie zurückgezogen und die sinnliche Wahrnehmung (sehen, hören, fühlen etc., auch alles messbare) stets als ungenau herabgestuft, womit sie im Prinzip recht hatten. Platos Ideenlehre verfolgte genau diesen Ansatz.

      Auch Jahrtausende später sagt John Locke (1632-1704) beispielsweise: „Unser Wissen ist nur insofern ein reales, als zwischen unseren Ideen und der Realität der Dinge Übereinstimmung herrscht.“

      René Descartes gibt mit „Ich denke, also bin ich“ ein Erkenntnispostulat. Die Erkenntnis des eigenen Seins begründet sich aus genau diesem. Über die Existenz der Anderen sagt es allerdings nichts aus.

      Die Erkenntnistheorie unterscheidet dabei zwischen dem „Idealismus“ und dem „Empirismus“. Man kann es ein wenig sehen wie theoretische und experimentelle Physik. Die Experimentelle erzeugt Ergebnisse, die dazugehörige physikalische Lehre entsteht aber erst aus der Theorie, wenn die Ergebnisse in formale Modelle überführt sind, die aus sich heraus stimmig sind. Ohne diesen theoretischen Unterbau ist das Experiment nichts als ein nettes Spiel.

      Hier wird

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