Sammelband. Sebastian Görlitzer

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Sammelband - Sebastian Görlitzer

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Arbeitsmittel. Nach wie vor glaubte er unabdingbar an seinen Erfolg, der sich irgendwann einschleichen würde. Der würde kommen, da war er sich sicher. Die Absagen von verschiedenen Verlagen bewiesen jedoch oft das Gegenteil. Bis heute morgen schrieb er an seinem neuen Roman, welcher eine Fortsetzung des vorherigen sein sollte. Als es draußen hell wurde, die Sonne sich einen Weg durch die Glasscheiben suchte und der Hahn des Nachbarn den neuen Morgen ankündigte, setzte er den Punkt am Ende seines letzten Kapitels. Übermüdet und mit dicken Augenringen, stand er von seinem Schreibtisch auf, um sich in der Küche einen starken Kaffee zuzubereiten. Danach räumte er im Arbeitszimmer den Schreibtisch auf und ließ in der Zwischenzeit die hundert Seiten seines neuen Werkes ausdrucken. Anschließend nahm er die Liste der in Frage kommenden Verlage zur Hand, die auf seinem Schreibtisch lag und schrieb diese an.

      Kapitel 2

      „Nun, kommt ihr mit der Geschichte soweit klar?“, fragte Frau Hubert die Klasse.

      „Ja, nun darf sich Daniel hinlegen“, sagte Lisa und Daniel legte sich zugleich hin.

      Die Lehrerin las weiter. Alle hörten gespannt zu und bereiteten sich auf die nächste Szene vor.

      Irgendwann überkam Leon dann doch die Müdigkeit und er ließ die Rollläden im Arbeitszimmer herunter. Da ihm das Schlafzimmer gleichzeitig als solches und als Raum zum Arbeiten diente, standen in diesem Raum neben dem Schreibtisch ebenso sein Bett und vier volle Bücherregale. Die Mittagssonne strahlte heute besonders stark durch ´s Fenster. Nicht sehr vorteilhaft wenn man Schlaf nachzuholen hatte. Da ihm allerdings noch nicht nach schlafen war, griff er zu einem Buch und las. Seine Tasse mit dem warmen Kaffee

      stellte er links neben sich auf den Nachttisch. Danach warf er die Bettdecke

      zur Seite und legte sich hin. Den Rest des Kaffees, der sich noch in der Kanne

      befand und den die Maschine noch eine Weile warm halten sollte, schüttete er in eine Thermoskanne. Den würde er später trinken. So schnell wie er es sich gedacht hatte, würde er jedoch nicht zum lesen kommen. Denn im nächsten Augenblick klingelte auch schon das Telefon. Mit unverständlichen Worten fluchend, trottete er in den Flur. Der war wie die anderen Zimmer mit rustikalen Möbeln versehen. Genauso wie es Leon gefiel, ländlich und doch einfach eingerichtet. Wobei sich der Schreibtisch, im klassischen Kolonialstil, von den anderen Möbelstücken hervorhob. Denn der war ein Erbstück seines verstorbenen Vaters. Überhaupt, war das Arbeitszimmer Leons heiligstes Reich der ganzen Wohnung.

      Das Zimmer diente ihm dazu, sich vom Alltag zurückziehen zu können.

      Er war nicht in vielen Dingen eitel. Bezüglich seiner Privatsphäre war er es allerdings

      sehr. So gestaltete er sich sein Leben und sein Zuhause nach seinen eigenen Vorstellungen. Und da er von Technik und neumodischem Schnickschnack nichts hielt, war das Telefon gleich neben dem Computer, das einzige Moderne in der Wohnung. Ein Handy hatte er schon gar nicht. Er nahm das Telefon aus der Ladestation und meldete sich mit seinem Namen und wartete geduldig bis sich jemand auf der anderen Seite bemerkbar machte. Die Redaktionschefin einer städtischen Zeitung meldete sich dann auch schon:

      „Guten Tag, ich bin von der Tageszeitung ‚Nachrichten am

      Tag’ und melde mich heute bei Ihnen, weil ich eines ihrer Kurzgeschichten, die sie kürzlich eingereicht hatten, gern in unserer Zeitung veröffentlichen möchte. Wäre das in ihrem Interesse?“ Leon war erfreut und überrascht zugleich. Damit hätte er nicht gerechnet.

      Er antwortete: „ Sehr gern, um welche Geschichte würde es sich denn handeln?“

      Die schnurlosen Telefone, waren doch eine praktische Erfindung, gestand er sich kurz ein.

      Man war nicht angebunden und konnte damit in jeden Raum gehen oder sich auf ´s Sofa setzen oder damit in der Wohnung auf und ab laufen, so wie es Leon gerade tat.

      Leon eilte nun zügig ins Arbeitszimmer um die Sammlung seiner

      Werke heraus zu suchen. Die Redakteurin schien ebenfalls in ihren Unterlagen zu wühlen, wie man hören konnte. Leon bekam den Eindruck, sie hätte sich nicht gut genug auf das

      Telefonat vorbereitet. Aber nur wenige Minuten später, nannte sie den Titel der bevorzugten Geschichte und Leon suchte das Blatt aus dem bereitliegenden Ordner heraus. Er hörte der Dame am anderen Ende der Leitung weiter zu. Als sie meinte:

      „Wenn diese Geschichte bei den Lesern gut ankommt, werden wir sicher auch

      weitere veröffentlichen. Diesbezüglich würde ich gern mit Ihnen persönlich

      sprechen, wenn es soweit ist. Wäre ihnen das möglich?“

      „Ich kann es mir sicher einrichten“, antwortete er.

      Sie vereinbarten einen Termin, der für beide möglich war und ein paar

      Minuten später, war das Telefonat beendet. Nach ständigen Ablehnungen

      von verschiedenen Verlagen war dieses Gespräch doch ein kleiner Lichtblick für Leon.

      Wenn dieses Werk bei den Lesern erfolgreich ankäme, würde er jederzeit mit neuen Aufträgen rechnen dürfen und dann würde er endlich als Autor ernst genommen werden. Nach dieser Gelegenheit sehnte er sich seit Jahren. Nur leider erfolglos. In diesem Moment träumte er davon, wie er morgens vor seinem Stammkiosk stand und die aktuelle Ausgabe verlangte. Er bezahlte und blätterte bis zum Artikel seiner Kurzgeschichte vor. Als er sie fand, leuchteten seine Augen auf. Eine seiner Kurzgeschichten in einer bekannten Zeitschrift.

      Das war sein Wunsch. Mit einem triumphalen Lächeln auf den Lippen wachte er aus seinem Tagtraum auf und bemerkte wie er mitten im Wohnzimmer und nicht auf der Straße stand. Er kehrte zurück in sein Bett und nahm sein Buch erneut zur Hand. Seine Gedanken blieben bei dem eben geführten Telefonat hängen. Dabei kostete es ihn vermehrte Konzentration, sich auf das Lesen zu konzentrieren. Daraufhin dauerte es nicht lange bis er einschlief.

      Kapitel 3

      „Die Geschichte scheint aber langweilig zu sein“, sagte die Rolle des Pauls.

      „Lauren, sie wird erst noch spannend“, sagte Frau Hubert.

      „Geduld bitte.“

      Lisa richtete gerade ihr Kleid und setzte sich wieder.

      „Es kann weitergehen“, sagte sie freundlich.

      Leon schlief unruhig, träumte wirres Zeug und murmelte dabei ständig unverständliche Worte. Er wälzte sich im Bett hin und her. Irgendwann fiel das Buch zu Boden und er zerrte an der Daunendecke herum, bis sie über seinem angespannten Körper lag. Durcheinander wie mehrere Stücke Stoff, hing die Decke quer über seinem Leib. Wie gefangen im eigenen Bett lag er da. Die Bilder seines Traumes wurden immer deutlicher. Er träumte von einem Banküberfall in der Stadt. Er konnte sehen, wie zwei maskierte Männer mit Pistolen bewaffnet, in die Filiale der Stadt stürmten. Wild schossen sie beim Eintreten um sich. Es schallte dabei jedes Mal geräuschvoll durch die Räume. Voll geballter Aggression brüllten sie: „Ruhe! Alle auf den Boden, dann passiert euch nichts.“

      Die Kunden gehorchten in ihrer Angst. Die Angestellten unterwarfen sich ebenfalls und warteten auf Befehle. Die zwei Typen trugen wie abgestimmt, hellbraune Jacken, marineblaue Jeans und abgetragene Sportschuhe.

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