Rehbusse und andere Missverständlichkeiten. Christoph Weisser

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Rehbusse und andere Missverständlichkeiten - Christoph Weisser

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       1649 “Uhu!“

       1651 Zugpferdchen

       1652 Alterstrost

       1653 Higgs und Hoggs

       1655 Augenstern

       1656 Im Anfang wie in Ewigkeit

       1657 Rat und Riten

       1658 Das Kerngeschäft

       1659 Tierhausen

       1677 Auf und ab Zucker

       1683 Mensch, bedenke!

       Impressum

       Vorwort

      Gut ein paar Jahre waren vergangen seit den Visualisationsreihen von „Drei Rosen“ und „Egons Wirklichkeit“, und eigenartigerweise wurde es eher je länger je schwieriger, „vernünftige“ Kommentare zu den nummerierten Kurztexten aus der handschriftlichen Original-Sammlung zu verfassen. Jedenfalls wurde das von Herausgeberseite so befunden.

      Es stellten sich daher erneut grundsätzliche Fragen, wie beispielsweise, ob die Texte möglicherweise von Anfang an missverstanden wurden; ob sie gar keine Sinnreihen oder Erkenntnisschritte abzubilden versuchten, sondern tatsächlich so aufzufassen waren, wie sie vorlagen: als zusammenhanglose Einzelstücke? Und doch nicht nur als solche, sondern eben auch als Rätselschriften, Enigmen, als Orakel, Vexierbilder und Kopfnüsse? Ja, vielleicht ermöglichte gar einzig ein solcher, leichtherziger und freimütiger Zugang eine gewinnbringende, resp. vergnügliche Lektüre dieser akribisch wirkenden Sentenzen? Diese neue These lohnte doch zumindest auf die Probe gestellt zu werden!

      Auf diese Weise entstand diese Publikationsidee, für welche sich eine kostenfreie, downloadbare Internetversion förmlich anbot: Liess sich doch die ungewöhnliche Textsorte so am besten testen und mit ihr, wer weiss, auch einen neuen Akzent in der Gegenwartsliteratur setzen.

      Im Verlauf der Projektbesprechung legte sich sogar nahe, noch einen kleinen Schritt weiter zu gehen: Wie, wenn die Rätselworte zum Zweck ihrer Entschlüsselung unmittelbar an die Intelligenz der Leserschaft appellierten? Wenn letztere quasi zum Kollaborieren aufgerufen wurde oder zu Hilfestellungen, die Verständnisschleier dieser Bonmots zu lüften? Was hinderte überhaupt daran, die Aphorismen als Fragestellungen zu präsentieren, resp. die Leserinnen dazu aufzurufen, aktiv Rückmeldungen zu geben mittels Deutungsvorschlägen, Urteilen oder Kommentaren?

      Je ein Beispiel eines solchen fand in der Folge der weiteren Entwicklung des Projektes schliesslich Eingang in die vorliegende Publikation. Dieses steht jeweils ohne Wertung unter jedem Textzitat kursiv gedruckt. Ob hilfreich oder (noch weiter) irreführend im Hinblick auf ein besseres Verständnis der Originale, will es immerhin als Vorschlag aufgefasst werden, wie jemand auf die oft bildhaften Gedanken eines Rätselwortes reagieren könnte…

      Natürlich bleibt es dem Leser freigestellt, nach seinem Belieben zu tun oder zu lassen, so wie es, seit es den Leserstatus gibt, schon immer sein Privileg gewesen ist. Aber alle, die sich inspiriert fühlen, sind eingeladen, die geheimnisvollen Seiten zu bereichern, indem sie auf www.rehbusse.blogspot.com eigene Kommentare zu den entsprechenden Texttiteln anfügen. Die Herausgeber sind jedenfalls gespannt, ob sich – dank der Leserschaft – dann doch eine Art „Sinnreihe“ oder irgendwelche „Erkenntnisschritte“ herausbilden aus dieser Sammlung kurioser Einfälle…

      Montréal, im Herbst 2014

      der Autor

       1233 Anderswo

      Als wäre ich aus einem Raumschiff abgesprungen, falle ich in ein feindliches Paradies: von mir lösen sich Fallschirme wie Hautschichten, während mich ausserirdische Speere und Lanzen begrüssen ohne mir im Geringsten zu schaden.

       Würde nicht bestreiten, dass ich nachts im Traum nicht auch schon nach anderen Existenzmöglichkeiten ausgeschaut hätte, die mir übrigens genauso wenig vertrauenswürdig erschienen sind.

       1257 Bengeln

      Der vornehme Saal war mit riesigen Farbschildern verhangen. Mit ihrem Zerschlag konnten neue Wirklichkeiten aufgebrochen werden.

       So quasi à la Rittertournier den Prinzessinnen von allen Fürstenhäusern Eindruck machen: ist es das? Respektive bemalte Schlosstore einschlagen, bis man zur Schatzkammer gelangt? Oder ist alles doch „galaktischer“ gedacht?

       1261 Kurzgeschichte

      Ich war ein Stein mit Sicht in den Bergen.

       Sag nur noch, dass sich Edelsteine schliesslich auch abkapseln. Und noch lange nicht alle gefunden werden! (So viel Eigenbrötlertum geht bei mir nicht durch. Denn was soll sonst der ganze Rest mit sich selber anfangen?!)

       1265 Jury

      Du schiesst mit deinem Blick Strahlen von einer Empore auf die in der Bahnhofshalle der Hauptstadt sich drehende grosse Weltkugel. Und da wo sie hinfallen - nicht auf der Kugel, in der Welt! - realisieren sich die schönsten Filme. Filme, die man achtsam aussucht, um dem fehlbaren Menschen den Geschmack an allem Lebenden zu bestärken.

       Wenn jeder Mensch eine „Welt“ ist, oder von mir aus nur schon ein Land seine eigene Kultur hat und sein Brauchtum, so lässt sich doch anhand seiner schönsten Eigenschaften ein sinnhaftes Leben bilden; und das darf dann allen Mut machen!

       1288 Situations-Check

      Es wurde Abend. Ich war in einer Sackgasse gelandet. Da gingen die Lichter an in der Strasse, in den Häusern. Musik bot auf zu einem Fest. Es war keine Sackgasse. Auf allen Seiten verbanden unzählige Gässlein die Strasse mit dem umliegenden Wohnquartier. Wenn ich denn bliebe, so wär es freiwillig.

       Ja, komm bleib doch, sei gemütlich. Was willst du auch immer an den verlorensten Ecken (allein) herumzigeunern.

       1307 Tagesheiliger (14.Februar)

      Valentin

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