Märchen helfen heilen. Gudrun Anders

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Märchen helfen heilen - Gudrun Anders

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und macht sie für uns nutzbar.

       Märchen helfen uns, Probleme zu lösen, bei denen wir aus dem logischen Denken heraus keine befriedigende Lösung gefunden haben.

      Wie oft haben sie schon tagelang über ein bestimmtes Thema nachgedacht, immer wieder gegrübelt und sind daran fast verzweifelt? Wie oft haben sich ihre Gedanken in einem Teufelskreis gedreht, aus dem ein entrinnen schier unmöglich schien? Sie haben in diesen Fällen zur Problemlösung vergessen, die rechte Gehirnhälfte in den Lösungsprozess mit einzubeziehen. Das entrinnen aus diesem Teufels-kreis ist durch das Schreiben eines Märchens möglich. Und auch dann, wenn der Verstand über die im Märchen vorgeschlagene Lösung noch so unzufrieden sein wird, es ist das Einfachste, dem aufgezeigten Weg zu folgen und sehr schnell eine Veränderung der Lebensumstände zu erzielen.

       Wir können an uns neue Talente entdecken und freisetzen.

      Das bezieht sich nicht allein auf ihre sehr wahrscheinlich vorhandene Fähigkeit und ihr Talent, Märchen zu schreiben. Es ist auch möglich, dass sie entdecken, dass sie doch ein guter Vater sind, doch eine gute Hausfrau sein können oder vielleicht zu etwas größerem geboren sind, als in einem jämmerlichen Büro tagtäglich zu versauern.

      Märchen führen uns zu unseren tiefsten Wünschen und Bedürfnissen, aber auch zu unseren wahren Aufgaben, vielleicht zu unserer Berufung, die unserem Leben einen wahrhaften, erfüllenden Sinn geben würde.

      Märchen machen uns unsere Stärken und Schwächen bewusst und zeigen uns, wie wir am besten mit ihnen leben können, vielleicht auch, wie wir unsere Schwächen in eine nur uns eigene Stärke verwandeln können, wenn wir in der Lage sind, über uns selbst hinauszuwachsen.

       Mit dem Schreiben von Märchen weicht unsere Befangenheit dem wahren Gefühl.

      Hinter all‘ den Emotionen, die wir während des Schreibens zu Papier bringen, liegt immer das wahre Gefühl. Auch, wenn es so scheint, dass unser Leben vorwiegend aus Angst besteht, zeigt uns das Märchen, dass hinter der Angst eigentlich die Liebe zu uns selbst steht und es keinen Grund für Befangenheit, Schüchternheit oder Selbstzweifel gibt.

      Folgen wir getreulich unserem inneren Führer, ist kein Platz für Angst oder Ungewissheit, sondern nur die Gewissheit, das zu schaffen, was wir wollen und die uns aufgetragene Aufgabe in diesem Leben ganz sicher zu meistern.

       Wir können durch Märchen unseren Kindern wieder näher kommen.

      Wenn Sie ihren Kindern ihre selbstgeschriebenen Märchen oder Kurzgeschichten vorlesen, erleben die Kinder einen Teil von ihnen, von ihren Sorgen und Ängsten und lernen sie auf der symbolhaften Ebene besser verstehen. So können sie wahre Gefühle vermitteln und überbringen und werden eher verstanden, als wenn sie versuchen, einem Kind mit Worten oder Fakten versuchen etwas klarzumachen.

      Ihre Kinder werden es Ihnen danken. Ich hatte einmal einen Mann in einem meiner Seminare, der nach Besuch des Seminars seinem achtjährigen Sohn, mit dem er sonst vielerlei Probleme hatte, Märchen erzählte. Nach ein paar Wochen waren die beiden ein unzertrennliches Team!

       Mit dem Märchenschreiben ist eine therapeutische Wirkung verbunden.

      Märchenschreiben geht nicht spurlos an uns vorbei. Wir sagten, dass wir in unsere eigene Tiefe finden, zu unserer inneren Weisheit zurück kehren können - und indem wir dieses Potential wieder zulassen, helfen wir uns selbst. Wir integrieren Teile von uns, die wir nicht sehen oder nicht wahr haben wollten - das ist Therapie. Märchenschreiben ist also eine Selbsttherapie, bei der sie noch nicht einmal einen Therapeuten brauchten. Ihr bester Therapeut sind sie selbst, denn niemand außer Ihnen kann jemals so viel über ihr Inneres sagen, wie sie selbst.

      Ich möchte an dieser Stelle noch einen kurzen Auszug aus dem Buch von Verena Kast mit Ihnen teilen, der sehr schön beschreibt, warum Märchen so einen heilenden Einfluss auf uns haben:

       „.... Indem wir ein Märchen schreiben, lassen wir unserer Phantasie freien Lauf, bringen sie aber auch in eine Form. Wünsche, Ängste nehmen so sehr viel deutliche Gestalt an, als wir es in einem Alltagsgespräch etwa zu­lassen würden. Wir schreiben eine Imagination nieder, die je nachdem, wie sehr wir uns mit der einen oder mit der anderen Figur identifizieren, uns näher oder ferner sein kann. Durch die Aufgabe, ein Märchen zu schreiben, ist die allgemeine Märchenstruktur vorgegeben: Es ist vorgegeben, dass wir von einer bedrohlichen Situation ausgehen, dass wunderbare Wendungen sich ereignen, die nicht realen Möglichkeiten entsprechen müssen, und es ist vorgegeben, dass diese Wendungen letztlich zu einem guten Ausgang führen.

      

       Diese vorgegebene Struktur bewirkt, dass wir uns eher zutrauen, uns dem Fluss der Phantasie zu überlassen, dass wir weniger Angst haben, als wenn wir uns auf keine Struktur beziehen könnten; das aber wiederum führt dazu, dass wir die Phantasien freier fließen lassen, uns einerseits lebendiger fühlen, andererseits Schichten von uns freilegen, die wir sonst nicht so leicht zum Zuge kommen lassen. Wir lassen uns - und das scheint mir das Wichtigste am Märchenschreiben - in eine Welt hinein frei, in der phantastische Veränder­ungen möglich sind, wir lassen uns frei im Blick auf unsere Utopien, unser Grundpotential an Hoffnung auf Veränderung. Das bedeutet aber, dass das Selbstbild, das Weltbild und das Bild der eigenen Situation sich wieder öffnen können, dass die Befangenheit dem Gefühl weicht, etwas gestalten zu können, etwas bewirken zu können.

      

       Damit ist eine therapeutische Wirkung verbunden. ....“ ( [1] )

       [1] Auszug aus dem Buch: „Märchen als Therapie“ von Verena Kast, Walter Verlag, 1989, S. 74

      Die Diamantenstadt

      

       Es war einmal eine wundersame Stadt, die bestimmt früher einmal sehr hübsch gewesen sein mochte. Aber jetzt war sie trist und leer. Keine Menschenseele weit und breit. Alle waren fort. Fortgegangen aus der öden Stadt, denn alle wollten dorthin, wo das Leben war und wo sie meinten, ihr Glück zu finden. Eines Tages kam eine hübsche, junge Frau mit ihrem Hund in diese Stadt. Es war gerade spät im Herbst und der Winter brach herein. Schade, dachte die junge Frau bei sich, wie lebendig mag es wohl früher hier gewesen sein? Sicher waren die Häuser bunt gewesen und Blumen haben geblüht. Jetzt blätterte die Farbe von den Häuserwänden, die Vorgärten waren verwildert und Schnee lag über der Stadt. In jeder Ritze, in jedem Winkel.

      

       Ach, dachte die junge Frau, es ist kalt hier. Aber ich denke, ich muss hier bleiben. Wenn ich weiterziehe, überrascht mich vielleicht noch ein Schneesturm. Ich werde es mir hier gemütlich machen. Sie sah sich die Häuser genau an und suchte sich zum Verweilen das schönste aus. In dem Haus war alles vorhanden, was sie so zum Leben brauchte. Kleidung, Essen, Möbel und etwas zum Lesen. Sie arbeitete einige Tage sehr hart, machte das kleine Häuschen sauber und fühlte sich dann recht wohl in ihrem neuen Heim, das wahrlich sehr gemütlich war.

      

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