Ach komm!. Mark G. Hauser

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ach komm! - Mark G. Hauser страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Ach komm! - Mark G. Hauser

Скачать книгу

Verdammt, jetzt wurde es aber Zeit. Er nahm seine Brille vom Nachttisch, sprang auf und lief von seinem schon recht kleinen Schlafzimmer in sein winziges Bad. Nachdem er sich gewaschen und angezogen hatte, lief er die vier Stockwerke hinunter, um bei der Bäckerei gegenüber wie jeden Morgen zwei Brötchen zu holen. Für diesen bedeutenden Tag musste er sich schließlich noch stärken. Am Ende würde er noch seine Konzentration verlieren, und das nur, weil er Hunger hatte. Solche Störfaktoren konnte er nicht zulassen. „Morgen, Ewald. Heute bist du aber spät dran. Das Übliche?“ Woher die Verkäuferin in dem Laden seinen Vornamen kannte, war ihm schleierhaft. Alles, was er über sie wusste, war, dass sie unbedingt abnehmen musste und sich auch durchaus mal wieder die Haare hätte waschen können. Aber das ging ihn ja eigentlich nichts an, er wollte nur wie jeden Morgen seine zwei Brötchen und die Tageszeitung. Also nickte er nur kurz und legte schon die abgezählten Münzen auf die Theke, während die Verkäuferin noch alles zusammenpackte. Er hatte kein Verlangen, mit ihr ein Gespräch zu beginnen, ganz im Gegenteil. Wenn sie ihren Mund hielt, war sie ihm am sympathischsten. Sie bedankte sich und er verließ die Bäckerei. Nachdem er noch im Kiosk nebenan seinen Lottoschein abgegeben hatte, ging er zurück in seine Wohnung. Er kontrollierte noch kurz seinen Lottoschein. Neun, dreizehn, vierzehn, einundzwanzig, dreiundzwanzig, dreiunddreißig. Als Superzahl hatte er die acht. Naja, alle würde er wohl nicht treffen, aber vielleicht sprangen ja doch ein paar Euro dabei heraus. In der Küche machte er als Erstes den Fernseher an, nahm sich Butter aus dem nahezu leeren Kühlschrank und setzte sich an seinen Tisch. Während er noch die Zeitung aufschlug, biss er in sein erstes Brötchen. Dabei fiel ihm der Blick auf die Küchenuhr. Schon fast halb zwölf. Mist. Das Brötchen musste warten, er musste los. Er ging in den Flur, zog hektisch seine beige Jacke an, steckte seine Waffe und die Skimaske, die er gestern noch gekauft hatte, ein und ging los. Während er die Treppen hinunter und zur Bushaltestelle ging, überlegte er noch, wie er das wohl mit seiner Brille bewerkstelligen sollte, schließlich war es etwas hinderlich, die Maske darüber zu bekommen. Aber ohne Brille war er fast blind. Er entschloss sich, die Brille nicht aufzusetzen, das würde schon irgendwie klappen. Im Idealfall würde die ganze Situation ja nur wenige Minuten dauern, das würde er schon schaffen. Außerdem würde er mit Brille bestimmt nicht allzu bedrohlich wirken. Kurz nachdem er die Haltestelle erreicht hatte, kam auch schon der Bus. Ewald stieg ein, kaufte ein Ticket beim Fahrer und suchte sich einen Platz am Fenster. Wie weit musste er eigentlich fahren? Drei Stationen? Oder nur zwei? Nein, drei mussten es gewesen sein. Ganz sicher. Er spürte das Gewicht seiner Utensilien in seiner Jackentasche, während er sein schwaches Spiegelbild in der Fensterscheibe betrachtete. Alt war er geworden, sein fünfzigster Geburtstag lag nun auch schon einige Jahre zurück. Die Haare waren zwar noch zahlreich über seine Stirn verteilt, aber viele von ihnen waren nun doch schon sehr grau geworden. Sie teilten sich ihr Schicksal mit seinem Schnauzer, der aber im direkten Vergleich noch deutlich besser abschnitt. Plötzlich wurde er nervös. War es vielleicht doch nicht der richtige Weg, den er eingeschlagen hatte? Nein, er würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Schließlich würde es ganz sicher klappen. Aber wenn er sich so sicher war, warum musste er dann auf einmal schwitzen? Die Heizung im Bus war sicher zu hoch eingestellt. Genau, das musste es sein. Ewald stieg aus und nachdem der Bus weiter gefahren war, hatte er auf der gegenüberliegenden Straßenseite auch schon sein Ziel vor Augen. Er blickte sich um und ging dann so unauffällig, wie er nur konnte über die Straße. Nach wenigen Schritten fiel ihm ein, dass er etwas zu unauffällig daher kommen könnte, also beschleunigte er seinen Schritt und ging etwas zielstrebiger Richtung Bürgersteig. Als er neben dem Eingang der Bank stand, sah er sich nochmals um, nahm seine Brille ab und setzte die Skimaske auf. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt musste alles glatt laufen. Er zog seine Waffe und ging mit drei schnellen Schritten auf die Tür zu. Er zog an dem Türgriff, die Tür bewegte sich jedoch keinen Millimeter. Mit zittriger Hand fummelte er seine Brille aus der Tasche, setzte sie auf und konnte dann auch recht deutlich das kleine Schild, auf dem „Drücken“ stand, an der Tür lesen. Na gut, das konnte schon mal passieren. Also dann doch mit Brille. Ewald stürmte in die Bank, in der sich gerade zwei Kunden und ein Bankangestellter befanden. Jetzt musste es schnell gehen. „Hände hoch! Das ist ein Überfall!“, rief er. Er kam sich vor, wie in einem dieser Gangsterfilme. Als nächstes würde der verängstigte und schwitzende Bankangestellte ihm das Geld über den Tresen schieben, er würde es einstecken und sich dann aus dem Staub machen. Die Pistole würde er anschließend in den Fluss werfen, seine Klamotten verbrennen. Genauso wie im Film. Noch während er über die weiteren Schritte nachdachte, fiel ihm auf, dass niemand die Hände nach oben genommen hatte. Ganz im Gegenteil. Der Bankangestellte versuchte krampfhaft sich das Lachen zu verkneifen, während die beiden Kunden ihn nur ratlos und fragend ansahen. Ewald begann noch mehr zu schwitzen. „Hände hoch!“, rief er erneut. „Das ist ein Überfall! Ich will ihr ganzes Geld! Sehen Sie nicht, dass ich bewaffnet bin?“ In diesem Moment konnte der Bankangestellte nicht mehr an sich halten. Er prustete laut los und konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Auch die beiden Kunden, eine etwas ältere Frau und ihr Mann begannen zu schmunzeln. Ewald schaute die drei verunsichert an. Panik stieg in ihm auf. Dann fiel sein Blick auf seine Waffe. Nein! Das durfte nicht wahr sein! Während er sich immer noch vor Lachen ausschüttete, brachte der Bankangestellte dann doch ein paar Worte hervor. „Sehr geehrter Herr, ich möchte Sie nicht enttäuschen, aber ich befürchte, Sie haben da etwas verwechselt. Oder haben Sie Ihre TV-Fernbedienung schon geladen und entsichert? Bitte schalten Sie uns nicht aus.“ Woraufhin er wieder einen schweren Lachanfall erlitt. Während sich das Gesicht des Angestellten bereits rot vor Lachen färbte, spürte Ewald wie sein Gesicht unter der Skimaske ebenfalls die Farbe wechselte. Er war sich gerade nur nicht sicher, ob rot oder weiß. In seiner Hand befand sich statt seiner Pistole tatsächlich die Fernbedienung für seinen kleinen Fernseher. Wie hatte das nur passieren können? Da begann auch der Mann, der an dem Schalter anstand, Witze zu reißen. „Sieh mal Schatz, das ist bestimmt ein Serien-Killer! Verstehst du? Von wegen Fernsehserie. Serien-Killer! Köstlich!“ Auch er und seine Frau konnten sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Das war zu viel. Ewald steckte die Fernbedienung ein und rannte aus der Bank. Auf der Straße angekommen, riss er sich die Maske vom Kopf, hatte jedoch vergessen, dass er ja auch noch die Brille aufhatte. Nachdem er die Skimaske wieder in seiner Jacke verstaut hatte, sammelte er seine Brille vom Boden auf und ging so schnell er konnte in die nächste Seitenstraße, wo er sich erst einmal an eine Hauswand lehnte. In seinem Kopf hörte er immer noch das Gelächter der drei Idioten in der Bank. Wie hatte das nur passieren können? In der Eile hatte er wohl einfach in die Schublade unter dem Küchentisch gegriffen und statt der Pistole die Fernbedienung erwischt. Aber warum war ihm das nicht aufgefallen? Was für eine Blamage. Er versuchte sich zu beruhigen. Schuld war bestimmt nur die Aufregung, da konnte man schon mal etwas verwechseln. Dennoch, wie peinlich! Naja, aber er würde sich davon jetzt nicht unterkriegen lassen. Was passiert war, war eben passiert. Jetzt hieß es daraus lernen und beim nächsten Mal würde es schon funktionieren. Da würde er dann besser vorbereitet sein. Er würde sich alles am Abend zuvor bereit legen, damit dieser Fehler nicht noch einmal passieren konnte. Im Moment aber galt es erst einmal, möglichst schnell nach Hause zu kommen. Dort würde er dann zunächst seine beiden Brötchen essen und sich dann einen neuen Plan zurechtlegen. Während er die kleine Straße entlang ging, überlegte er, wo denn eigentlich eine andere Bank war. Diese hier würde er mit Sicherheit nicht noch einmal überfallen. Die brachte ihm nur Pech. Aber im Internet würden bestimmt noch weitere Banken markiert sein. Gleich morgen würde er nachsehen.

      Samstag

      Samstag

      So schlecht hatte Ewald schon lange nicht mehr geschlafen. Immer wieder war er schweißgebadet aufgewacht, ständig schwirrten ihm die drei Gestalten aus der Bank durch den Kopf. Sowas Dummes aber auch. Als er gestern nach Hause gekommen war, hatte er gleich in der Schublade in der Küche nachgesehen und, tatsächlich, die Pistole lag noch in der Schachtel, genau so, wie er sie am Donnerstagabend hineingelegt hatte. Lange hatte er da gestanden und die Packung mit dem lachenden Kind darauf begutachtet. Er hätte sich natürlich auch blamiert, wenn es ernst geworden wäre und er die Pistole hätte benutzen müssen, spätestens dann wäre aufgefallen, dass sie nur ein Spielzeug war. Aber so weit hätte es ja gar nicht kommen müssen. Er war einfach zu nervös und zu hektisch gewesen und hatte danebengegriffen,

Скачать книгу