Über Berauschung, deren Folgen und Verhütungs- und Heilmittel dagegen. Alkoholsucht. Robert Macnish

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       Quellenangaben der Übersetzungen und Kommentare: Wikipedia / DocCheck Flexikon

      1. Kapitel. Einleitung:

      Die Trunkenheit ist nicht, wie einige andere Laster, der neueren Zeit ausschließlich eigen. Sie läßt sich bis zum entferntesten Alterthum verfolgen, und wären unsere Chroniken der vorsündfluthlichen Zeit vollständiger, so würden wir uns wahrscheinlich überzeugen, daß sie selbst jenen Zeitaltern nicht fremd war.

      Die, in der heiligen Schrift erwähnten Fälle von Noah und Loth sind die ersten, von denen die Geschichte uns eine Ueberlieferung bewahrt hat; und es läßt sich voraussetzen, daß, wo die Weintraube gedieh, auch Berauschung vorkam. Die Weinbereitung aus dieser Frucht war eine der ersten Entdeckungen der Menschen, und die hieraus sich ergebenden schädlichen Folgen scheinen mit der Entdeckung fast gleichzeitig gewesen zu sein. Jene Gegenden, deren ungünstige Lage keinen Weinbau gestattete, boten andere Produkte dar, die als Stellvertreter dienen konnten, und die Einwohner übertrafen oft die des Südens in allen Arten bachanalischer (ausgelassene Feierlichkeiten) Untugenden, indem die Genüsse des Trinkens ihrer poetischen Begeisterung eben so vielen Stoff darboten, als in andern Klimaten dem Anakreon (Griechischer Lyriker) und Hafiz (Persischer Poet). Die Trunkenheit hat zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Nationen ihren Charakter sehr verändert. Es kann nicht geläugnet werden, daß dieses Laster mehr in rohen, als in civilisirten Zuständen der Gesellschaft vorwaltet. Dieses ist so sehr der Fall, daß, je civilisirter die Menschen werden, das Laster sich nach und nach mildert. Auch läßt sich nicht daran zweifeln, daß es sich in nördlichen Klimaten mehr findet, als in südlichen.

      (Anmerkung hierzu durch den Autor Robert Macnish: Indem ich diese Bemerkung mache, beziehe ich mich nur auf die Länder nördlich vom Aequator, denn südlich von dieser Linie nimmt jene Untugend in demselben Verhältniß zu, als in der entgegengesetzten Richtung. Montesquieu spricht sich darüber aus, wie folgt: „Von dem Aequator nach unserem Pol wird man die Trunkenheit mit den Breitengraden zunehmend finden. Wendet man sich von demselben Aequator nach dem entgegengesetzten Pol, so wird man die Trunkenheit südlich, so wie dort nördlich immer mehr Fortschritte machen sehn.)

      Die Natur der Klimate bedingt diese Erscheinung, sie gewährt dem menschlichen Körper mehr oder weniger Fähigkeit, geistigen Getränken zu widerstehen; eine Quantität, welche kaum das träge Blut eines Norwegers in Bewegung bringt, würde den Hindu fieberhaft aufregen und sein Gehirn in Feuer und Flammen setzen. Selbst in Europa können die Einwohner des Südens der Wirkung geistiger Getränke viel weniger widerstehen, als die des Nordens. Es wird hiervon vieles durch die Kälte des Klima, und auch vieles durch die besonderen physischen und moralischen Verhältnisse, welche diese Kälte veranlaßt, bedingt. Die Bewohner des Südens sind ein lebendiges, bewegliches Volk, von sanguinischem (heiter, lebhaft) Temperament, und für jeden Eindruck in außerordentlichem Grade empfänglich. Das herrliche Klima erfüllt ihren Geist mit feurigen Gedanken und schönen Bildern. Die den Norden bewohnenden Nationen sind das Gegentheil von allem diesem. Mit einer größeren Festigkeit und Ausdauer des Willens, mit einer ausgebildeteren Urtheilskraft und größerer Fähigkeit zu tiefem Nachdenken, theilen sie nicht in gleichem Grade jene fruchtbare Schöpfungskraft, welche mit dem Glanz eines Regenbogens den Geist des Südens, wie mit einem fortdauernden Sonnenschein des Entzückens, umgibt. Die Bewohner des Südens werden besonders durch die Antriebe des Herzens, die des Nordens durch die des Kopfes geleitet.

      Jene stellen die Schönheit und Anmuth eines Blumengartens, diese die Festigkeit eines Felsen mit seiner schroffen Härte dar. Es läßt sich nicht erwarten, daß derselbe Reiz auf so verschiedenartig organisirte Konstitutionen dieselben Wirkungen hervorbringen werde. Das entzündbare Wesen Jener wird leicht aufgeregt, und zeigt Erscheinungen, welche bei Diesen nur in Folge einer bedeutenden Erhöhung des Reizmittels hervorgebracht werden können; und aus diesem Grunde wird dieselbe Quantität Jene berauschen, dagegen auf Diese verhältnißmäßig wenig Eindruck machen.

      Bei dieser Gelegenheit müssen wir daran erinnern, daß Jemand nicht als ein Trunkenbold betrachtet werden kann, weil er eine gewisse Quantität berauschender Mittel zu sich nimmt, sondern weil, was er davon konsumirt, gewisse Wirkungen auf seine Konstitution hervorbringt. Der Russe kann deßhalb sechs Gläser voll täglich zu sich nehmen, und dennoch so mäßig sein, als der Italiener, wenn er deren vier, oder der Indier, wenn er deren zwei konsumirt. Aber selbst wenn man dieses berücksichtigt, so wird das Resultat in Beziehung auf die Mäßigkeit sich zu Gunsten des Süden stellen; die Bewohner desselben konsumiren nicht allein weniger berauschende Mittel, sondern sie sind auch, bona fide (gutgläubig), seltener berauscht.

      Diejenigen, welche London und Paris in jener Beziehung vergleichen, können sich leicht von der Thatsache überzeugen; noch auffallender aber ist der Unterschied zwischen Moskau und Rom. Wer hörte je, daß ein Engländer Zuckerwasser schlürfte und seine Freunde mit einem Glas Limonade bewirthete? In Frankreich ist dergleichen aber ganz gewöhnlich, und von allen Gebräuchen jenes Landes ist dieser am meisten dem beißenden Spott John Bull's ausgesetzt. (John Bull ist eine nationale Personifikation des Königreichs Großbritannien). Man glaubt allgemein, der Wein sei das einzige, dem Alterthum bekannt gewesene berauschende Getränk, aber dieses ist ein Irrthum. Tacitus berichtet (römischer Historiker und Senator), das Bier sei unter den Deutschen seiner Zeit bekannt gewesen. Auch die Egyptier, deren Land für den Weinbau nicht gut geeignet war, bedienten sich desselben als eines Surrogats (Ersatz) für den Wein. Im Mittelalter war es gebräuchlich und Herr Park berichtet, daß durch den gewöhnlichen Prozeß des Brauens und Malzens im Innen Afrika's sehr gutes Bier bereitet wird. Das Lieblingsgetränk unserer sächsischen Vorfahren war Bier oder Met (Honigwein). Jene Verehrer des Odin (Met wird häufig als Wikingerblut oder Odinsblut bezeichnet, wobei Odin ein Göttervater war, der ebenso unter dem Namen Wodan bekannt ist) waren der Trunkenheit so sehr geben, daß dieselbe fast für ehrenvoll gehalten wurde. Wer am tüchtigsten zechen konnte, ward mit Bewunderung und Achtung genannt und daher entstanden die Trinklieder der skandinavischen Dichter und die Seeligkeiten Wallhalla's, wo aus den Schädeln der in der Schlacht getödteten Feinde getrunken wurde.

      Selbst Spiritus, den man gewöhnlich für eine neuere Entdeckung hält, war schon sehr früh bekannt. Er soll zuerst durch die Araber im Mittelalter bereitet worden sein, aber wahrscheinlich ist sein Ursprung viel entfernter. Alkohol war den Alchymisten bereits in der Hälfte des 12ten Jahrhunderts bekannt, wenn auch dessen Bereitungsweise zu jener Zeit sehr geheim gehalten wurde. Alchemie bezeichnet die Lehre von den Eigenschaften der Stoffe und ihren Reaktionen. Das unter dem Namen Arrack (aus reinem Palmsaft oder Zuckerrohr und Reismaische destillierte Spirituose) bekannte geistige Getränk wurde seit undenklichen Zeiten auf der Insel Java, so wie auch auf dem festen Lande Hindostans (Indien) fabrizirt. Brantewein scheint dem Galen bekannt gewesen zu sein, indem er ihn für die Heilung des Heißhungers empfiehlt, und in Sizilien war dessen Destillation im Anfang des 14ten Jahrhunderts gebräuchlich. Was den Wein betrifft, so hatte er bekanntlich im Alterthum einen besonderen Schutzgott. Bachus und sein Gefährte Silenus waren sprüchwörtlich in Aller Munde, und bildeten einen wichtigen Theil der heidnischen Mythologie. Wie oft hörten wir des Falerners und der kampanischen Weine, des Zypern- und Shiraz- Weines erwähnen. Es sind in der That Gründe vorhanden, um zu glauben, daß die Weine der Alten den unsrigen keineswegs an Vortrefflichkeit, welches auch ihre Mannigfaltigkeit gewesen sein möge, nachgestanden haben. Der Wein war unter den morgenländischen Völkern so gebräuchlich, daß Muhamed, die nachtheiligen Folgen fürchtend, dessen Anbau seinen Anhängern

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