Heinrich. null michelle_werner

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Heinrich - null michelle_werner

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Autobahn und da trägt sich das Geschäft mehr schlecht als recht. Inzwischen wohnen meine Eltern im ‚Seniorenheim zur Linde‘. Am liebsten würde ich die Pizzeria schließen, aber meine Eltern kommen einmal im Monat hin und da bring ich es nicht übers Herz, das Luigi zu schließen, denn sie hängen so sehr daran.“

      Berta hatte aus seinen Worten nicht entnommen, dass er etwas anderes lieber machen würde und außerdem hatte er kein Wort von Schulden oder Insolvenz erwähnt, und daher konnte diese Pizzeria nicht das Problem sein. Also hakte sie nicht ein, sondern fügte nickend nur ein Wort hinzu:

      „Und?“ fragte sie kurz und bündig.

      Willi wollte nun endlich mit dem Problem herausrücken. „Und jetzt sind meine Eltern schon sehr alt und auch ziemlich krank. Die Ärzte meinen, dass sich ihr Zustand nicht mehr bessern wird und die beiden Leutchen wissen dies auch. Daher haben sie sich von einem früheren Kunden etwas besorgt, um damit ihr Leben zu beenden. Der Arzt im Heim und die Krankenschwester weigern sich aber, ihnen Sterbehilfe zu leisten. Alleine können sie es nicht mehr und sie haben auch viel zu sehr Angst, dass dabei etwas schief geht und dann würden sie vielleicht für Jahre an einer Maschine hängen. Also haben sie mich gefragt – und ich – . „Mitten im Satz hörte er zu sprechen auf, weil er es nicht formulieren konnte.

      „Du weißt jetzt nicht, ob man jemanden aus Liebe töten kann. Nichts ist auf einmal richtig und nichts ist falsch, aber alles durcheinander,“ beendete Berta seine Ausführungen.

      Willi war geradezu schockiert, wie diese Frau mit wenigen Worten das Drama auf den Punkt brachte. Er nickte nur und schien erleichtert, weil es nun heraus war.

      „Sag mal, kannst du dir vorstellen, wie deine Eltern dich fütterten? Dies war Liebe! Und wenn sie dich heute füttern würden, dann hättest du wahrscheinlich deine Schwierigkeiten, dich füttern zu lassen!“

      Willi musste leicht schmunzeln, beim Gedanken wie Mutter ihn füttern würde und wie er den Brei verweigern würde, vielleicht sogar ausspucken.“

      „Liebe“ fuhr Berta fort, „ist keine 100-jährige Konstante, sondern eine sich fast täglich wandelnde und erneuernde Kraft des Lebens, die mit den Lebensumständen verbunden ist. Als du deine Briefe zum Muttertag schriebst, hattest du eine andere Art es auszudrücken als du es heute äußerst. Es geht aber nicht darum, dass du jetzt Sterbehilfe als Liebe definieren sollst, sondern es geht darum, dein Bild der Liebe wieder in Bewegung zu bringen, aus der Erstarrung zu lösen und letztlich auch frei vom Gefühl zu werden, etwas Bestimmtes tun zu müssen, oder unterlassen zu sollen. Verbringe einfach ein oder zwei Tage mit deinen Eltern, mach die Pizzeria wegen einer Familienfeier auf, ein paar Tage zu. Dann folge deinem Herzen und drücke ihnen die Liebe so aus, wie dein innerstes es möchte. Verschwende keinen einzigen Gedanken an die Sterbehilfe, sondern bringe deiner Liebe wieder das Laufen bei. In einiger Zeit findet sich dann auch auf dieses Problem eine Antwort.“

      Willi war froh dies zu hören, denn damit war der große Druck von seiner Seele, heute, morgen oder übermorgen etwas tun zu müssen, wozu ihm die innere Überzeugung fehlte. Bestimmt würden sich die Eltern auch freuen, wenn er einige Tage mit ihnen verbringen würde. Der Gedanke, das Luigi für einige Tage zu schließen gefiel ihm ebenso, denn wenn er für seine Eltern da war, dann konnte er ihnen das auch gut erklären und er könnte sehen, wie sie darauf reagieren.

      Willi hatte dennoch keine Worte auf seinen Lippen und so konnte er nur langsam seine Augenlieder schließen und wieder öffnen, als sein Zeichen der Zustimmung. Er ging jedenfalls viel zufriedener als er gekommen war und darüber hinaus auch dankbar für das Geschenk, welches er erhalten hatte. In den nächsten Tagen setzte er die Ratschläge um.

      Von ganz alleine verschwunden

      Es dauerte fast drei Wochen, bis sich Willi wieder in der Bar blicken ließ. Er hatte ein Geschenk für Berta mitgebracht. Die Arme war völlig verschnupft, weil sie sich eine Grippe eingefangen hatte.

      Willi erzählte ihr, dass es ganz besondere Tage mit seinen Eltern waren. Sie waren über das geschlossene Luigi auch gar nicht traurig, denn sie meinten, dass es damals zu ihnen gepasst hätte und seit dem Autobahnbau würde es sich sowieso nicht mehr rechnen.

      Ein paar Tage später hatte man ihn verständigt, dass seine Eltern mitten auf dem See in einem Ruderboot aufgefunden wurden und dies im eisigen November. Niemand wusste, wie die beiden dorthin gekommen waren, denn sie konnten wegen ihrer Erkrankungen gar nicht mehr rudern und eine Strömung gab es auf diesem stillen Gewässer nicht. Wie auch immer, die Ärztin hatte ihm dann mitgeteilt, dass die beiden nicht gefroren hätten, denn sie waren offenbar schon auf der Fahrt dorthin friedlich eingeschlafen. Wahrscheinlich hätten sie irgendein Medikament eingenommen, aber das konnte nicht mehr nachgewiesen werden. Auf diese Weise war der Konflikt von ganz alleine verschwunden und Willi brauchte nichts zu tun. Das war wie ein richtiges Wunder für ihn.

      Berta hörte ihm ruhig und gelassen zu, nur dass sie öfter niesen musste, aber dies fiel Willi weniger auf als ihr. Der grüne Engel fand es jedenfalls gut und die ‚wohltätig eingefangene Grippe‘ würde irgendwann auch wieder vergehen.

      Der Kaputtmacher

      Ein halbes Jahr später war Hochzeit und schon bald danach war Berta schwanger. Es kam nach einer schwierigen Schwangerschaft zur Geburt. Es war ihr erstes Kind und damit hatte sie eigentlich für alle Zeiten genug. Schon während der Geburt ihres Sohnes brüllte sie durch den Kreißsaal, dass sie das nie, nie, nie wieder erleben wollte.

      Diese Schwangerschaft hatte ihr Aussehen so stark verändert, dass man sie nach der Karenz nicht mehr an der Hotelbar beschäftigen wollte, und so begann das Frustfressen, welches die Lage nicht wirklich verbesserte.

      Als sie dann wieder schwanger war, fiel das der Umgebung gar nicht auf, da sie körperlich so stark zugelegt hatte. „Eigentlich war ja die defekte Pille daran schuld“ meinte Berta. Nur, eine Pille, die man vergisst, kann nicht wirklich helfen! Natürlich behielt dies Berta für sich.

      Schon nach dem ersten Baby hatte Berta das Gefühl, dass das Baby ihr Leben kaputt machte, und diesmal ließ sie allen Frust an dem heranwachsenden Embryo aus. Dieses Kind würde ihr nun den Rest verpassen! Der Dialog zwischen Mutter und Embryo war jedenfalls ziemlich heftig, auch wenn er recht einseitig war. Später konnte sich das Baby mit festen Tritten gegen den Mutterleib etwas wehren, aber um so grantiger wurde Berta. Sie brachte es inzwischen auf knappe 100 Kilo und an all dem gab sie nur dem heranwachsenden Baby die Schuld. Vor dem Kindesvater ließ sich Berta nicht so energisch gehen, aber wenn er wieder zur Arbeit ging, dann ging es wieder mit poltern, schimpfen und sogar Schlägen auf den ausgebeulten Babybauch los.

      Es kam schließlich zur Geburt, die beinahe zum Tod der Mutter führte, doch die Ärzte konnten das Schlimmste verhindern. In der folgenden Woche entschied die Mutter, dass dieses Kind Zara heißen sollte. Nicht dass Berta der Namen Zara gut gefiel, er sollte nur alphabetisch möglichst weit von Berta entfernt sein. Willi wurde beauftragt, den Namen behördlich anzumelden.

      So kam es, dass Willi, der mit Behördenwegen keinerlei Erfahrungen hatte, zwei Stunden durch das Gebäude stapfte, sich immer wieder neu in einer Menschenschlange anstellte und etwas später dann erfuhr, dass es hier, wo er stand, völlig falsch war. Nach endloser Zeit kam er zu einer Dame, die offenbar mit ihm Mitleid hatte und die ihm zwar erklärte, dass er auch hier nicht richtig wäre, aber sie würde mit ihm diesen Weg erledigen.

      Willi war nach seinen Irrungen so sehr beeindruckt, dass er sofort vor dieses Dienstzimmer lief um draußen zu sehen, wie denn dieser Engel von Beamtin hieße. Dort stand dann Maria Kleiber und der Namen Maria gefiel

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