SOS Bauwut. Heidi Christina Jaax

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SOS Bauwut - Heidi Christina Jaax

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Unfähigkeit Möbel zu schleppen genommen. Alles was nicht bei drei auf dem Baum ist, wird unter Bauschutt begraben. Unser Hund flüchtet gleich beim ersten Brummen der Bohrmaschine in die hinterste Ecke und ward nicht mehr gesehen, kluges Tier! Zu gerne wäre ich dem Beispiel gefolgt, aber ich entschließe mich dann doch auf die schnelle noch soviel wie möglich in Sicherheit zu bringen.

      Zu Beginn der Baumaßnahmen fallen hauptsächlich Schmutzarbeiten an, Wandschlitze für neue Leitungen, alle Jalousien werden auf Elektrobetrieb umgerüstet, sogar der Heizkörper wandert an einen anderen Standort. Die Baustelle erstreckt sich über Esszimmer und Küche, das Wohnzimmer konnte ich ihm gerade noch ausreden, da sonst kein Wohnraum mehr nutzbar wäre. Es ist schon schwierig die Möbel dieser beiden Räume im übrigen Haus unter zustellen. Der absolute Horror steht mir bevor, wenn die Küche abgebaut wird, was normalerweise ca. eine Woche Haushaltsführung unter erschwerten Bedingungen bedeutet. Nicht so bei uns, denn es bleibt kein Stein auf dem anderen, einfach alles in unserem erst 26 Jahre alten Haus soll gewaltsam auf den neusten technischen Stand gebracht werden. Der Umbau erstreckt sich über drei Monate, in denen ich meine Bauarbeiter auf einem Zweiplattenherd im Büro bekoche und zu Ostern sogar irgendwie ein Vier-Gänge-Menü zaubere.

      Es ist überflüssig zu erwähnen, dass mein Göttergatte ein absoluter Technik-Freak ist und allerlei Schnickschnack einbaut, welcher viel Zeit und Geld kostet und auf den ich nicht den geringsten Wert lege. Das nächste Problem sind unsere extrem voneinander abweichenden Geschmäcker, bei den geplanten Möbeln konnte ich gerade noch das schlimmste verhindern. Der Fußboden ist einem Kompromiss gewichen und nun kämpfe ich um Tapeten, Rauputz und Dekorationen aller Art, beziehungsweise eher dagegen. Hätte ich das geahnt, als mein Mann mir vor 35 Jahren das erste Mal begegnete und sein Kleidungsstil bei mir gleich Mutterinstinkte weckte. Ein grün kariertes Hemd mit Röschen in den weißen Karos zur dunkelblauen Cordhose und trotz Wonnemonat Mai darunter rostfarbene Stiefeletten. Nicht zu vergessen der obligatorische Afrolook, den damals irgendwann jeder mal hatte, der aber nichtsdestotrotz kaum jemandem stand. Wäre ich älter und erfahrener gewesen, ich hätte schleunigst die Flucht ergriffen, spätestens nachdem es ernst wurde und ich seine Eltern kennenlernte. Aber ich war süße siebzehn und dachte, das legt sich schon mit der Zeit.

      Und nun haben wir den Salat zum x-ten Mal, wird es draußen dunkel erwacht mein Heimwerker im Stil der Vampire, macht sich warm und erreicht seine beste Arbeitszeit, wenn ich gerne müde mein Haupt woanders betten würde. Auch das ist wie die Farbenblindheit ein genetisch bedingtes Erbe, immer zeitliche Abläufe zu knapp kalkulieren, permanent zu spät eintrudeln, morgens nicht in die Puschen kommen was zu einem letztendlichen Feierabend in der zweiten Nachthälfte führt.

      "Der Herr schenke mir gute Nerven, ich kann sie gebrauchen!"

      4. Wehret den Anfängen

      Die Entwicklung zum Heimwerker begann schleichend, denn die zunächst bezogene Zweizimmerwohnung bot wenig Möglichkeiten diese Leidenschaft aufleben zu lassen. Mal ein Tisch für die Balkon oder ein Regal für den kleinen Kellerraum, darin steckte noch kein Gefahrenpotential, doch es schlummerte schon unentdeckt in der Tiefe. Als sich das dritte Familienmitglied ankündigte, kam das Thema Eigenheim ins Gespräch und die Entwicklung nahm ihren Lauf. Ein Hausbau im Eiltempo, natürlich in Eigenleistung, sprich Familienkreis und Nachtschichten. Der Baubeginn war im Mai und es ging rund, zunächst für mich noch gedämpft vernehmbar, da ich mit dem mittlerweile eingetroffenen Baby, ohne Auto in einem von der Baustelle zehn Kilometer entfernten Dorf zurückblieb und dort Unmengen von Bauverpflegung zubereitete, welche meine Mutter vor Ort aufwärmte. Die Gefäße trudelten irgendwann in der Nacht geleert wieder ein, wurden gespült und am frühen Morgen erneut gefüllt. So erhielt ich bereits in jungen Jahren meine Übungsstunden in Haushaltsführung unter erschwerten Bedingungen, was sich im Verlauf der nächsten dreißig Jahre als sehr nützlich erweisen sollte.

      Da ich die Papiere verwaltete und mein Giro zwecks besserer Übersicht als Baukonto diente, trudelten die Rechnungen der erforderlichen Materialien und Maschinen in kurzen Abständen bei mir ein. Manches Gerät hätte man wohl auch leihweise mieten können, doch zum ersten Mal und danach immer wieder hörte ich das Argument: „Das benötigt man öfter und es macht sich irgendwann bezahlt!“ Kaum war eine Decke auf dem Keller und dieser somit abschließbar, sammelten sich wahre Werte im Inneren. Einzug war bereits im kommenden Februar, lediglich die mittlere der drei Etagen war notdürftig bewohnbar gemacht worden um Miete zu sparen. Der Innenausbau wurde schnell, preiswert und wie damals üblich in dunklen Hölzern gefertigt. Da Baumarktbesuche mit Kleinkind sehr anstrengend waren und die am Bau beteiligten Schwiegereltern ohnehin alles besser wussten, kam so manches Inventar in den Neubau, welches mir später Bauchgrimmen verursachte. Auch war das Haus durch Intervenieren der Schwiegereltern während der Bauzeit gewachsen, was eine zweite Baugenehmigung nötig machte und weiter Kosten verursachte.

      Es gab auch durchaus lustige Begebenheiten auf der Baustelle, so sprang der junge Bauherr eines Abends aus Übermut vom Balkon im zweiten Stock in einen Haufen Rheinsand. Er trug keine Verletzungen davon, es hätte aber auch anders ausgehen können. Ich erfuhr davon allerdings erst Jahre später! Schwiegervater aß ständig hartgekochte Eier zwischendurch und ließ die Eierschalen, jeweils da fallen, wo er gerade stand, was wiederum meinen Vater ärgerte, der sich bemühte die Baustelle sauber zu halten. So sagte er eines Tages verdrossen: "Man könnte meine, wir hätten hier irgendwo ein Huhn, überall liegen Eierschalen."

      Die Heizungsanlage baute mein Heimwerker als Industriemeister für Metall natürlich selbst nach Absprache mit einem Meisterbetrieb für Sanitärbau, welcher das Material lieferte und auch eine Endabnahme vornahm. Das machte er wirklich gut, auch wenn es wie bei allen übrigen Tätigkeiten etwas länger dauerte. Einige Rohre im Heizungsraum wurden allerdings nie isoliert, sie fielen bei der Umrüstung von Öl- auf Gasheizung zwanzig Jahre später ohnehin weg.

      Ein besonderes Highlight war das Eindecken des Dachs, unter der Anleitung eines Fachmannes saßen sechs Anfänger oben und taten ihr möglichstes. Eine Kette zum Weiterreichen der Dachziegel wurde gebildet, mehr als drei schaffte ich allerdings nicht, die Dachpfannen war doch recht schwer. Es würden Späße gemacht und man riet mir wegen meines niedrigen Körpergewichts doch Steine in die Taschen zu packen, damit mich der Herbstwind nicht vom Dach fegte. Unser professioneller Dachdecker hatte die Aktivitäten der Autodidakten gut im Griff, ließ jedoch im Laufe des Tages stark nach, weil er immer häufiger rief: "Schickt mal eine Glaspfanne hoch!" Das war natürlich die Bestellung einer Flasche Bitburger Bier und so war ich froh, als der Tag endete, ohne dass er vom Dach gepurzelt war. Nachdem in Windeseile das notdürftigste an Innenausbau der mittleren Etage erledigt war zogen wir praktisch in einen Beinahe-Rohbau ein.

      Der am häufigsten zitierte Spruch war dieser Tage: "Das machen wir in Ruhe fertig, sobald wir Zeit und Geld haben!" Einige dieser Vorhaben wurden erst nach Jahren oder nie ausgeführt, da sie Planänderungen beim weiteren Ausbau zum Opfer fielen. Der Einzug im dicksten Winterwetter hatte so seine Tücken, alle Teppiche mit Naturfasern hatten gleich beim Einzug nachhaltige Spuren von Schnee- und Schlamm. Natürlich hatten wir als Selfmadespezialisten keine Firma mit dem Umzug beauftragt und transportierten alles selbst mit einem VW-Bus und einem Hänger für den Pkw. Der einzige Vorteil bei einem Umzug im tiefsten Winter bei -20° Celsius bestand darin, dass man den Inhalt der Gefriertruhe einfach in den Schnee stellte und dieser bis zum Abend nicht auftaute. Die Umzugskartons waren säuberlich beschriftet, was viel Zeit gespart hätte, wenn sie gleich im richtigen Raum gelandet wären. Da ich ständig mit dem VW-Bus neue Fuhren Hausrat brachte, konnten die Männer schon mal die Küche aufbauen, welche wir bereits vom Vormieter übernommen hatten und die nur übergangsweise ins neue Haus eingebaut werden sollte. Letztendlich stand sie dann doch noch 27 Jahre, bis sie sich fast von selbst in Wohlgefallen auflöste.

      Nachdem ich mir dreißig Jahre dieses orangefarbene Monstrum angeschaut hatte, kam nur noch eine Küche in cremeweiß, mattiert für mich in Frage. Nach endlosen Diskussionen und dem Hinweis, dass ich der einzige Koch im Haus war, bekam ich

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