Die Elf Augen. B. L. Hach
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B. L. Hach
Die Elf Augen
Agathas und Arnolds erste Reise
Imprint
Die Elf Augen
B. L. Hach
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de Copyright: © 2016 B. L. Hach
Konvertierung: Sabine Abels www.e-book-erstellung.de
Hinter dem Namen B. L. Hach verbirgt sich ein Mutter-Tochter-Team aus Berlin. Die eine studierte Journalismus, die andere Kreatives Schreiben – eine gelungene Kombination, davon sind beide überzeugt. Ebenso wie von der Inspiration durch weite Reisen, kleine und große Kinder sowie eigenwillige Dackel.
Für Robin, deren erste Töne auf eine äußerst zufriedene Allparla schließen lassen.
Und für Lio und Oscar, die mit ihrem Witz und ihrer Energie jeden Klyor mit Leichtigkeit zur Strecke bringen würden.
Und natürlich für Felix, den unvergessenen trickreichen Ausbrecherkönig und Superdackel.
Gefahr in der Nacht (Prolog)
Die Zwillinge haben immer wieder den selben Traum.
Zuerst ist da dieser Wind, der an den Fenstern rüttelt. Fast schon ein Orkan. Dann ist da ein Peitschen in der Luft, es klingt, als würden tausend Flügel schlagen. Das Kreischen setzt ein, so schrill, dass es am nächsten Tag noch in den Ohren pfeift. Es teilt die Nacht in ein Davor und ein Danach. Wer es gehört hat, weiß: Nichts ist mehr, wie es war. Agatha und Arnold wälzen sich in ihren Betten, nass geschwitzt sind sie; sehen blutrote Augen und einen Schnabel, scharf wie ein gewetztes Messer. Und dieser Gestank, immer ist da dieser Gestank, der ihnen den Atem nimmt! Verfault und vergoren. Durchhalten, Kinder, gleich ist es vorbei.
Da sind sie schon, die anthrazitfarbenen Federn, die von der Zimmerdecke regnen und alles bedecken. Jede Nacht aufs Neue.
Ein hartnäckiger Alptraum. Mehr nicht?
1. Kapitel
Ein letzter Tag zu Hause
»Herr Schmidt, nimm dich in Acht!« Agatha stolperte die Holztreppe hinunter. Ihr schwarzes, schulterlanges Haar wehte um ihr Gesicht. Weit von sich gestreckt hielt sie ihren Anzug der Jugendfeuerwehr, von dem eine verdächtig gelbe Flüssigkeit auf die Holzdielen tropfte.
Von dem Übeltäter, dem Zwergdackel Herr Schmidt – das »Zwerg« war ihm wichtig, manche hielten ihn tatsächlich für einen winzigen Kaninchendackel – war nichts zu sehen. »Pass doch auf!«, schnauzte Agatha ihren Zwillingsbruder Arnold an, der auf dem Weg nach oben zu den Kinderzimmern war. Mit seiner angelaufenen Taucherbrille hatte er sie nicht kommen sehen.
Normalerweise war Agatha zu ihrem Bruder deutlich netter, immerhin war er dreizehn Minuten älter. Aber sie hatte einfach schon wieder so schlecht geschlafen! Die Anspannung wuchs von Tag zu Tag. Hinter jeder Ecke, hinter jeder Tür befürchtete sie ... ja, was eigentlich? Jedenfalls war sie erschrocken, als ihr Bruder mitten auf der Treppe stand. So plötzlich, wie die nächtlichen Schatten.
Agatha stürzte ins Badezimmer und hielt das linke Hosenbein ihres Anzugs unter heißes Wasser. Ihre Mutter Thea lag in der Badewanne, hatte die Augen geschlossen und summte vor sich hin. Sie war umgeben von einem enormen Berg aus duftendem Schaum. Agatha sah gerade noch ihren Kopf mit den raspelkurzen, blonden Haaren. Wie jedes Mal wunderte sie sich, wie ihre so groß gewachsene Mutter sich so klein zusammenfalten konnte.
»Herr Schmidt hat wieder auf meinen Anzug gepinkelt«, beschwerte sich Agatha. Ihre Mutter reagierte nicht. Da entdeckte Agatha die Kopfhörer auf ihren Ohren. Sie stöhnte. Bestimmt hörte Thea wieder irgendeine Entspannungsmusik.
Agatha wendete ihren Anzug im Wasserstrahl. Dabei achtete sie darauf, nicht mit den ekligen Flecken in Berührung zu kommen. »Mama!«, rief sie entnervt. »Ich komme sicher zu spät.«
Endlich nahm ihre Mutter die Kopfhörer ab. »Agatha-Maus, was sagst du?«, fragte sie blinzelnd.
Agatha hielt den durchtränkten Anzug in die Höhe.
Thea seufzte. »Hat er etwa schon wieder …? Kaum zu glauben, dass so einer adlig ist! Vielleicht solltest du öfter mit ihm spazieren gehen, dann wäre unser Liebling von Neu-Kläffstein nicht so frustriert!«
Woher sollte Thea wissen, dass Herr Schmidt – der sich nach seiner Geburt einen bürgerlichen Namen zugelegt hatte, weil er meinte, alles zu sein, nur kein Angeber – aus reiner Bequemlichkeit ins Haus pinkelte? Außerdem gehörte sich das nun einmal so: Rüden markierten ihr Reich und alles, was sich darin befand: Stühle, Vorhänge, Stehlampen und eben auch den ein oder anderen Feuerwehranzug. Wenn er auf dem Boden lag, wo er sowieso nicht hingehörte.
Agatha, die sich mittlerweile in das nasse Ding gezwängt hatte, überhörte den Vorwurf. »Ich komme zu spät! Dabei hat die Feuerwehr heute extra die Schule gesperrt! Wir üben Großeinsatz! Die brauchen mich!«
Unbekümmert verrieb Thea eine lilafarbene Flüssigkeit unter ihren Augen. »Frag doch deinen Vater, der fährt dich sicher schnell hin. Er ist …«
»Unterm Dach, ich weiß«, unterbrach Agatha ihre Mutter. »Wo auch sonst.« Sie eilte davon.
Ihr Vater Leo hatte die Dachkammer vor einigen Jahren ausgebaut, um einen Rückzugsbereich zu haben. Den Kindern war es streng verboten, den Raum zu betreten. Einen nachvollziehbaren Grund dafür hatten sie bisher nicht erfahren. Jedenfalls war es in ihrem Haus eng geworden, seit für das zu groß geratene Aquarium von Arnold zwei Zimmer zusammengelegt worden waren. Ein Meisterwerk der Architektur, da waren sich alle einig.
Ungeduldig klopfte Agatha an die kleine, weiß gestrichene Holztür zur Kammer. Wie so oft überlegte sie, ob sie ihren Eltern von ihrem wiederkehrenden Traum erzählen sollte. Er war so entsetzlich! Aber ihre Eltern waren immer sehr beschäftigt und jetzt war sowieso nicht der richtige Zeitpunkt. Baden war Thea heilig! Und wenn Leo in seiner Kammer arbeitete, hatte er nur dafür Augen und Ohren. Außerdem wollte Agatha so schnell wie möglich zur Feuerwehr. Spaß! Das war es, was sie brauchte!
Als sie sah, wie jemand durch den Türspion blickte, streckte Agatha ihre Zunge heraus. Kurz darauf wurde ein Riegel zurückgeschoben und Leo lächelte ihr durch einen schmalen Spalt entgegen. Er war etwas untersetzt und hatte, wie viele Männer seines Alters, einen kleinen Bauchansatz. In seinen dunklen, grau melierten Locken steckte eine Lupe, die umständlich an einem Gummiband befestigt war.
»Ich habe eine neue Lieferung Briefmarken bekommen, die ich gerade untersuche«, erklärte er. »Ganz seltene Exemplare. Magst du sie sehen? Ich hole sie gerne raus.«
»Vielleicht ein andermal«, sagte Agatha. »Ich muss jetzt zur Feuerwehr. Fährst du mich?«
Ihr Vater nickte, wenn auch widerwillig. »In Ordnung. Ich habe sowieso Kopfweh vom Augenzusammenkneifen. Das ist ziemlich anstrengend, weißt du.«
Arnold trug immer noch seine Taucherbrille, mittlerweile blank poliert. Außerdem hatte er einen Schnorchel im Mund und Flossen an den Füßen. Damit tauchte er in seinem riesigen