Die Elf Augen. B. L. Hach

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Die Elf Augen - B. L. Hach

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den Aktenordner in seiner Hand. Roboter-Gebrauchsanleitungen stand darauf. Darin fand er säuberlich geordnet die Bedienungsanweisung für jede einzelne Maschine. Einen Tür-und-Tor-Roboter gab es da. ( »Ihr persönlicher Schlüsseldienst«) und, noch besser, einen Fünf-Sterne-Koch-Roboter – mit mindestens zehn Greifarmen an der Seite.

      »Ha!«, rief Arnold. »Jetzt wissen wir auch, warum Papa so gut kochen kann.« Laut las er vor: »Schnellanleitung. Stellen Sie den Roboter in die Nähe einer Küche. Geben Sie das gewünschte Gericht über die Tastatur ein. Falls alle nötigen Zutaten im näheren Umkreis vorhanden sind, wird das Gericht umgehend bereitgestellt.«

      Arnold spürte plötzlich, wie hungrig er war. Seit dem Aufwachen war schon einige Zeit vergangen und er hatte noch nichts gegessen. Schnell gab er ein: Brötchen, Rühreier, Speck, Käseplatte, heißen Kakao und eine Tafel Nussschokolade. Er drehte sich zu Agatha um: »Willst du auch was? Schokomüsli?«

      »Dafür haben wir keine Zeit!« Agatha schüttelte den Kopf. Ehe ihr Bruder sich versah, hatte sie auch schon die Löschtaste gedrückt.

      Arnold wollte gerade protestieren, als ein eng beschriebenes Blatt Papier ihn davon abhielt. Er hätte schwören können, dass ihm das Papier geradewegs in die Hand gehüpft war.

      »Kannst du das lesen?«, flüsterte Arnold und deutete auf die merkwürdigen Zeichen darauf.

      Agatha schüttelte den Kopf. Diese Schrift hatte sie noch nie gesehen. »Huch!«, machte sie, als das aufdringliche Blatt nun in ihre Hand sprang.

      Sie zog die Augenbrauen zusammen. Das Papier fühlte sich zunehmend heiß an. Da stieg doch tatsächlich etwas Rauch auf . Am Rand glomm das Blatt bereits!

      »Autsch!« Agatha ließ das Blatt fallen. Im gleichen Moment erstarben die Flammen.

      Arnold hatte eine Metallzange entdeckt, mit der er das Papier hochhob. In welche Richtung er es auch drehte, die Zeichen ergaben keinen Sinn. Schlimmer noch: Er hatte den Eindruck, dass die Buchstaben sich ständig veränderten, einen neuen Platz, eine neue Form oder eine andere Größe annahmen. Er wurde einfach nicht schlau daraus und ließ von dem Blatt ab, um sich noch ein bisschen umzusehen.

      Flugtechniken mit und ohne Hilfsmittel, lautete der Titel des dicksten Buches im Regal. Links und rechts daneben standen Unmögliche Bauten leichtgemacht, Wünsche als strategische Waffe und Personenbeförderung durch flexible Aufzugsysteme. Außerdem entdeckte Arnold ein Buch, das Tierstimmen verstehen und imitieren hieß, die Kleine Kulturgeschichte Miradas, eine zerfledderte Abhandlung über Briefmarken als Landkarten und andere Nachrichtenwege. So ging es immer weiter, das ganze Regal entlang.

      Staunend drehten sich die Zwillinge in der Mitte des Zimmers im Kreis. Was hatte all das zu bedeuten? War ihr Vater ein heimlicher Bastler, ein Erfinder? Oder ein Historiker, der unbekannte Sprachen erforschte? Ein Sammler unbrauchbaren, alten Zeugs? Ein Zauberer? Oder einfach nur ein armer, alter Spinner?

      In der Zwischenzeit hatte Greta sich auf den Weg zum Schrank gemacht. Sie rüttelte an der Eisenkette. Wie lustig das rasselte! Und es übertönte das Pfeifen, das seit letzter Nacht beinahe schmerzhaft in ihren Ohren klang ... Wie gut, dass sie nun nicht mehr allein war. Ihre Geschwister würden sich schon um alles kümmern. Sonst gab es ja auch noch ihren Herr Schmidt, der ihr auch jetzt eifrig half. Wie es sich gehörte! Greta wusste, dass der Dackel sie besonders gern mochte. Immerhin war sie die Einzige, die ihn wirklich verstand. Manchmal versuchte sie für ihn sogar zu bellen. Mit seinen kleinen Zähnen zog Herr Schmidt an der Eisenkette. Dafür musste er sich auf die Hinterbeine stellen. Unpraktischerweise war er als Zwergdackel nicht groß genug, um problemlos an die Kette zu gelangen. »Was soll das?«, rief Agatha. »Wir lassen den Schrank lieber zu.«

      Arnold ignorierte den Einwand. Er begann ebenfalls an der Schranktür zu rütteln. »Geh schon auf, du blödes Ding«, murmelte er. Fast hätte er dagegentreten, als ihm etwas einfiel. Er hatte doch eben etwas von einem Schlüsseldienst-Roboter gelesen! Schnell griff er den Ordner und blätterte zur richtigen Stelle. Ja, genau. Wenn ihn nicht alles täuschte, ließ sich mit der goldgelben Maschine ganz oben im Regal problemlos jedes Schloss öffnen. Auch wenn das kaum zu glauben war: Die Maschine hatte eher Ähnlichkeit mit einer fliegenden Taschenlampe. Ohne lange zu überlegen, drückte Arnold den grünen Knopf an ihrem Schaft. Ein Lichtstrahl schoss hervor, strahlte durch das Zimmer und traf mitten auf das Schloss. Es zerschmolz wie Blei an Silvester.

      Knarrend öffnete sich der Schrank und gab den Blick auf sein Innenleben frei. Arnold rang nach Luft. Was er da sah, verwirrte ihn völlig. Mal ehrlich: All die Apparate in Leos Kämmerlein waren letztendlich nicht mehr als die Arbeiten eines verrückten Bastlers. Irgendwie süß, aber harmlos. Doch das, was sich da im Schrank befand, das war etwas völlig anderes: Wie von Geisterhand schob sich eine hochmoderne Steuerungszentrale in den Raum; ein blank polierter Metalltisch, der mit kleinen Lämpchen versehen war. Dazwischen befanden sich hauchdünne Bildschirme, auf denen Zahlenreihen und bunte Kurven aufleuchteten. Es summte und piepste, dann begann eine freundliche Computerstimme in unverständlicher Sprache zu reden.

      Vorsichtig näherte Agatha sich ihrem Bruder, der seinen Blick nicht von der Konsole wenden konnte.

      Die Lämpchen begannen hektisch zu blinken. Die Oberflächen auf den Bildschirmen wechselten immer schneller. Jetzt waren auch Satellitenaufnahmen und eine Art Radar zu sehen. Herr Schmidt, dem das Ganze gar nicht gefiel, bellte aufgeregt.

      »Meine Güte, Agatha! Was treibt Papa da bloß?«, rief Arnold. Schnell schob er den Tisch samt aller Geräte in den Schrank zurück. Die immer drängender werdende Computerstimme brachte ihn dazu, auch die Schranktür zuzuwerfen.

      Da kam auch schon die goldgelbe Maschine angeflogen. Zielgenau richtete sie ihren Lichtstrahl auf die Eisenkette. Die Kette bog sich fast anmutig und fügte sich zusammen. Damit war die Tür gesichert.

      Nachdem Arnold sich die Schweißperlen von der Stirn gewischt hatte, drehte er sich nach Greta um. Laut lachend schwenkte sie einen Briefumschlag in der Hand, um Herrn Schmidt damit zu ärgern. Der Dackel spielte gutmütig mit, schließlich war es seine geliebte Greta, die ihm da mit dem Umschlag auf den Kopf patschte. Brav versuchte er, danach zu schnappen. Ehrensache, dass er Greta gewinnen ließ.

      »Gib her«, verlangte Agatha. »Das ist doch der Brief, der mitten in der Nacht bei uns angekommen ist!« Agatha zögerte nur eine Sekunde, dann hatte sie den Umschlag auch schon aufgerissen. »Lieber Leo, liebe Thea«, las sie vor, »wie üblich findet unser Geheimtreffen am dritten April statt. Diesmal bei Agentin Alberta. Ihr kennt die Adresse und die erschwerten Umstände. Ich freue mich, Euch bald begrüßen zu dürfen. Viel Glück bis dahin und haltet durch. Es sind schwere Zeiten für uns alle.«

      Eine Unterschrift fehlte. Ratlos schaute Agatha ihren Bruder an. Der dritte April? Das war doch gestern gewesen – was hatte das zu bedeuten?

      Ein lautes Poltern ließ die Zwillinge zusammenschrecken. Sie zogen sie die Köpfe ein und hielten sich die Ohren zu. Sicherlich war auch das nächtliche Geschrei gleich zu hören, das schaurige Peitschenknallen ...

      Aber es waren nur Herr Schmidt und Greta, die diesen ohrenbetäubenden Lärm veranstalteten. Etwas peinlich berührt wechselten die Zwillinge einen schnellen Blick.

      Greta hatte ein loses Brett in der Wand entdeckt. Unter dem Einsatz ihrer ganzen Kraft und mit Herrn Schmidts Hilfe hatte sie es zur Seite geschoben. Seit einiger Zeit spielte sie am liebsten Verstecken und vielleicht war dahinter ja ein geeignetes Schlupfloch! Mit einem letzten Ruck war das Brett auf dem Boden gelandet und Greta auf ihrem gepolsterten Hintern.

      In der Wand war ein Loch zu sehen. Dahinter lag eine Art

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