Die Elf Augen. B. L. Hach

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Die Elf Augen - B. L. Hach

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flüsterte Agatha schließlich. »Geheimagenten?« Sie schluckte. »Ich dachte, die gibt's nur im Film. Und vor allem: Wieso wissen wir das nicht?«

      »Kein Grund, sich aufzuregen«, sagte Tante Cleo. »Ich habe doch schon gesagt, dass ich euch jetzt alles erzähle, was ich weiß.« Sie schloss die Tür ab und senkte die Stimme: »Dass ihr das hier niemanden verraten dürft – keinem Menschen und auch keinem anderen – versteht sich von selbst.«

      Keinem anderen? Was sollte das sein, ein anderer, der kein Mensch war? Aber die Zwillinge nickten, damit Tante Cleo endlich weitersprach.

      »Eure Eltern gehören zu den sechs besten Agenten der Welt. Man nennt ihren Geheimbund die Elf Augen. Ich habe meinen lieben Herrn Bruder schon vor Monaten gebeten, euch einweihen. Leo meinte aber, dass ihr so sicherer wäret.« Sie stöhnte. »Und jetzt darf ich es wieder ausbaden.«

      »Wenn sie wirklich so tolle Agenten sind, kann ihnen doch eigentlich gar nichts passieren?«, fragte Arnold. Es klang beinahe trotzig.

      Tante Cleo seufzte tief. »Fest steht, dass Thea und Leo sich gut verteidigen können. Thea sogar extrem gut. Das Zimmer im Keller ist ihr Trainingsraum. Der Roboter ihr Trainingspartner. Dank ihm ist Thea körperlich unglaublich fit.« Der Gedanke daran ließ sie ein wenig lächeln.

      »Gehörst du auch zu diesen zwölf Augen?«, wollte Arnold wissen.

      »Elf!«, verbesserte ihn Agatha. »Es heißt Elf Augen. Hör doch mal richtig zu.«

      Tante Cleo hob abwehrend die Hände. »Um Himmels willen, nein! Ich habe anderes zu tun!«

      Agatha wollte mehr über die Aufträge der Geheimagenten wissen, doch Tante Cleo behauptete, darüber nicht informiert zu sein. Sie begann über die Bettenaufteilung für die kommende Nacht zu sprechen. Sie ging davon aus, dass die Kinder bei ihr bleiben würden.

      »Ich will lieber nach Hause«, murmelte Arnold. »Wenn Mama und Papa versuchen uns zu erreichen, werden sie das dort tun und nicht hier bei dir.«

      Tante Cleo wollte davon zunächst nichts hören. Niemals würde sie die Kinder in dieser Situation allein lassen. Erst als Agatha ihr vorschlug, bei ihnen einzuziehen, war sie einverstanden.

      »Fahrt ihr vor. Ich bringe hier noch alles in Ordnung und komme nach, so schnell ich kann.«

      Bevor die Kinder sich auf das Fahrrad setzten, drückte Tante Cleo ihnen als Wegzehrung noch eine Schüssel Kekse in die Hand. Herr Schmidt vergrub sofort seine Dackelschnauze darin.

      »Macht euch keine Sorgen, Kinder«, sagte Tante Cleo. Sie klang wenig überzeugt. »Hilfe ist unterwegs! Wundert euch nicht, wenn ihr Besuch von einem Mitglied der Elf Augen bekommt! Aber bevor ihr den Gast ins Haus bittet, lasst euch den Ausweis zeigen!«

      7. Kapitel

      Der Agent vor der Tür

      Riiiiiiiiiiiiing!

      Sie hatten das Geräusch in ihrem Leben sicher schon tausendmal gehört. Trotzdem erschraken die Zwillinge, als es an der Haustür klingelte.

      Durch das kleine Fenster an der Tür konnten sie den sehr schmalen und sehr großen Mann sehen, der sein Spiegelbild in der Scheibe kritisch beäugte und über seine buschigen Augenbrauen strich. Er trug einen dunklen Mantel und darunter einen Anzug mit einer mintgrünen Fliege. Das war der einzige Farbtupfer an ihm. Sein tiefschwarzes, mit Gel nach hinten gekämmtes Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Als er die Zwillinge im Hausflur stehen sah, winkte der Mann mit beiden Händen, an denen er edle Lederhandschuhe trug.

      Agatha öffnete die Tür nur einen Spaltbreit. »Sie wünschen?«, Sie flüsterte, weil Greta hinter ihr an Herrn Schmidt geschmiegt in seinem Körbchen schlummerte. Es war längst Zeit für den Mittagsschlaf der Kleinen. Dass sie vom Geräusch der Klingel nicht wach geworden war, zeigte, wie erschöpft sie war! (Sobald sie schlief, schlichen alle normalerweise nur auf Zehenspitzen um sie herum, um sie ja nicht zu stören.)

      Statt eine Antwort zu geben, steckte der Mann unaufgefordert eine Karte durch den Türspalt.

      Agatha hielt sie prüfend gegen das Licht. »Hat Ähnlichkeit mit einem Schülerausweis«, stellte sie fest und reichte die Karte an Arnold weiter. Er bewegte sie hin und her, wie man es mit Falschgeld tat. Der Mann sollte gleich wissen, dass sie sich nichts vormachen ließen.

      »Orville de Montagne Blanche«, las Arnold leise vor.

      »Für euch einfach nur Orville, mes enfants.« Der Mann deutete eine kleine Verbeugung an. »Mit Verlaub, das E am Ende ist stumm«, fügte er hinzu und lächelte. »Genau wie das E von Blanche.«

      Der französische Akzent war nicht zu überhören. Das machte den Mann nur noch vornehmer. Es kam Arnold komisch vor, dass er jemanden duzen sollte, der aussah wie ein echter Graf. Eigentlich wirkte Orville, als sei er schon als Baby gesiezt worden.

      »Das Foto auf dem Ausweis ist sehr alt«, sagte Orville verlegen. »Außerdem hatte ich da gerade einen schlechten Tag.«

      Auf dem Bild war Orville in der Tat um einiges jünger. Seine ungekämmten Haare reichten ihm bis zu den Schultern. Der Mund war merkwürdig verzogen. Aber die Augen blickten genauso eindringlich wie heute.

      Mitglied der Elf Augen stand darauf und darunter Diplomierter Spurensucher in mehreren Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Chinesisch, Arabisch. Mit dem Daumen ertastete Arnold auch Blindenschrift. Als er den Ausweis umdrehte, sah er das Hologramm: Ein Auge, das sich öffnete und schloss. In der Mitte war keine Pupille, sondern eine Weltkugel.

      »Sie sind also definitiv ein Mitglied der Elf Augen«, stellte Agatha fest.

      Orville nickte. »Oui. Ich bin einer der sechs Agenten des Königreiches und durchaus stolz, meinem Land auf diese Weise dienen zu können.« Orville fuhr sich durch das Haar. »Wenn ich nun vielleicht eintreten dürfte? Ich sollte allmählich mit meiner Spurensuche beginnen. Je frischer die Spuren, umso besser, das müsst ihr wissen. Erste und wichtigste Spurensucherregel.«

      Die Zwillinge tauschten einen Blick aus, fast unmerklich nickten sie sich zu. Agatha löste die Sicherheitskette und öffnete die Tür weiter.

      Nachdem er sich die Schuhe sorgfältig abgetreten hatte, kam Orville herein. Dafür musste er seinen Kopf einziehen, so groß war er. Erst jetzt bemerkten die Zwillinge den schwarzen Aktenkoffer, mit dem Orville aussah wie ein verbeamteter Totengräber.

      »Die Zeit drängt«, erinnerte Orville die Kinder. »Wenn ich vielleicht direkt an den Ort des Verbrechens könnte?« Als Arnold ihm den Weg in das Schlafzimmer ihrer Eltern zeigen wollte, hob Orville abwehrend die Hand. »Merci, aber ich kenne den Weg. Ich habe damals beim Einzug euren Eltern beim Tapezieren geholfen, müsst ihr wissen.« Mit großen Schritten ging er den Flur entlang, geradewegs hoch in das Schlafzimmer.

      Kaum war er nicht mehr zu sehen, schlichen die Zwillinge hinterher. Vertrauen war gut, Kontrolle in diesem Fall aber eindeutig besser. Leider hatte Orville die Tür geschlossen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als durch das Schlüsselloch zu spähen. Agatha durfte als erste.

      »Sag schon, was siehst du?«, drängte Arnold.

      »Er hat sich den Mantel ausgezogen und über den Bettpfosten gehängt«, flüsterte Agatha. »Jetzt öffnet er den Aktenkoffer.«

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