Die Elf Augen. B. L. Hach

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Die Elf Augen - B. L. Hach

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mir nicht«, murmelte er und schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.« Er drehte seinen Fund hin und her. »Diese Feder stammt von einem Klyor. Und zwar von einem ausgewachsenen.«

      Klyor? Das Wort hatten die Zwillinge noch nie gehört. Sie wussten nicht, ob sie mehr erfahren wollten. Zu groß ihre Angst, dass alles, was sie hören würden, einfach nur schrecklich war. Aber immerhin ging es hier um ihre Eltern. Agatha nahm ihren Mut zusammen und fragte mit zitternder Stimme nach.

      »Nun, wie erkläre ich euch am besten, was ein Klyor ist?«, begann Orville, steckte die Feder in eine Tüte, beschriftete sie und packte den Luftsauger wieder ein. »Ein Klyor ist ein Vogel, der eigentlich schon vor langer Zeit ausgestorben ist …« Er hielt inne. »Ich denke zumindest, dass es ein Vogel ist. Immerhin hat er einen Schnabel, einen enormen Schnabel, um genau zu sein und …« Orville brach ab. »Wer wirklich wissen will, was ein Klyor ist, sollte sich das Skelett im Königlichen Museum von Masalar ansehen. Das kann ich euch wirklich empfehlen. Vom direkten Kontakt mit einem lebenden Exemplar kann ich hingegen nur abraten.«

      Arnold kratzte sich am Kopf. Masalar? Was war das nun schon wieder? Er war sich ziemlich sicher, den Namen im Erdkundeunterricht noch nie gehört zu haben. War dieser Spurensucher vielleicht doch ein Schwindler? Aber immerhin hatte er die Feder gefunden ...

      Orville klappte seinen Aktenkoffer zu. »Ich vermute, dass eure Eltern in der Nacht von Klyoren angegriffen wurden. Meistens planen die Viecher ihre Angriffe Tage voraus, gehen auf Erkundungsflug, um den besten Zeitpunkt herauszufinden.«

      Mit einem Mal ergab alles Sinn. Oder zumindest: sehr vieles. Agatha konnte nicht an sich halten.

      »Wir haben sie gesehen«, rief sie. »Die Klyore! Jede Nacht haben mein Bruder und ich sie gesehen. Aber wir dachten, es sei nur ein Traum!«

      Orville schien unbeeindruckt.

      »Das sieht den Klyoren ähnlich«, sagte er. »Sie tarnen sich als Alptraumwesen. Auch sonst haben sie es faustdick hinter den Ohren. Um zu vermeiden, dass es Zeugen von ihren Angriffen gibt, sondern sie bei Bedarf einen betäubenden Geruch ab. Der sorgt dafür, dass man alles vergisst.«

      »Bestimmt haben die das bei Greta gemacht«, sagte Arnold. »Zum Glück! Die Arme hat ja im Bett bei Mama und Papa geschlafen!«

      »Eure Eltern haben sicher ihr Bestes gegeben, um sich zu verteidigen«, meinte Orville. »Sie haben ihre Angreifer ja sogar verwundert. Aber offensichtlich wurden sie trotzdem überwältigt und verschleppt. Kaum zu glauben ... na, das Laborergebnis wird zeigen, ob meine Vermutung stimmt.«

      Einen Moment stand Orville beinahe regungslos da. Agatha räusperte sich.

      »Sind frische Luftproben nicht besonders brauchbar?«

      »Oui, in der Tat«, gab er ihr recht. »Hast du schon an eine Karriere als Spurensucherin gedacht? Ein ausgesprochen anregender Beruf, wenn man Liebe für Details hat. Sobald die Testergebnisse vorliegen, melde ich mich bei euch, mes enfants.« Etwas zögerlich fügte er hinzu: »Am besten, ihr wartet brav hier zu Hause und bleibt erreichbar.« Der Satz klang wie auswendig gelernt. Widerwillig nickten die Zwillinge.

      »Dann ist ja alles geklärt«, sagte Orville und zwinkerte merkwürdig. »Ich finde allein raus, vielen Dank.« Er nahm seinen Mantel und war schon halb aus dem Zimmer, als er sich noch einmal umdrehte. Aus seiner Westentasche zog er zwei gelbe Blumen. Sie hatten starke Ähnlichkeit mit den preisgekrönten Narzissen aus dem Nachbargarten. »Fast hätte ich es vergessen: Bon anniversaire, mes enfants.« Er überreicht den Zwillingen die Blumen mit einer Verbeugung. So tief, dass seine Nasenspitze den Boden berührte.

      8. Kapitel

      Abreise ins Unbekannte

      Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Erstens, ihre Eltern waren entführt worden. Zweitens, ihre Träume waren gar keine Träume gewesen. Es war so schrecklich, dass die Kinder es kaum begreifen konnten. Oder wollten.

      Arnold atmete schwer aus, seine Schwester schlang ihre Arme um ihn. »Ich mache mir auch Sorgen«, flüsterte sie. »Aber bisher haben wir noch alles hingekriegt, oder?«

      Arnold konnte nur mit den Schultern zu zucken. Herr Schmidt jedoch – früher als Greta von seinem Mittagsschlaf erwacht – war äußerst fidel. Unauffällig hatte er dem Spurensucher einen Handschuh stehlen können. Den brachte er nun schnell in sein Geheimversteck im Garten, unter den Heckenrosen. Sorgsam legte er seine neueste Errungenschaft zu seinen bisherigen Schätzen: acht braune Socken von Leo, eine Babysocke von Greta, drei selbst gestrickte Topflappen von Tante Cleo und ein alter Knochen. Jetzt kam noch ein weicher Lederhandschuh dazu. Was für ein Glück!

      Währenddessen gaben Agatha und Arnold sich größte Mühe, sich abzulenken. Sie gingen ins Wohnzimmer; Arnold schaltete den Fernseher ein und zappte durch die Kanäle. Agatha nahm sich eine alte Zeitung und schlug die Seite mit den Todesanzeigen auf. Doch heute wurde sie davon nur noch deprimierter.

      »Agatha, so geht das nicht!«, platzte es schließlich aus ihrem Bruder heraus. »Wir müssen etwas tun. «

      Sofort sprang Agatha auf: »Und ich dachte schon, du wärst so vernünftig und wolltest tatsächlich einfach nur rumsitzen und warten. Das kann ich doch so schlecht!«

      »Blöd nur, dass wir Orville einfach so haben gehen lassen.«

      Die Zwillinge grübelten, wie sie ihre Hilfsaktion starten sollten. Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. Mit großen Augen sahen sie sich an. Konnten das Thea und Leo sein? Agatha holte tief Luft und hob ab. Im gleichen Moment verzog sie enttäuscht das Gesicht. Es war bloß Moritz von gegenüber.

      »Hey, hör zu«, plapperte er los, »wie versprochen habe ich euer Haus observiert. Na, und vorhin ist doch tatsächlich ein seltsamer Typ durch euren Garten geschlichen. So eine Mischung aus Dracula und Staubsaugervertreter.«

      »Orville«, sagte Agatha.

      »Wie auch immer, ich wollte nur berichten: Der Typ hat sich in eurem Geräteschuppen verkrochen. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, aber ich dachte –«

      Mitten im Satz legte Agatha einfach so auf. Nicht gerade höflich, aber es galt, keine Zeit zu verlieren.

      »Wir haben eine erste Spur!«, rief sie und war schon Richtung Garten losgerannt. Arnold schnappte sich Greta. Dann eilte er hinterher.

      Die Tür des Geräteschuppens war nur angelehnt. Agatha drückte sie vorsichtig auf, im Gänsemarsch gingen sie hinein. Greta kuschelte sich an Arnolds Brust und gähnte verschlafen. Herr Schmidt, der den Handschuh erfolgreich verbuddelt hatte, drängelte sich vor. Darin war er Profi. Es war eng in dem Holzhäuschen. Rasenmäher, Spaten, Rechen und jede Menge Plastikeimer standen verstaubt in der Ecke, eigentlich war alles wie immer. Sogar Herr Schmidt hatte schon wieder etwas gefunden, auf dem er herumkauen konnte.

      »Was frisst du denn da?« Agatha beugte sich zu dem Dackel. »Nicht, dass du dir den Magen verdirbst.«

      Widerwillig ließ Herr Schmidt zu, dass Agatha in sein Maul guckte.

      »Ach, nur ein Faden«, sagte Agatha. Sie ließ das Hundemaul wieder zuklappen.

      »Moment!«, rief Arnold, setzte Greta auf den Boden und beugte sich zu Herrn Schmidt. Er war sichtlich genervt, schon wieder sein Maul öffnen zu müssen. Das war ja schlimmer als beim Zahnarzt. »Der Faden ist mintgrün!«, stellte Arnold fest. »Genau wie Orvilles Fliege.«

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