Die Elf Augen. B. L. Hach

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Die Elf Augen - B. L. Hach

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und sich zur Schuppenwand schlängelte. Dort verschwand er im Boden. Als Arnold auf das Holz an der Stelle trat, gab es etwas nach. Prüfend wippte er darauf herum.

      »Eine Falltür«, flüsterte er und kniete sich auf den Boden. Mit beiden Händen zog er die Tür auf.

      »Und?«, fragte Agatha, die sich schon wieder eine Haarsträhne in den Mund geschoben hatte. »Was siehst du?«

      »Eine Treppe«, sagte Arnold.

      »Was für eine Überraschung!«

      Agatha nickte, als hätte sie sich das schon gedacht.

      Die Zwillinge warfen sich einen Blick zu. Sie wussten, sie würden dort hinuntersteigen. Und sie ahnten, dass die Treppe sie an einem völlig fremden Ort bringen würde. Dafür mussten sie einige Vorbereitungen treffen.

      Zurück im Haus begann Agatha, ihren großen Rucksack zu packen: Ein Taschenmesser, ein Fernglas, ein Ersatzschnuller für Greta und jede Menge Windeln. Als sie alle zehn Bände von Krankheiten von A-Z anschleppte, schüttelte Arnold den Kopf. »Dann kannst du gleich bei R wie Rückenschmerzen nachschlagen«, sagte er. »Ich trage das auf keinen Fall.«

      Natürlich hatte er recht! Auf ihrer Reise würde jedes Kilo mehr zur großen Last werden. Schweren Herzens stellte Agatha die Bücher zurück ins Regal, bis auf den Band Sw-Ve. »Den brauchen wir unbedingt«, erklärte sie. »Unter T sind alle tropischen Krankheiten zusammengefasst. Und unter U alle unbekannten Krankheiten.«

      Da Agatha für alle Fällte gerüstet sein wollte, packte sie auch die Kinderausweise und Herr Schmidts Hundepass ein. Außerdem jeden Impfpass, den sie finden konnte und schließlich noch ein dickes Seil.

      »Wofür soll denn das gut sein?«, fragte Arnold.

      »Mal angenommen, ein Feuer bricht aus«, begann Agatha und stemmte die Hände in die Hüften. »Und wir befinden uns im wer-weiß-wievielten Stock eines Hochhauses. Dann können wir immerhin Greta und Herrn Schmidt abseilen.«

      Das schien Arnold, der an leichter Höhenangst litt, durchaus sinnvoll.

      Als Nächstes diskutierten sie eine Weile, ob sie die Briefmarkensammlung ihres Vaters mitnehmen sollten. Weil sie es nicht verantworten konnten, die wertvollen Stücke zu Hause zu lassen, verstauten sie das Album ganz unten im Rucksack. Es sorgte dafür, dass sie sich ihren Eltern näher fühlten.

      Während Agatha den Rucksack ein letztes Mal prüfte, ging Arnold rüber zu Moritz. Er gab ihm eine Kurzfassung dessen, was geschehen war – er erwähnte die Klyore, nicht aber die Elf Augen. Außerdem bat er Moritz, seine Fische zu füttern und Tante Cleo auszurichten, sie solle sich keine Sorgen machen.

      »Bitte beobachte auch unser Haus weiter.«

       »Ehrensache«, sagte Moritz. »Wenn was Außergewöhnliches geschieht, schicke ich eine Mail. Zwischenzeitlich recherchiere ich, was es mit diesen Klyoren auf sich hat. Ob das die Viecher waren, die ich heute Nacht gesehen habe? Klingt jedenfalls spannend!«

      Spannend, dachte Arnold. So konnte man es auch nennen.

      Ungeduldig wartete Agatha vor dem Geräteschuppen. Arnold half ihr, den Rucksack aufzusetzen. Dann drückte er ihr Herrn Schmidt in den Arm und hob Greta auf seine Schultern.

      »Hoffentlich gibt es da unten keine Ratten«, sagte Agatha, als sie vor dem Loch im Schuppen standen und in die Tiefe blickten. Greta quietschte vor Aufregung. Sie hatte noch nie eine Ratte gesehen und freute sich immer, wenn sie neue Tiere treffen konnte. Auch Herr Schmidt hatte nichts gegen eine kleine Rattenjagd einzuwenden. (Bei den Nachbarshunden war sein Spitzname nicht ohne Grund: Der Rattenfänger von Nebenan.)

      Agatha setzte ihren Fuß auf die erste Stufe. Da begann sich die ganze Treppe zu bewegen! Eine Rolltreppe! Damit hatte Agatha nicht gerechnet. Vor lauter Schreck verlor sie das Gleichgewicht. Mit dem rechten Arm hielt sie Herrn Schmidt fest umklammert, mit dem linken ruderte sie in der Luft. Im letzten Moment bemerkte sie das Geländer neben sich. Blitzschnell griff Agatha zu und fing sich wieder. »Das hätte man auch sicherer bauen können«, murmelte sie, bevor sie verstummte.

      In kompletter Dunkelheit fuhren die Kinder auf der Treppe nach unten. Sie sprachen kein Wort, hingen ihren Gedanken nach. Allmählich verloren sie jedes Zeitgefühl.

      Da hörten sie diese Stimme.

      9. Kapitel

      Eine wilde Fahrt

      »Ick glaub' es nich'. Wen haben wir denn da? Wenn das nich' die Zwillinge von Thea und Leo sind! Da laust mich ja der Affe! Na ihr beiden? Ach, und da is' ja noch eine, 'ne ganz Kleene, und ein Dackel. Der darf auch mit? Na, da seid ihr wohl alle auf dem Weg zu den Agenten?« Ein glatzköpfiger Mann mit kugelrundem Bauch und schwarzen, fröhlich funkelnden Knopfaugen tauchte wie aus dem Nichts auf.

      Je näher er kam, umso besser konnten die Kinder auch die Umgebung erkennen, denn der Mann trug eine Art Schaffnermütze, die ringsherum mit Strahlern ausgestattet war.

      Staunend sahen sich die Kinder um. Der Raum am Ende der Rolltreppe war quadratisch, sehr schmal, schien dafür aber unendlich hoch. So sehr man sich auch bemühte: Es war keine Decke zu erkennen. Umso besser konnte man aber die Wände sehen, die mit lauter Fabelgestalten bemalt waren. Ein großer, orangefarbener Drache schien direkt auf die Kinder zuzufliegen. Er war mindestens zwei Meter lang, hatte vier Flügel und aus seinem Maul spie er grüne Flammen. Agatha zuckte unwillkürlich zurück. Direkt über dem Drachen schwebte eine blonde Frau. Sie trug ein langes, zartgelbes Kleid und an ihren Füßen silberne Schuhe, die kleine Flügel hatten. Erschreckend war ihr Lächeln: Es war hämisch und gemein. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte Arnold einen riesigen Fisch erkennen. Er sah aus wie ein Aal, nur dass seine Schuppen einen schmutzig-bläulichen Ton hatten. Das auffälligste aber war das Maul des Fischs. Denn er hatte messerscharfe Zähne, in mindestens zehn hinter- und übereinander liegenden Reihen. Damit kann man sicher alles zerfleischen, dachte Arnold mit einem Schaudern. Selbst Piranhas waren nichts dagegen.

      Neben den Fisch war noch ein anderes ungewöhnliches Tier gemalt. Es handelte sich um eine Art Raubvogel; seine sechs Flügel waren bestückt mit anthrazitfarbenen Federn. Agatha war von dem Anblick ganz gebannt; die Augen des Vogels waren furchterregend. Leuchtend rot schienen sie jeden Betrachter zu durchbohren. Aus seinem großen, kräftigen Schnabel hingen Fleischfetzen, von denen gemaltes Blut heruntertropfte. Mit einem Mal wusste Agatha: Diesen Vogel hatte sie schon einmal gesehen. Seine Federn waren über ihr Gesicht gestrichen – und es hatte sich furchtbar angefühlt.

      Sogar Herr Schmidt fühlte sich beim Anblick der Bilder unwohl. Er begann, die gemalten Fabelwesen anzubellen.

      Schließlich fiel der Blick der Kinder wieder auf den Mann, der sie angesprochen hatte. Mit seiner ausgeblichenen Jeans und dem alten, weit ausgeschnittenen T-Shirt wirkte er eigentlich recht normal. Die Gelassenheit, die er ausstrahlte, tat den Kindern gut.

      »Gestatten: Mein Name is' Bodewald und ick bin der Aufzugsführer«, erklärte er mit einem belustigten Blick in Richtung Dackel, der immer noch die Wand anknurrte.

      Herr Bodewald spielte mit dem breiten Band, das um seinen Hals hing und an dem auffällig viele Schlüssel klimperten. Manche davon waren groß, wie für riesige Tore, andere klein, wie für Schmuckschatullen. Viele der Schlüssel waren verschnörkelt und sie hatten verschiedene Farben; auch ein goldfarbener und ein silbern glänzender waren darunter.

      »Schau

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