Wasser für Abu Dhabi. Hermann Mezger

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Wasser für Abu Dhabi - Hermann Mezger

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Bramme war heilfroh, dass sie auf dem Sofa saß. In ihrem Gesicht zeigte sich keine Regung, gerade so, als ob sie diese Worte gar nicht verstanden hätte. Dann jedoch schlug sie die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen. Peter Kartzow sah erneut hilfesuchend zu Bramme hinüber.

      „Frau Kartzow“, Bramme trat schnell zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich möchte Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen.“

      „Wie ist er denn…?“, die restlichen Worte erstickten in ihren Tränen.

      „Wir wissen es noch nicht genau“, erklärte Bramme rasch und setzte sich zu den beiden. „Ihr Mann ist auf dem Golfplatz zusammengebrochen.“

      An Bramme gerichtet hob Kartzow eine Augenbraue, doch dieser ignorierte den Wink. Er würde einen Teufel tun und diese junge, hochschwangere Frau jetzt auch noch mit dem Mordverdacht konfrontieren.

      „Herr Bramme und ich fliegen nach Abu Dhabi und klären das“, sagte Peter Kartzow und griff nach Bettinas Hand.

      Noch immer rührte sie sich nicht. Kartzow drückte seufzend ihre Hand, bevor er aufstand.

      „Paul war nicht nur dein Mann, er war auch mein Bruder.“

      Als sie wieder draußen vor dem Bungalow standen, atmeten Bramme und Kartzow tief durch. Der furchtbaren Atmosphäre da drinnen entkommen zu sein, empfanden beide als Erleichterung. Bramme spürte mehr denn je, dass er sein Gewerbe niemals von der anderen Seite aus sehen wollte. Er war Kommissar, ein Opfer zu sein schien ihm nicht nur fern, sondern auch unerträglich. Schweigend folgte er dem niedergeschlagenen Peter Kartzow zum Wagen.

      Beim Überqueren der Straße kreuzte ein Radfahrer ihren Weg. Der Mann auf dem Sattel machte einen unübersehbar heruntergekommenen Eindruck. Seine Haare bedeckten in langen Strähnen fast das ganze Gesicht, seine Kleidung war abgetragen und fleckig, das Fahrrad glich einer Rostlaube. Im Vorbeifahren erkannte er Kartzow, drehte den Kopf nach ihm um und ließ ihn nicht mehr aus den Augen, bis er hinter einer Kurve verschwand.

      „Kennen Sie den Mann?“, fragte Bramme interessiert und war überrascht, dass sich Kartzows Miene noch weiter verfinstert hatte.

      „Ja“, gab Kartzow mürrisch zu, „das ist Sebastian Alt, ein Mitarbeiter von uns.“

      „Ein komischer Kauz“, murmelte Bramme und sah mit gerunzelter Stirn in die Richtung, in der der Radfahrer verschwunden war.

      „Kann man wohl sagen!“, Kartzow machte die Fahrertür auf, und setzte sich, immer noch übellaunig, hinter das Steuer. „Aber täuschen Sie sich nicht, der Mann ist hochintelligent. Ein richtiges Genie sogar. Leider hängt er an der Flasche. Er versäuft nicht nur sein ganzes Geld, sondern auch seinen Verstand.“

      5. Kapitel

      Als ihr Flugzeug die Wolkendecke durchbrach, waren Bramme und Peter Kartzow bereits in ein freundschaftliches Gespräch verwickelt, und als kurz darauf die Stewardess zu ihnen kam, um ihnen Champagner anzubieten, ließen sie sich nicht zweimal bitten. Bramme, der am Fenster saß, spähte hinaus auf das Wolkenmeer und den azurblauen Himmel darüber. Fliegen war für ihn nichts Besonderes mehr, doch der Luxus in der ersten Klasse machte diesen Flug zu einem absoluten Highlight.

      „Das Leben könnte so schön sein“, philosophierte Kartzow. Er saß links von Bramme und drehte nachdenklich sein Glas in den Händen. Die Schuhe hatte er ausgezogen, die Ärmel hochgekrempelt und dennoch schien ihm die Gelassenheit abhanden zu gekommen zu sein.

      „Wem sagen Sie das?“, murmelte Bramme unverbindlich und wandte sich vom Fenster ab. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Tod seines Bruders auf eine andere als auf organisatorische Weise an Peter heranrückte, und Panik der Trauer Platz machte. Und dass dies jetzt der Fall war, wo er zur Ruhe kam und er einen mehrstündigen Flug vor sich hatte, war zu erwarten.

      „Dass das aber auch gerade jetzt passieren musste!“, lamentierte Peter und trank einen Schluck Champagner, ohne Bramme anzusehen.

      „Der Tod kommt immer ungelegen.“ Mitfühlend legte Bramme ihm eine Hand auf die Schulter, dann leerte auch er sein Glas.

      „Warum war es ihm nicht vergönnt, seinen großen Triumph noch zu erleben und auszukosten? Ich hätte es ihm so sehr gewünscht.“

      „Triumph?“, neugierig geworden, ließ Bramme ihn nicht mehr aus den Augen.

      „Er war dabei, die Energieversorgung zu revolutionieren. Es war Pauls Lebenswerk und die Krönung seines Schaffens.“

      Stirnrunzelnd kratzte Bramme sich am Ohr.

      „Ich dachte, Sie stellen Meerentsalzungsanlagen her?“

      Peter nickte und winkte der Stewardess, die herkam und ihre Gläser erneut füllte.

      „Stimmt! Damit sind wir groß geworden, und das ist auch heute noch ein Riesengeschäft. Nun aber bauen wir auch Osmose-Kraftwerke.“

      Bramme schaute ihn verwirrt und fragend an. Peter dagegen war nun in seinem Element und legte los.

      „Osmose-Kraftwerke brauchen keine Energie, produzieren kein CO2, sind völlig lautlos, belasten die Umwelt in keiner Weise und arbeiten bei jedem Wetter.“

      „Ein Perpetuum mobile also?“, hakte Bramme wissbegierig nach

      „Nicht ganz. Man braucht Salzwasser und Süßwasser dazu, aber letzteres liefern unsere Entsalzungsanlagen ja ohnehin im Überfluss. Sie sehen also“, ein stolzes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, „es ist eine wirkliche Revolution, was wir da geschaffen haben.“

      Peter saß einen Moment gedankenverloren da, dann stand er auf und kramte in seinem Gepäck nach einem Tablet. Nach ein paar Sekunden zauberte er einige Bilder auf den Schirm.

      „Ich zeige Ihnen mal die Wirkungsweise eines solchen Kraftwerks. In einem dieser zwei Becken ist Süßwasser, in dem anderen Salzwasser. Eine Membran trennt die beiden Flüssigkeiten. Sie ist so beschaffen, dass das Salzwasser zurückgehalten wird, das Süßwasser aber durchdringen kann. Dadurch baut sich im Salzwasserbecken ein Druck auf, der zur Energiegewinnung genutzt wird.“

      „Verstehe“, Bramme begriff zwar das Prinzip dieser Anlage, hatte aber seine Zweifel an der Wirtschaftlichkeit. „Und das rechnet sich?“, fragte er deshalb vorsichtig.

      „Und ob!“, ein breites Grinsen machte sich auf Kartzows Gesicht breit. „Der Clou ist die Membran. Eine Anlage rechnet sich, wenn sie eine Leistung von 5 Watt pro Quadratmeter bringt, und unsere bringt das Dreifache.“

      „Donnerwetter! Und das haben Sie entwickelt?“

      „Wer nicht erfindet, verschwindet!“, sagte Kartzow mit stolz geschwellter Brust und steckte das Tablet weg.

      „Nur Vorteile und keine Nachteile, das ist doch sehr ungewöhnlich“, warf Bramme vorsichtig ein.

      „Sie sind ein Pessimist“, Kartzow schüttelte über Bramme den Kopf und lächelte nachsichtig. „Wenn wir Meerwasserentsalzungsanlagen mit dem Strom aus einem Osmose-Kraftwerk betreiben, bekommt man das Süßwasser zum Nulltarif.“

      Bramme war sprachlos. Langsam dämmerte es ihm, dass man mit dieser Entwicklung die Stromerzeugung wirklich revolutionieren konnte. Peter Kartzow setzte noch eins

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