Die Mundharmonika. Dietmar Steffan

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Die Mundharmonika - Dietmar Steffan

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nicht fortwährend ermahnt, den Tieren den göttlichen Respekt zu erweisen um diese aus ihrer Not und dem Elend zu befreien!?

      Viele Menschen stellen sich diese Frage, finden dennoch keine Antwort, dabei ist diese in der Einfachheit zu finden. Die Kirche beteiligt sich nicht am Leid von Tierheimen, diese bringen keinen Profit, denn Helfen verursacht nur Kosten. Diese Kosten hat gefälligst das Volk zu tragen, denn wir sind nur gewinnorientiert. Was würde geschehen, wenn der Papst, wenn die Kirchenfürsten das Wort für die Tiere ergreifen würden?! Weitere Antwort - viele Menschen würden im Angesicht des Todes - das heißt in letzten Lebensphasen, in jenen sich bei jedermann der Gedanke über das Dunkel danach einstellt - im gutem Glauben an eine gottgefällige Handlung den Tieren, und eben nicht der Kirche, ihr Hab und Gut, ihr Vermögen überschreiben. Eine nicht unbeträchtliche Menge von Gläubigen würde dann schon zu Lebzeiten vermehrt, oder auch gänzlich dem Elend der Tiere zu Hilfe eilen. Die Verluste für die Kirche wären enorm. Das geht also schon gar nicht, denn wir leben, entgegen Gottes Willen cash flow orientiert, auch wenn Gewinne unter massivstem Druck entstehen, wie zum Beispiel die erzwungenen Kirchensteuern. Es ist für die sogenannten Gottesvertreter wesentlich vorteilhafter das schreckliche Leid der Mitgeschöpfe zu negieren – Gewinnmaximierung erhält somit ihren gesicherten Fortbestand. Dämonen befinden sich in den Herzen jener, die das Wort Gottes nicht leben. Wie viele Dämonen wohnen wohl in jenen, die das Wort Gottes studiert haben, es lehren und predigen, dieses in ihrer Lebensweise jedoch auf das schändlichste missachten?!

      Mit traurigem Schaudern hat sich Jesus schon längst von diesen Missachtern abgewandt. Diese können sich in ihren Kämmerchen blutige Rücken geißeln so viel sie wollen, für Jesus ist dies gleich bedeutend einer widerwärtigen Scheinhandlung resultierend aus der Angstfrage – was ist nach dem Tod mit mir. Ebenso sind solcher Arts Handlungsweisen, dazu gehörend die auferlegten Bußgebete, dreist und töricht. Jesus möchte nicht erpresst werden, er hält nichts davon, von uns vor ein Ultimatum gestellt werden – ich sündige, ich bete, geißle mich, lasse für die Kirche ordentlich was springen, dafür verzeihst du mir. Er möchte, dass wir uns an seine von ihm gelebten Worte erinnern, dass wir Frieden, Liebe, Heilen und Lindern leben. So wie ich Jesus kenne, das heißt über ein ausgesprochen bewegtes Leben ihm näher kommen durfte, besucht er freudig jene Herzen, die sich seiner Worte erinnern und danach ihr Leben ausrichten. Den Vatikan, den prunkvollen Petersdom, wie auch ebensolche Kirchen besucht er nicht. Er weiß um diese Örtlichkeiten, er ist dort jedoch selbst nie präsent, sondern überlässt es seiner Hoffnung diese Orte von Fall zu Fall aufzusuchen.

      Ich, und viele andere Menschen können Jesus verstehen. Was sollte er mit seinen bescheidenen Gewändern in solchen Prunkräumen, in jenen sein Wort, seine Liebe missachtet wird, und die angefüllt sind mit leidgetränkten Machterweiterungsgesprächen, Intrigen und Vertuschungsszenarien. Schmerz, Leiden und Tod kam über Jahrhunderte, und kommt noch immer, aus diesen Räumen. Unvergesslich die geschürten und finanzierten Kriegsgeschehnisse. Die grauenhaften Verbrennungsmorde, Folterungen der „heiligen Inquisition, in jenen von den schmutzigen Pfaffen der Teufel hauptsächlich zwischen den Beinen der schrecklich gefolterten Frauen gesucht wurde. Unzählige Missbräuche, Unzucht mit anschließenden Kindesmorden. Päpste die es mit ihrer Tochter trieben, die unglaublich verwerflichen pädophilen Verbrechen bis in die Jetztzeit, die so bemüht zu vertuschen die „Gottesdiener sind, und deren Opfern ein Leben mit wunder Seele bestimmt ist. Und jetzt, jetzt müsste doch wahrlich noch jemand erklären, warum Jesus diese Räume aufsuchen, bzw. dort anwesend sein sollte?! So töricht kann niemand sein, zu glauben, dass all das obig verwerflich Aufgezählte dazu führt, dass Jesus und Gott dies alles hinnimmt und sagt „macht nix, du, musst nur bereuen, bisse Bußbeten und so, und alles vergessen ... red ma nimmer drüber!“

      Mit jedem Kommerzsegen, der vom Fenster am Petersplatz auf die leidende Menschenmasse niedergeht wird Jesus aufs Neue die Dornenkrone aufgesetzt, gegeißelt und gekreuzigt. Seine innere Leere muss sich, ob dieser kirchlichen Widersprüchlichkeiten, und der des gesamten Weltgeschehens, wie eine einzige Träne anfühlen. Schon in frühesten Lebensjahren war mir über Berührungen von schattenreichen Lebensabschnitten bestimmt, die Anwesenheit dieser Träne erahnen zu dürfen. Ihren wahren Schmerz konnte ich jedoch erst in höherem Lebensalter begreifbar fühlen. Vieler Arts Zeichen die ich erhalten habe, hätten mir ein früheres Begreifen ermöglicht, jedoch, ich hatte zu oberflächlich hingehört und auf meine Lebenswaage ausreichend Fehler geladen...

      Eingeschränkter finanzieller Hintergrund und beengte Zeitfenster bedingen, dass ich meine Stimme und Energien, meiner Lebenssituation angepasst nun nur mehr im bescheideneren Maße an die Tiere vergeben kann. Sie sind auf jede hilfreiche Stimme angewiesen. Vielleicht trägt dieses Buch ein wenig dazu bei, ihrem Anspruch einer würdevollen Daseinsberechtigung auf diesem Planten mit zusätzlichen Stimmen mehr Gewicht zu verleihen.

      Der Erlös dieses Buches kommt den Tieren zu Gute.

      Stefano Herbst 2015

      Liebe die Tiere,

      jegliches Gewächs,

      und jegliches Leben.

      Wenn du alles liebst,

      so wird Dir das Geheimnis des Universums

      in allen Dingen offenbart,

      und Du wirst schließlich alle Welt

      mit Liebe umfassen.

      Dostojewski

      DIE MUNDHARMONIKA

      In jenen Jahren und Zeiten, als ich noch ein kleiner Knirps war, war es unter uns Knaben üblich sich bescheidene Wünsche über regen Tauschhandel zu erfüllen. Ich weiß heute nicht mehr so genau, ob ich bei dem Tausch - Fahrraddynamo mit dazugehörender Lichtanlage - gegen winzige Mundharmonika als Sieger im Sinne von Wertausgleich hervorging. - Eher nicht - in steter Erinnerung ist mir jedoch, dass ich geradezu versessen auf diese kleine Harmonika war. Hätte mein Tauschpartner um meine „Versessenheit“ gewusst, hätte er mir wohl noch schwerwiegendere „Tauschverluste“ zufügen können.

      Gute fünf Jahrzehnte begleitete mich dieses mit kunstvoller Gravur geschmückte Musikinstrumentchen. Irgendwie schaffte es die Harmonika mir auch in meinen turbulentesten Lebensjahren nicht abhanden zu kommen, und welch schicksalhaft bedeutungsvolle Aufgabe ihr zugeteilt war, hätten wir uns vermutlich nicht träumen lassen.

      In den langen Jahren, die ich im Süden verbrachte, signalisierte sie zu allen Tages- und Nachtzeiten auch den ängstlichsten und scheuesten Tieren auf den Straßen, dass sie unbesorgt aus ihren Verstecken heraus zu den Futterstellen eilen konnten, die ich für sie eingerichtet hatte. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich die Straßenhunde an den Klang der Mundharmonika gewöhnt, und eilten freudestrahlend auf mich zu, um sich ihre Streicheleinheiten, ihr Futter, und nicht unselten ihre notwendige Medizin abzuholen. Scheinbar hatte mein bescheidenes Spiel auf dem Instrument eine Art betäubende Wirkung auf die Tiere. Auch die traumatisiertesten Hunde und Kätzchen kamen zu mir, oder blieben an ihrem Platz sitzen, wenn ich ihnen Tropfen gegen Ungeziefer auftrug, Entwurmungstabletten verabreichte, oder eben ihre Wunden versorgte.

      Unzähligen Tieren, die ich begraben musste, gab die kleine Harmonika mit ihren Tönen letztes Geleit auf ihrem Weg über die Regenbogenbrücke. Und einmal, einmal erklang sie ein letztes Mal. Es war für mein graues Katerchen, der wie so viele vergiftet wurde, liebte die Klänge so sehr, dass er stets auf meinen Schoß sprang, wenn ich gelegentlich am Abend auf der Bank vor dem Hause saß und ein wenig aufspielte. Alle Tiere die ich begrub, bekamen von mir etwas Persönliches mit in ihr Grab. Mein Katerchen, der mir, so wie viele andere Fellkameraden, sehr sehr fehlt, bekam seine geliebte Mundharmonika mit auf seine Reise. Ich weiß von ihm, dass er sich mit ihr und seinem Weltlaternchen auf den Weg begab und nach seiner Ankunft im jenseitigen

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