Sturm auf Deutschland. Anno Dazumal

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Sturm auf Deutschland - Anno Dazumal

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später erhielt er die Nachricht, daß der überlebende türkische Mann wieder voll bei Bewußtsein war. Wagner setzte sich in seinen Wagen und fuhr zum Krankenhaus. „Wie geht es Ihnen?“ fragte er den alten Mann, als er dessen Zimmer betrat. „Oh, recht gut. Sind wirklich alle meine Verwandten tot?“ „Leider ja“, antwortete Wagner. „Können Sie sich noch an letzte Nacht erinnern?“ „Natürlich. Es war gegen 22 Uhr, als ich den Fernseher ausschaltete. Ich fragte meine Tochter, ob ihr Mann und ihr Bruder schon zurückgekehrt wären. Sie sagte „Nein“. Wissen Sie, die Beiden waren abends Kellner in einem türkischen Restaurant, um sich etwas dazu zu verdienen. Danach setzten sie sich oft noch ein wenig dort hin und tranken ein paar Bier. Ich dachte mir, daß das wohl noch dauern wird, bis sie zurückkommen. Da ich sehr müde war und sie einen Schlüssel hatten, legte ich mich schlafen. Gegen ein Uhr wachte ich auf, weil ich Geräusche an der Tür gehört hatte. Als ich aber merkte, daß da unten zwei Männer leise türkisch miteinander sprachen, schlief ich beruhigt wieder ein. Eine kurze Zeit später wachte ich wieder auf. Ich hatte Scheiben klirren gehört und spürte, daß es sehr warm wurde. Ich wollte aus meinem Zimmer laufen, um den Anderen zu helfen, aber die Flammen waren bereits meterhoch. Deshalb verkroch ich mich in eine Ecke meines Zimmers und wartete auf Rettung. Als die Feuerwehr kam, sprang ich runter.“

      Lose und Wasold standen vor Alfreds Wohnung. Nach dem zweiten Klingeln hörten sie Geräusche in der Wohnung. Alfred öffnete die Tür. „Guten Tag. Wir sind von der Polizei.“ „Und was wollen Sie dann bei mir?“ erkundigte sich Alfred. „Das ist nur eine Routineuntersuchung. Sie haben doch auch von dem Brand eines Wohnhauses, in dem Türken lebten, gehört?“ „Ach so, ich verstehe. Und weil ich eine Glatze habe und nicht so viel von denen halte, kommen Sie zu mir, weil ich natürlich verdächtig bin“, verkündete Alfred mit lauter Stimme. Die Polizisten wurden ein wenig verlegen. „So dürfen Sie das auch wieder nicht sehen. Sie müssen uns auch verstehen. Auf uns lastet ein riesiger Druck. Die Öffentlichkeit erwartet, daß wir die Täter ganz schnell finden und darum sind wir gezwungen, möglichen Mitwissern auf die Spur zu kommen“, beschrieb Wasold die Situation. „Haben Sie denn keinen Verdacht, wer es getan haben könnte?“ wollte Lose wissen. Alfred beschloß, mit den Polizisten ein wenig zu spielen. „Na ja, natürlich habe ich mir darüber auch meine Gedanken gemacht. Es hat da schon etliche Äußerungen von ein paar Leuten gegeben, die meinten, man sollte sich einmal der Türken annehmen.“ Alfred war schlau. Solche Äußerungen hatte es tatsächlich gegeben und durch sie war seine Gruppe erst auf die Idee gekommen, ein von Türken bewohntes Haus anzuzünden. Die beiden Polizisten horchten auf. „Von wem?“ fragte Lose. „Tut mir leid. Ich will auch noch ein paar Jahre gesund bleiben“, wehrte Alfred ab. „Wir verschaffen Ihnen eine neue Identität und Polizeischutz“, versprach Wasold. „Das ist mir zu riskant. Außerdem fühle ich mich wohl in meiner Haut“, wiegelte Alfred ab. „Können Sie uns nicht wenigstens ein bißchen helfen?“ bat Lose. „Na gut. In der Kneipe „Reichsbar“ findet Ihr vielleicht, was Ihr sucht.“ „Danke!“ erwähnten die Polizisten zum Abschied. „Also, dann halt heute Abend in die Reichsbar“, teilte Wasold Lose mit, als sie im Polizeiauto saßen. „Was hältst Du eigentlich von diesem Herres?“ „Ich weiß nicht, der ist irgendwie total abgebrüht. Wenn der einer der Täter wäre, hätten wir große Probleme, es ihm nachzuweisen“, erläuterte Lose. Wasold gab ihm Recht. Fünf Stunden später saßen sie in der „Reichsbar“. Aus den Lautsprechern tönte „deutsches Liedgut“, wie der Wirt vielsagend meinte. Wasold und Lose waren zwar in Zivil, wurden natürlich dennoch erkannt, weil sie ja schon mit vielen Gästen gezwungenermaßen über den Brandanschlag geredet hatten. Man merkte recht deutlich, daß der Stimmungspegel am Boden war. Das lag zweifellos an der Anwesenheit der Polizisten. Deswegen traute sich selbstverständlich keiner der Rechtsradikalen, auf den Putz zu hauen. Wasold fragte den Wirt, der ebenfalls ein Nazi war: „Ist es bei Euch eigentlich immer so ruhig?“ „Normalerweise nicht“, erwiderte der Angesprochene. Plötzlich kam Alfred auf die beiden Polizisten zu. „Na, meine Herren. Schon gefunden, was Sie suchen?“ „Leider nicht. Die Herren kommen wohl nicht in Fahrt, wenn sich die Staatsmacht in der Nähe befindet“, mutmaßte Wasold mit einem gequälten Lächeln. „Na, das hätten Sie sich doch denken können“, tadelte Alfred. „Ich habe eigentlich ja geglaubt, daß Sie sich ein wenig verkleiden, um hier nicht so aufzufallen.“ „Was wahrscheinlich auch besser gewesen wäre“, stimmte ihm Wasold enttäuscht zu. Sie wußten, daß sie an jenem Ort nichts mehr erfahren würden und verließen deshalb bald die Kneipe. Aber Alfred hatte sie auf eine wirklich gute Idee gebracht.

      Im „Führerbunker“ wurde eine Lagebesprechung durchgeführt. Alfred vermeldete: „Wie Ihr wißt ist jetzt bekannt geworden, daß neun Molotow-Cocktails in das Türkenhaus geflogen sind. Darum müssen wir verhindern, daß man uns verdächtigt. Deshalb werden wir uns im nächsten halben Jahr trennen. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf, damit es keine Neunergruppe mehr gibt. In der einen Gruppe sind Berthold, Hans, Karl und Steffi, in der anderen Gruppe sind Helmut, Ernst, Anke, Wolfgang und ich. Unsere Treffen, also die gesamte Gruppe, werden nur noch hier im „Führerbunker“ stattfinden. Auf der Straße müssen wir allerdings immer so tun, als wären wir rivalisierende Banden, so daß nie der Verdacht aufkommen kann, daß wir irgendwie zusammengehören könnten. Habt Ihr das verstanden?“ Alle nickten. Dennoch fragte Hans: „Heißt das, daß wir in den nächsten Monaten gar nichts mehr machen?“ „Ganz im Gegenteil. Jetzt geht es erst richtig los. Bald wird das nächste Kanackenheim brennen!“ rief Alfred. Einige Stunden später verließen eine Vierer- und eine Fünfergruppe den „Führerbunker“ in einem zeitlichen Abstand von einer halben Stunde. Beide Gruppen suchten sich neue Plätze in der Frankfurter Innenstadt, wo sie herumlungern konnten. Gerade als sich Alfreds Gruppe vor einem Geschäft niederlassen wollte, kam ihnen Simbeck entgegen. „Na toll. Der alte Knacker hat uns noch gefehlt“, schimpfte Alfred vor sich hin. „Ihr habt das falsche Haus angezündet. Ihr solltet doch das Haus in der Arolserstraße in Schutt und Asche legen“, beschwerte sich der alte Mann. „Wie kommst Du denn darauf, daß wir das waren?“ wollte Alfred wissen. „Na, weil es doch neun Molotow-Cocktails waren und Ihr auch neun seid.“ Simbeck stutzte. „Wo sind denn die anderen Vier?“ erkundigte er sich. „Wie meinen?“ fragte Alfred, um ihn unsicher zu machen. Aber Simbeck hatte ihn durchschaut: „Mir könnt Ihr nichts vormachen. Keine Angst, ich werde Euch nicht verraten“, versprach er schmunzelnd und ging weiter. „Den müssen wir uns ganz schnell vom Hals schaffen“, stellte Wolfgang fest. „Ganz meine Meinung“, stimmte ihm Alfred zu. Gegen Abend gingen Alfred, Wolfgang und Helmut in die Arolserstraße und klingelten an Simbecks Wohnungstür. „Ach Ihr seid es“, meinte jener erfreut. „Kommt herein. Ihr werdet ja immer weniger.“ „Na ja, wir wollten ja nicht das Haus besetzen, sondern uns mit Dir ein wenig über Deine lieben Nachbarn unterhalten“, erzählte Alfred. „Jawohl, so gefällt mir das. Also, vor zwei Jahren lebten hier nur Deutsche. Als dann eine Wohnung frei wurde, nisteten sich die ersten Kanacken ein. Nach und nach zogen einige deutsche Familien weg, weil sie Ärger mit den Kanacken hatten. Dafür zogen immer mehr Kanacken in dieses Haus ein, so daß ich also jetzt der letzte Deutsche hier drin bin“, faßte Simbeck zusammen. „Wo ist denn hier das Klo?“ wollte Wolfgang wissen. „Den Flur entlang links“, antwortete der Alte. Während Wolfgang auf dem Klo einen Schalldämpfer auf die Pistole steckte, erklärte Alfred in der Küche dem alten Mann: „Also, wenn wir da eingreifen, dann darfst Du natürlich nicht im Haus sein, weil die Gefahr für Dich zu groß wäre.“ Simbeck verstand. „Ihr braucht mir nur zu sagen, wann Ihr die Bude ausräuchert und könnt Euch darauf verlassen, daß ich zu der Zeit nicht im Haus bin.“ Wolfgang kam zurück, zog die Pistole hervor und erschoß den alten Mann. Eine große Gefahr war beseitigt worden. „Guter Schuß!“ lobte Alfred. Daraufhin entfernten sie ihre Fingerabdrücke und suchten mit Handschuhen nach Geld. Nach einiger Zeit wurden sie fündig. Jener „Ausflug“ hatte ihnen immerhin 1000 Mark für die Reichskasse gebracht. Blutiges Geld!

      „Wir müssen unbedingt diese Leute finden, die das Kanackenhaus angezündet haben“, ließ Armin Witt verlauten. Gemeinsam mit seinen „Waffenbrüdern“ Markus Ohlmann und Werner Höller saß er in ihrem Versteck im Wald, das gut getarnt unter der Erde lag. „Auf jeden Fall. Die wären nämlich genau die Richtigen für die BAF“, stimmte ihm Ohlmann zu. „Wer hätte sich schon gerade jetzt getraut, ein

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