Nimm ihm die Blumen mit. Peter Wilfried Bening

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Nimm ihm die Blumen mit - Peter Wilfried Bening

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      Dann warf ihn ein Hirntumor, der operativ entfernt wurde, unwiderruflich an Land. Auch heute macht ihm seine Gesundheit arg zu schaffen, denn Lungenhochdruck und Herzschwäche vertragen sich nicht gut miteinander. Peter Wilfried Bening lebt jetzt in einer ländlichen Gemeinde in Norddeutschland und ist bereits fünfmal Opa.

      Dann schrieb er Geschichten und Romane. Zum Teil spiegelt sich darin selbst Erlebtes aus seinem eigenen Leben, Miterlebtes und Fiktives in einer bunten Mischung wieder.

      Bei einem internationalen Autorenwettbewerb wurde er unter über 12.500 Teilnehmern für eine Preisverleihung nominiert. Herauszufinden, in welcher Kategorie sich der vorliegende Roman abspielt, bleibt dem geneigten Leser selbst überlassen. Auf jeden Fall wünscht Peter W. Bening allen eine gute Unterhaltung.

      Da der Herausgeber seit Jahren nichts mehr von dem Autor hörte, vermutet er, dass dieser seiner schweren Krankheit erlegen ist.

      Anreise und Ankunft

      Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne lachte vom wolkenlos strahlenden Himmel, der sich heute in seinem schönsten Blau zeigte. Das Schiff fuhr ruhig dem sich nahenden Land entgegen, und sein Bug durchschnitt die spiegelglatte, türkisfarbene See, die mit Rauschen eine hell spritzende Bugwelle empor warf, grad so, als wollte sie sich gegen diese Störung wehren. Dazu sang der Schiffsdiesel sein monotones Lied. Die nahe Küste mit ihren dunklen Wäldern und den bunten Häusern dazwischen bot einen Kontrast, wie ihn kein Künstler hätte besser malen können. Es lag Ruhe und Frieden, ja fast etwas Mystisches über diesem Land, diesem Ort.

      Nachdem der Lotse an Bord war, das kleine Versetzboot wieder Richtung Land entschwand, erschall die Stimme des Kapitäns fragend aus dem Lautsprecher der Messe: „Tomas?“

      „Jaaah?“, antwortete der in seiner Ruhe Gestörte etwas mürrisch.

      „Ist die Ankerwinsch klar?“

      „Ja, ja, ist fertig!“

      „O k, dann Anker klar zum Fallen und Steuerbord Landseite – kannst aber erst deinen Kaffee austrinken.“

      „Anker klar und Steuerbord Land, o k – ach ja, Kaffee austrinken o k.“

      Tomas betrachtete den restlichen Schluck in seiner Tasse. ‚Neu einschenken? Nee, dauert zu lange’, dachte er.

      „Also, Leute, auf ihn mit Gebrüll!“, sagte er zu den anderen in der Messe sitzenden Mannschaftsmitgliedern und stand auf.

      „Nun mal nicht so hastig, kommst noch früh genug an Land!“, bekam er von Rudi, dem Decksmann, zur Antwort.

      „Kann ihm nich’ schnell jenuch jeh´n, sonst platzt wat“, mischte sich Heiner, der Moses, ein.

      „Ach leckt mich doch!“, knurrte Tomas vor sich hin und verließ die Messe.

      „Auweia, der Herr Matrose hat schlechte Laune“, bemerkte daraufhin der Jungmann Holger amüsiert.

      „Ja, der ist heute schon den ganzen Tag so ´n kleiner Giftzwerg“, untermauert Rudi Holgers Feststellung.

      „Aber kommt, lasst uns lieber an Deck gehen, bevor er noch stinkiger wird. Der muss ja nachher auch noch in den Fettkeller und die Reparatur am Jockel machen.“

      „Oooch, der Arme, und wir trinken dann sooo gemütlich in einer Kneipe `nen Bierchen!“

      Rudi und Holger grinsten sich an, als sie aufstanden und die Messe verließen.

      Tomas hatte sich an die Reling des Backdecks gelehnt und blickte träumend zu diesem kleinen Hafen hinüber, der sich nun langsam zu erkennen gab. Er genoss diese Momente, wenn sich das Schiff dem Land näherte. Obwohl er Seemann mit Leib und Seele war, das Meer, die grenzenlose Weite und die Freiheit liebte, sehnte er sich in solchen Augenblicken nach der Geborgenheit eines eigenen Heimes, nach einer Familie. Aus einem unerfindlichen Grund war diese Sehnsucht grade heute besonders ausgeprägt. Lag es an der Nähe des Landes, am Duft der Wälder, am Rauschen der Bugwelle, dass er eine unerklärliche Unruhe in sich verspürte? Vielleicht wollte er auch einfach nur wieder an Land sein, ausspannen, abschalten.

      Tomas hatte bereits die Anker klargemacht und die Wurfleine parat gelegt.

      „Ach du lieber Himmel, was ist das denn für ´n Kaff? Hier sind wir ja am Arsch der Welt! Maa - maaa ich will nach Hause!“, entfuhr es Rudi, der nun ebenfalls nach vorn auf die Back gekommen war, als er den Hafen, oder besser das Häfchen genauer betrachtete.

      „Hoffentlich gibt es hier wenigstens so etwas wie eine Kneipe!?“

      Rudi ging langsam in Richtung Bug und schaute über das Schanzkleid zum Anlegeplatz.

      „Hä, sehe ich richtig? Jawollo! Tomas – Tooomaaas! Da stehen Mädels, echt und lebendig, drei Stück, - da vorn!“, rief er und hüpfte wie ein kleines Ziegenlamm über das Backdeck.

      „Na und?“, kam die lakonische Antwort von Tomas, ohne dass er dieser Entdeckung eines Blickes würdigte. Stattdessen verschwand sein Oberkörper in der Kabelgattluke, wo er etwas Unverständliches vor sich her murmelte.

      Sachte schob sich das Schiff der Pier entgegen, grad so, als wolle es mit seiner Seite den Anleger zärtlich streicheln.

      „Jungejunge, der Alte fährt heute wohl wieder mit seinem goldenen Händchen, oder was meinst du Tomas?“

      „Halt die Klappe, pass lieber mit deinem Fender auf und klar bei Vorspring!“, erschall die Stimme des Kapitäns über Lautsprecher zu dieser Bemerkung.

      „Siehste Rudi, der liebe Gott sieht und hört alles“, feixte Tomas.

      Er stand mit der Wurfleine in der Hand an der Verschanzung und hielt Ausschau nach den Festmachern. Für die etwas abseits stehenden Mädchen hatte er im Moment keinen Blick übrig. Sein Adlerauge suchte unablässig nach den Leuten, die die Leinen vom Schiff annehmen sollten, konnte aber niemanden entdecken.

      „Back an Brücke!“

      „Brücke“, hallte die Erwiderung über das Backdeck.

      „Kaptän, ich kann keine Festmacher sehen“, machte Tomas Meldung.

      „Schei - be!! Dann muss einer an Land!“, kam es zurück.

      „O k, einer an Land!“, quittierte er die Order von oben.

      „Heinerr“, rief Tomas über das Deck, dem Schiffsjungen zu. „Ja?“

      „Du musst an Land!“

      „Warum icke?“

      „Halts Maul und komm her du Hornochse.“

      „Jajaja.“

      Heiner, damit beschäftigt, die Gangway zu klarieren, setzte sich langsam Richtung Back in Bewegung. Auf der Treppe

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