Der Terror in mir. Nina Saro

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vor. Allein wenn wir jetzt bald landen und einfach so aus der Maschine spazieren, unbewaffnet, ohne Schutzweste und ohne dieses verdammte Adrenalin im Hirn, Mann, da fängt das Leben noch mal an.“ Lars hatte der lebhaften Unterhaltung stumm zugehört und sich bei den Ausführungen seiner Freunde seine eigenen Gedanken gemacht. Immer wieder musste er feststellen, dass er Torsten um seine unbeschwerte Lebenseinstellung ein wenig beneidete, denn er selbst war eher pessimistisch veranlagt und oftmals fiel es ihm schwer, Dinge locker anzugehen und auf einen positiven Ausgang zu hoffen. Torsten war auch während des Einsatzes immer der gewesen, der die Gruppe aufmunterte, der Späße machte, wenn es wirklich wenig zu lachen gab und der es einfach verstand, die Kameraden ein wenig abzulenken und neu zu motivieren. Er war keinesfalls oberflächlich, dies zu behaupten wurde seiner Person nicht gerecht, aber er hatte einfach die Art ein Glas immer halb voll und nie halb leer zu sehen. Bewundernswert, dachte Lars, das ist mir nun wirklich nicht in die Wiege gelegt. Darüberhinaus, da war sich Lars sicher, hatte Torsten die letzten Monate einen wirklich guten Job gemacht, allerdings mit dem immensen Vorteil, sich nicht in unmittelbare Gefahr begeben zu müssen. Torsten war Hubschraubermechaniker und hatte mit seinem Team immer dafür gesorgt, dass die Maschinen einsatzbereit und völlig intakt waren. Er stand in engem Kontakt zu den Piloten, musste aber aufgrund seiner Tätigkeit das Lager so gut wie nie verlassen. Ein einziges Mal hatte ein technisches Problem an einer der Maschinen dazu geführt, eine ungeplante Außenlandung vornehmen zu müssen und hier war die Technik gefordert, die Angelegenheit außerhalb des Lagers in Ordnung zu bringen. Die Situation war brenzlig gewesen, denn einen Kampfhubschrauber der ISAF manöverunfähig im Gebiet der Taliban stehen zu haben, ist nun wirklich nicht der Wunsch eines Einsatzkommandos. Torsten und seine Leute hatten die Situation aber gut im Griff und selbst hierbei verlor er nicht den Humor und scherzte noch über die Bewachung der Aktion durch die Bodentruppen. „Mann Leute, sind wir wichtig, wir haben ja mehr Bodyguards als der Präsident von Amerika.“ Nach der Rückkehr ins Lager war allerdings auch ihm die Anspannung unter der er und seine Männer gestanden hatte deutlich anzumerken und er suchte das Gespräch mit Lars „Weißt du nach diesem Erlebnis von heute und obwohl ja Gott sei Dank gar nichts geschehen ist, ist mir erst einmal absolut bewusst geworden, was ihr da draußen für einen Scheißjob habt und wie froh ich sein kann nicht zu fliegen sondern nur zu schrauben. Ich habe euch Flieger, ja ehrlich gesagt, immer um euren Job beneidet, aber jetzt und hier möchte ich wirklich nicht mit euch tauschen. Da steh ich doch lieber Tag für Tag hier in der Halle und sorge dafür, dass eure Vögelchen keinen Schnupfen bekommen.“ Er lachte, und Lars hatte trotz des Lachens das Gefühl, Torsten selten so ernsthaft erlebt zu haben. „Ok, natürlich ist es hier im Lager ruhiger als draußen, aber selbst uns dort oben in der Luft geht es doch noch wesentlich besser als Kai und seinen Leuten, die ständig auf diesen verfluchten Straßen unterwegs sein müssen, wo du nie sicher sein kannst, ob mal wieder so ein ferngesteuerter Selbstmordattentäter auf seinem Moped vorbeirattert oder ob nachts mal wieder Minen unter dem Straßenbelag versteckt wurden. Die Jungs haben wirklich einen Scheißjob und bekommen dafür auch noch weniger Geld als wir. Die Bodentruppen sind natürlich heil froh, dass wir da sind und einige Gefahren von oben früher und besser einschätzen können als sie, letztendlich ein hundertprozentiger Schutz können wir aber nicht sein. Die Gefahr für die Jungs am Boden bleibt am größten. Wir haben immer noch eine ausreichende Distanz zu irgendwelchen geplanten Angriffen und sollten sich diese direkt auf uns richten auch die Chance schneller weg zu sein als die Fahrzeuge am Boden. Insgesamt muss man aber doch immer wieder das Gefüge betrachten. Jeder von uns hier ist wichtig, nur zusammen können wir unseren Auftrag erfüllen, jede Einheit für sich alleine gelassen, kommt nicht zum Ziel. Deshalb habe ich auch absolut etwas gegen die Leute, die ihren Dienst wichtiger nehmen als den anderer, wir gehören alle zusammen und so soll es sein“. Torsten nickte zustimmend und stellte zum wiederholten Male fest, wie gerne er sich mit Lars unterhielt. Im Grunde genommen zwei Männer mit zumindest im privaten Bereich völlig unterschiedlichen Ansätzen, deren Denkweise vor allem in Bezug auf ihr Dienstverständnis aber sehr parallel verlief. So wie Lars Torsten um seine Leichtigkeit beneidete, so bewunderte Torsten die Souveränität des anderen, seine ausgeglichene Art und seine Fähigkeit immer wieder das Gespräch mit den Kameraden zu suchen, ein Gespür für aufkommende Missstimmungen zu haben und durch geschickte Gesprächsführungen immer wieder dazu beizutragen, Streitigkeiten zu vermeiden und Standpunkte zu klären. Lars war ein erfahrener und guter Pilot, einer der sich auf seine Laufbahn vielleicht etwas einbilden konnte, dies aber niemals tat, denn so wie er es eben im Gespräch mit Torsten erläutert hatte, so lebte er auch. Er machte seinen Dienst so gut er konnte, suchte seine engeren Bekannte und Freunde nicht nach Rang und Namen aus und war einfach ein sympathischer Typ. Das einzige was ihm widerstrebte, waren Menschen egal ob im dienstlichen oder privaten Bereich, die Dinge nur halbherzig angingen, die sich mit ständigen Entschuldigungen um Arbeiten herumdrückten oder einfach nicht in die Pötte kamen. Von solchen Menschen distanzierte Lars sich, höflich aber bestimmt. Streit zu suchen war absolut nicht seine Art, sich einer aufkommenden kriseligen Situation nicht zu stellen aber eben so wenig. Dieses Gesamtbild führte dazu, dass Lars sowohl bei Vorgesetzten als auch bei Untergebenen (wobei dies ein Begriff war, den er selbst nie benutzte) sehr beliebt war und man ihn schon wiederholt zur Vertrauensperson gewählt hatte. „Lagermutti“ war sein aktueller Spitzname, mit dem er aber gut leben konnte. In dieser Funktion hatte er auch mehrere Gespräche mit Kai geführt, der im Laufe des Auslandseinsatzes in eine schwere persönliche Krise gestürzt war. Lars beobachtete ihn auch jetzt. Kai saß mit starrer Mine im Flugzeug und Lars hatte das Gefühl, als könne er die angeregte Unterhaltung kaum mehr ertragen. Er tat ihm aufrichtig Leid. Kai war 38 Jahre alt und seit sieben Jahren verheiratet. Wenn er ehrlich war, war seine Ehe nicht wirklich gut gewesen als er in den Einsatz ging, doch Kai hatte gehofft, dass seine Frau Sandra, in dieser Zeit merken würde, dass sie ihn vermisste, aber leider war das Gegenteil eingetreten. Kai hatte schon lange vor der Abreise das Gefühl gehabt, seine Frau mehr zu lieben als sie ihn, aber Sandra hatte immer wieder beteuert, dass dies nicht so sei und ihm ihre Liebe geschworen. Pläne hatten sie gemacht, die Zeit nach dem Einsatz zu nutzen, endlich eine Familie zu gründen, vielleicht sogar ein Haus zu kaufen. Mit dieser Vorstellung war Kai in den Flieger nach Afghanistan gestiegen und vom ersten Tag an auf seine Rückkehr und auf die Umsetzung dieser Pläne fixiert. Seine Euphorie dauerte ca. 3 Monate an, dann spürte er eine deutliche Veränderung in den Telefonaten mit seiner Frau. Sie wurden seltener, kürzer und immer inhaltsloser. Er wusste, es musste ein lebensbeeinflussendes Ereignis im Leben seiner Frau gegeben haben und hatte auf der einen Seite Angst es zu erfahren, konnte aber auf der anderen Seite die Ungewissheit nicht mehr aushalten. Er erinnerte sich genau, es war ein Donnerstag als er völlig überraschend einen Hand geschriebenen Brief von Sandra erhielt und allein die Tatsache diesen in den Händen zu halten, lies bei ihm alle Alarmglocken klingeln. Er zog sich zurück in seinen Container legte sich auf sein Bett und öffnete mit zitternden Händen den Brief. „Mein lieber Kai, ich denke, du ahnst bereits beim Anblick dieses ungewöhnlichen Schriftverkehrs, dass etwas passiert sein muss, was uns beide und unser gemeinsames Leben betrifft, und ich möchte dich auch gar nicht lange im Ungewissen lassen, du hast Recht damit.“ Kai ließ das Blatt für einen Moment sinken, er wusste was kam, traute sich nicht weiter zu lesen und starrte für einen Moment an die Decke. Tränen stiegen ihm in die Augen, er zwang sich ruhig zu bleiben und richtete seinen Blick wieder auf den Brief. „Ich weiß, dass du gerade in einer wirklich schwierigen Situation bist, und dass ich dir dein Leben mit diesem Brief sicherlich nicht vereinfache, aber glaube mir, ich habe sehr lange darüber nachgedacht, wie ich mich verhalten soll und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich ehrlich zu dir sein möchte. Was macht es für einen Sinn, Telefonate zu führen wie in den vergangenen zwei Wochen, in denen du deutlich spürst, dass etwas nicht stimmt, in denen ich dir wenig bis gar nichts zu sagen habe, da ich dich nicht anlügen möchte. Telefonate in denen ich spüre, dass du Dinge von mir hören möchtest, die ich nicht mehr bereit bin zu sagen und nach denen du dich sehnst. Kai, du bist mir bei allem Geschehenen immer noch sehr wichtig und ich weiß, dass ich dich fürchterlich verletze, aber ich möchte dich nicht mehr quälen als unbedingt nötig.“ Na, Bravo, komm endlich zum Punkt, Kai knäulte das Blatt in seiner Hand, es ist wirklich nicht der Moment mir Honig um den Bart zu schmieren, ich will wissen was los ist. Er strich das Blatt wieder glatt und las weiter: „Du bist jetzt seit fast vier Monaten von hier fort und schon so voller Vorfreude auf das, was nach dem Einsatz kommt, in den Flieger gestiegen, dass mir schon damals Zweifel kamen. Natürlich haben

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