#DieSichtderDinge. Nicole Wunram

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#DieSichtderDinge - Nicole Wunram

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style="font-size:15px;">      Auf einer längeren Zugfahrt begegne ich einem Menschen, der bereits am frühen Morgen eine Flasche Korn trinkt. Ist er noch unterwegs oder schon wieder? Hat er Probleme oder war er auf einer Feier?

      »Der Ausstieg ist in Fahrtrichtung RECHTS!«, spricht er, noch bevor die Durchsage kommt, und ich nehme an, dass er öfter hier unterwegs ist. »Bitte alle einsteigen, der Zug fährt ab!« Vielleicht wollte er mal Zugführer werden?

      Er trinkt den nächsten Schluck aus der Flasche. Plötz-lich fängt er an zu singen, ein fröhliches Lied erklingt. Es scheint ihm gut zu gehen. An der nächsten Station ist die Flasche Korn alle und eine volle Flasche Wodka kommt zum Vorschein. Er trinkt und steckt sie mit den Worten »So, nun hast du keine Konkurrenz mehr!«, zurück in seine Jackentasche. Spricht er mit der Flasche? Ja, das tut er und als Nächstes schaut er in einen Spiegel und führt weitere Selbstgespräche. Er fragt sich etwas und antwortet darauf.

      Dabei wirkt er nicht unglücklich, sondern eher so, als freue er sich, jemanden wieder getroffen zu haben.

      Ist er nun einsam? Nein, das denke ich nicht. Eher zweisam mit sich vereint und zumindest für den Moment glücklich.

      An zwei Ösen werde ich mit Nägeln befestigt. Nun hänge ich hier und warte, was auf mich zukommt. Dann werde ich gepikst, oh, ich habe mich ganz schön erschrocken, es tut mir aber nicht weh.

      Und gleich noch einmal. Die Nadeln befestigen Papier an mir. Ich versuche, die Zettel zu lesen, auf dem einen steht etwas von Milch, Käse und Kaffee, wohl ein Einkaufszettel. Der andere lässt vermuten, dass ein Urlaub geplant wird, denn hier steht Isomatte, Schlafsack und Zelt drauf.

      Nun kommen weitere Zettel hinzu, ach ja, die Öffnungszeiten von einem Arzt. Dieser Zettel wird wohl länger an mir hängen. Der Einkaufszettel wird abgenommen. Auf den Urlaubsplaner werden weitere Dinge notiert: Kocher, Topf und Spiritus.

      Eine Visitenkarte wird festgepinnt. Und was ist das? Konzertkarten! Oh, erst im Sommer, die werden wohl auch eine Weile bleiben. So langsam wird es voll und die ersten Notizzettel überlappen sich. Die Nadeln haben einiges zu tun, um alles festzuhalten.

      Ich merke, wie ich langsam schwerer werde und die Nägel in meinen Ösen ein höheres Gewicht tragen müssen.

      Oh, nun werde ich ein wenig verschönert, ein selbst gemaltes Bild darf nun anstatt einiger kleiner Zettel bei mir wohnen. Ich freue mich!

      Im Laufe der Monate werden immer mal wieder Zettel abgenommen und neue befestigt. Dann kommt auch die Zeit, wo einige Nadeln nichts zu tun haben und einfach nur so in mir feststecken. Ich fange an zu zählen, komme auf zwanzig Nadeln und stelle fest, dass sie farblich unterschiedlich sind. Das konnte ich bei den vielen Zetteln gar nicht sehen.

      Ich bin froh, als Pinnwand hier zu hängen, so bekomme ich oft Besuch und diene als Informationstafel für viele wichtige Dinge.

      Ich bin ein außergewöhnlicher Kugelschreiber. Was mich so besonders macht? Ich kann in vier Farben schreiben: blau, schwarz, rot und grün. Durch das Herunterdrücken einer kleinen Nut wählst du die Farbe der Mine aus.

      Vier Farben in einem Stift haben viele Vorteile. Manchmal möchtest du vielleicht einen Text schreiben und gewisse Passagen hervorheben. Dann kannst du mit einem Druck eine neue Farbe wählen und schon hast du den Text in mindestens zwei Farben geschrieben.

      Leider werde ich nicht mehr so häufig wie früher gebraucht. Was daran liegt, dass die Menschen nicht mehr so viel mit dem Stift schreiben. Meistens benutzen sie dafür ihren PC oder den Laptop. So liege ich lange auf dem Schreibtisch mit vielen anderen Stiften zusammen und warte auf meinen nächsten Einsatz.

      Dann kommst du und freust dich sehr über mich. Ich werde dir geschenkt und schon bald nimmst du mich mit zur Schule. Du musst eine Arbeit schreiben und ich, als dein neuer Stift, soll dir besonders viel Glück bringen.

      Nun, von dem Thema habe ich wenig Ahnung und deine Handschrift kann ich auch nicht verändern, aber vielleicht gebe ich dir in deiner Hand ein gutes Gefühl und damit allein kannst du dich an das Geübte erinnern und eine tolle Arbeit schreiben.

      Du hast angefangen, mit der Farbe Blau zu schreiben. Das ging eine ganze Weile so. Dann kommt ein kleiner Text in Grün, hier möchtest du wohl etwas besonders betonten. Nur Rot darfst du nicht in der Schule verwenden, das ist ja den Lehrern vorbehalten.

      Nach der Schule bist du sehr zuversichtlich und hast mich in dein schönes Etui gesteckt. Ich freue mich schon auf die nächste Arbeit. So lange muss ich nicht warten. Schon am Nachmittag werde ich wieder aus dem Etui geholt und darf mit dir zusammen die Hausaufgaben schreiben. Mathematik ist das Thema, lauter Zahlen schreibst du in dein Heft.

      Als Nächstes schreibe ich auf ein dickeres Papier. Es ist eine Postkarte und du hast die Idee, jedes Wort in einer anderen Farbe zu schreiben. Das sieht lustig aus. Du berichtest von der Arbeit in der Schule und dass alle deine Freunde dich um mich beneiden.

      Diese Karte adressierst du dann an denjenigen, der dir diesen Stift geschenkt hat. Der wird sich sicher sehr freuen!

      Mich gibt es in verschiedenen Farben, Formen und Größen. Zu kaufen gibt es mich im Sortiment des Baumarktes oder in größeren Supermärkten.

      Manchmal stehe ich aber auch in »Ein-Euro-Läden« im Regal. Meine Nachbarn sind oft Wischer, Feger und Eimer, ganz in der Nähe liegen auch verschiedene Lappen in allen erdenklichen Größen, Formen und Farben. In ganz klein gibt es mich auch für den Tisch, dann werde ich benutzt, um die Krümel der Kekse oder Brötchen wegzufegen.

      Meistens benutzen mich nur die älteren Menschen als Tischbesen, die jüngeren kennen mich nicht mehr oder ich werde im Schrank vergessen.

      Im Alltag ist es meine Aufgabe, das, was der große Besen aufgefegt hat, aufzunehmen und auf das Kehrblech zu fegen. Es ist der letzte Schritt, bevor alles sauber ist. Nur manchmal wird danach noch gewischt. Damit habe ich dann nichts mehr zu tun.

      In ganz kleinen Wohnungen habe ich aber die Hauptaufgabe. Da gibt es keinen großen Feger. Da reiche ich aus, um zum Beispiel einen Wohnwagen auszufegen und sauber zu halten. Damit bin ich für den Fußboden ein wichtiges Utensil.

      Der Boden mag es sehr, wenn ich mit meinen feinen Borsten über ihn streiche und ihn vom Dreck befreie, den die Menschen oft hinterlassen. Da fällt mal ein Krümel vom Brot herunter oder der Schmutz fällt von den Schuhen. Manchmal, je nach Region, liegt auch ganz viel Sand auf dem Boden.

      Nachdem ich, von Menschenhand geführt, den Boden von all seinem Schmutz befreit habe und ihn auf das Kehrblech gefegt habe, ist alles wieder schön sauber. Ich genieße dieses Gefühl, gebraucht zu werden und die Menschen mit einem sauberen Boden glücklich zu machen.

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