So viel kann nicht jeder von sich haben. Adriana Wolkenbruch
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Ich nehme meine Tabletten und versuche einzuschlafen. Der Kloß in meinem Hals sitzt fest und stört mich nicht mehr. Irgendwann wird er schmilzen und ich werde weinen und danach Kopfschmerzen haben. Ich werde einfach schlafen, denn die einzige Hoffnung, die ich habe ist Zeit. Viel Zeit. In dieser Zeit kann immer wieder etwas Schönes passieren und es kann mir auch mal besser und mal schlechter gehen. Und irgendwann kommen meine Mitbewohnerinnen in das Zimmer und bemühen sich, leise zu sein, weil sie denken, dass ich schlafe. Und ich versuche ganz gleichmäßig zu atmen. Sie legen sich hin und ich weiß, dass neben mir das Fenster ist, vor das ich die Gardine gezogen habe. Und dahinter. Und dahinter. Die dreißig Meter hohe Außenwand des Gebäudes. Und jeder, der es wirklich will, kann dort hochklettern. Und diese Sekte erstrecht. Ich zittere. Sie haben da unten einen Menschen gestellt und er soll sich die Hose herunter ziehen und ihnen seinen nackten Hintern zeigen. Und sie lachen und einer in komplett schwarzer Kleidung, ein Superman in ganz schwarz, mit schwarzer Mütze über seinem Kopf, so dass man sein Gesicht nicht erkennen kann klettert Katzengleich das Gebäude herauf, an einem langen Seil und das baumelt hinter dem Fenster, vor das ich die Gardine gezogen habe. Heute Nachmittag. Als die Welt noch in Ordnung schien. Aber jetzt kann alles passieren. Sie wollen mich holen. Mein Chip im Kopf, über den sie mir Gespräche aller Menschen, die ich kenne, übermitteln können, ist schlimm genug. Vielleicht wäre mein Tod wirklich das Beste. Aber dann hätten sie gewonnen, würden das nächste Kind entführen, am Kopf operieren und wieder testen, ob das Gute im Menschen siegt. Was mich betrifft, so hat das Gute gewonnen. Aber sie scheinen der Sache noch nicht zu trauen. Sie wollen mich weiter testen. Ich höre Hubschrauber in meinem Kopf. Sie kommen wieder. Von überall auf der ganzen Welt. Alle Teufel weltweit sind bereit dazu, mich zu testen. Wieder einmal. Dies wird eine lange Nacht werden. Sie werden die Gemeinsten und am höchsten Gestellten in den verkabelten, mit meinem Chip verbundenen Konferenzraum lassen. Und sie werden mir Fragen stellen mit gruselig verstellter Stimme. Oder auch nicht verstellt. Sie sind so krank, dass sie seltsame Stimmen haben. Sie sind hochintelligent, sonst würden sie die Infrastruktur dieser Sekte gar nicht managen können. Aber sie müssen, alle durch die Bank, krank sein. Denn wie kann man schon ein Teufel sein und herausfinden wollen, ob das Gute im Menschen siegt. Und wenn ich oder ein anderer Mensch es schaffen, sich nicht umzubringen und gut zu bleiben, sind sie bereit sich umzubringen, weil sie nur schlecht- teuflisch sind. Dann hat das Gute im Menschen gesiegt und die Erde wird gut sein. Hatte ich erwähnt, dass alle Mafiosi der Sekte der Teufel angehören? Und ich sage mir, ich bin doch kein Engel. Aber ein Elf vielleicht. Die sind auch nur gut, weil mit der Natur im Einklang und trotzdem dürfen sie auch mal frech sein. Und wenn ich sterben muss, dann soll es schnell gehen, wenn sie mich kidnappen, muss ich dafür sorgen, dass ich schnell sterbe. Scheiße. Ich muss mir Gift besorgen und es an einem band um den Hals tragen oder als Uhr maskiert am Handgelenk. Wenn ich wieder mehr Kraft habe, in ein paar Wochen, muss ich mich darum kümmern. Aber ich werde mich nur umbringen, wenn ich sicher bin, dass sie mich gekidnappt haben und ich nicht mehr fliehen kann. Und wenn ich bereits mein Gift bei mir habe. Aber heute Nacht geht es um mein Überleben. Die Gardine hat sich bewegt. Mein Herz lässt meinen ganzen Körper zucken. Vielleicht bekomme ich in einer der nächsten Nächte einfach einen Herzinfarkt? Dann waren all die Jahre umsonst, dann wird ein neuer Mensch getestet und all die Kämpfe, die ich durchgestanden habe, waren umsonst. Nein. Ich bleibe auf der Erde. Ich bin der unverletzliche Elf. Und nur dass ich nicht tot bin, ist genug. Ich bin der unverletzbare Elf.
Ich habe drei mehrwöchige Psychiatrieaufenthalte, eine neunmonatige medizinische und berufliche Rehabilitation und fast ein Jahr den täglichen Besuch einer Tagesstätte für psychisch Kranke Menschen hinter mir. Danach lebte ich neun Monate in einer betreuten Wohngemeinschaft mit einer fast fünfzigjährigen Frau und ihrer achtjährigen Tochter. Betreut heißt, dass einmal in der Woche eine Sozialarbeiterin vorbei kam und wir darüber redeten, wie es mit der Wohngemeinschaft so läuft.
Ich lebe jetzt zur Miete in einer Wohnung. Allein. Mit Geiger, einem Dackelmischling.
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