Weihnachtserzählungen - 308 Seiten. Charles Dickens

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style="font-size:15px;">       er dermaßen in fremden Sprachen, daß sie mit dem Griff in der

       Hand erstarrt stehenblieben.

       41

       Sooft ich jetzt den Briefträger sich dem Haus nähern sah, geriet

       ich in derartige Angst, daß es wie die Gewährung einer

       Galgenfrist war, wenn er vorüberging. Aber etwa zehn oder

       vierzehn Tage später sagt er wiederum:

       »Hier ist einer für Mrs. Edson. Befindet sie sich einigermaßen

       wohl?«

       wohl?«

       »Sie befindet sich soweit wohl, Briefträger, aber nicht wohl

       genug, um so früh wie sonst aufzustehen.« Und das entsprach

       schließlich auch vollkommen der Wahrheit.

       Ich brachte den Brief zum Major, der bei seinem Frühstück saß,

       und ich sagte bebend:

       »Major, ich habe nicht den Mut, ihn zu ihr hinaufzutragen.«

       »Es ist ein übelaussehender Schurke von einem Brief«, sagt der

       Major.

       »Ich habe nicht den Mut, Major«, sagte ich wiederum zitternd,

       »ihn zu ihr hinaufzutragen.«

       Nachdem er einige Augenblicke lang nachgedacht zu haben

       schien, sprach er, während er den Kopf aufrichtete, als ob ihm

       ein neuer und zweckdienlicher Gedanke gekommen sei:

       »Mrs. Lirriper, ich werde es mir niemals verzeihen, daß ich,

       Jemmy Jackman, an jenem Morgen nicht mit meinem

       Stiefelschwämmchen in der Hand hinaufging, es ihm in den Hals

       stopfte und ihn auf der Stelle damit erstickte.«

       »Major«, sagte ich ein wenig rasch, »Sie haben es nicht getan,

       und das ist ein Glück, denn es wäre nichts Gutes dabei

       herausgekommen, und ich glaube, Sie haben besser daran getan,

       herausgekommen, und ich glaube, Sie haben besser daran getan,

       Ihr Schwämmchen für Ihre Stiefel zu benutzen.«

       So kamen wir denn dahin, die Sache vernünftig zu betrachten,

       und faßten den Plan, daß ich an ihre Schlafzimmertür anklopfen,

       den Brief auf die Matte davor niederlegen und auf dem oberen

       Treppenabsatz abwarten sollte, was sich ereignen würde. Das tat

       ich nun, und nie hat ein Mensch vor Schießpulver,

       Kanonenkugeln, Granaten oder Raketen mehr Angst gehabt als

       ich vor diesem entsetzlichen Brief, als ich ihn in das zweite

       Stockwerk hinauftrug.

       Ein furchtbarer Aufschrei gellte durch das Haus, wenige

       Augenblicke nachdem sie den Brief geöffnet hatte, und ich fand

       sie wie leblos auf dem Boden liegen. Meine Liebe, ich warf

       keinen Blick auf den geöffnet neben ihr liegenden Brief, denn ich

       hatte keine Zeit dazu.

       Alles, was ich brauchte, um sie wieder zu sich zu bringen, trug

       der Major mit eignen Händen herbei. Außerdem lief er nach

       dem, was wir nicht im Hause hatten, zum Apotheker, und

       schließlich bestand er das wildeste aller seiner vielen Scharmützel

       mit einem Leierkasten, auf dem ein Tanzsaal dargestellt war, ich

       weiß nicht in welchem Land, und darauf tanzende Paare, die mit

       rollenden Augen durch eine Flügeltür aus und ein walzten. Als ich

       nach langer Zeit wahrnahm, wie sie sich zu erholen begann, glitt

       ich auf den Treppenabsatz hinaus, bis ich sie weinen hörte, und

       dann ging ich hinein und sagte mit munterer Stimme: »Mrs.

       dann ging ich hinein und sagte mit munterer Stimme: »Mrs.

       Edson, Sie sind nicht wohl, meine Liebe, und das ist nicht zu

       verwundern«, als wäre ich zuvor gar nicht drin gewesen. Ob sie

       es mir glaubte oder nicht, das kann ich nicht sagen, und es

       kommt auch nicht darauf an, aber ich blieb stundenlang bei ihr,

       und dann flehte sie Gottes Segen auf mich herab und meinte, sie

       wolle zu schlafen versuchen, denn der Kopf tue ihr weh.

       42

       »Major«, flüsterte ich, zum ersten Stock hereinblickend, »ich

       bitte Sie und flehe Sie an, gehen Sie nicht aus.«

       Der Major flüsterte:

       »Madam, seien Sie versichert, ich werde hierbleiben. Wie geht

       es ihr?«

       Ich sage darauf:

       »Major, Gott der Herr über uns weiß allein, was in ihrer armen

       Seele brennt und tobt. Ich verließ sie, während sie an ihrem

       Fenster saß. Ich gehe, um mich an das meinige zu setzen.«

       Es wurde Nachmittag, und es wurde Abend. In der Norfolk

       Street wohnt es sich sehr schön – mit Ausnahme von weiter

       unten –, aber an Sommerabenden, wenn die Straße staubig ist

       und weggeworfenes Papier darauf herumliegt, wenn die Kinder

       dort spielen und die staubig-heiße Luft still brütend darüberliegt,

       während in der Nachbarschaft ein paar Kirchenglocken läuten,

       ist sie ein wenig langweilig. Seit jenem Vorfall habe ich niemals zu

       einer solchen Zeit auf die Straße blicken können und werde es in

       alle Zukunft niemals tun können, ohne daß mir der langweilige

       Juniabend in der Erinnerung aufsteigt, als dieses verlassene

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