Sklave und König. Michael Aulfinger
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Michael Aulfinger
Sklave und König
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Sklave und König
Als Sklave wurde ich geboren. Jetzt, da ich ein alter Mann bin und vor meinem Haus sitzend meinen Lebensabend verbringe, habe ich viel Zeit und Muße über mein vergangenes Leben nachzudenken. Ständig schwirren mir Erinnerungen an vergangene Erlebnisse durch den Kopf. Schwer ist es für mich, sie zu verdrängen und nicht an sie zu denken. Sollte ich sie denn beiseiteschieben?
Nein, warum? So lasse ich sie weiter auf mich einströmen. Also beschließe ich, meine Geschichte niederzuschreiben. Sicherlich wird der eine oder andere jetzt einwerfen, was könnte ein Sklave schon Interessantes erlebt haben, dass es sich zu lesen lohnt. Aber wen diese Gedanken auch ereilt haben mögen, ich kann ihn beruhigen. Gesehen und erlebt habe ich viel. Wüsten und fruchtbare Täler habe ich durchwandert, sowie Berge erklommen. Große Kriege und Frieden habe ich erlebt. Wundersame Dinge gesehen und Wunder vollbringende Menschen kennenlernen dürfen. Einige dieser Wunder waren so unglaublich, dass sie leicht im Reich der Fabeln angesiedelt werden könnten. Wenn ich sie nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es selbst nicht glauben.
Nun sitze ich vor meinem Haus und die Erinnerungen mit ihren anhaftenden Bildern kommen so vielfältig und eindringend über mich, so dass ich Mühe habe, sie in der richtigen Reihenfolge wiederzugeben. Meine Erlebnisse drängen mich regelrecht dazu, sie den Menschen mitzuteilen.
Ich lehne mich gemütlich zurück und schließe die Augen. Jedes Wort, welches ich nun von mir gebe, wird von meinem eigenen Schreiber sorgfältig notiert. Hört zu, was euch der Sklave zu berichten hat.
Kapitel 1
Mein Name ist Luskin. So wurde ich von meinen Eltern genannt, die nicht als Sklaven geboren wurden. Sie wurden als freie Menschen im glücklichen und freien Ninive geboren. Ja, sie waren Assyrer und da ich von ihnen abstamme, habe ich mich mein ganzes Leben lang, als Assyrer gefühlt. In meinen Kindheitstagen haben sie mir oft von der glanzvollen Zeit Assurs erzählt. Sie sprachen vom großen König Sargon II., was so viel wie rechtmäßiger König, bedeutete. Sargon herrschte siebzig Jahre. Die ganze Welt erzitterte vor ihm und dem assyrischen Heer. Er erhielt Geschenke aus fernen Ländern, wie Lydien und Ägypten, um ihn milde zu stimmen.
Meine Eltern erzählten von dessen Sohn Sanherib, welcher ebenfalls ein großer König war. Auch er eroberte fremde Länder wie Kilikien. Jerusalem zu erobern, blieb ihm zwar verwehrt, doch verwüstete er das umliegende Land. Das verhasste Babylon indes, wo der Gott Marduk verehrt wurde, konnte er erobern und ließ es zerstören. Die prächtige Stadt Ninive machte er zur Hauptstadt, ließ den großen Südpalast sowie den Tempel erbauen und außerdem viele Kanäle anlegen.
An einem Herbsttag war das Schicksal Assyriens für immer besiegelt. Assyrien hatte einst selbst seinen Reichtum durch Raub, Eroberung, Zerstörung und die Unterdrückung anderer Völker erworben. Keine Gnade hatte es den unterjochten Völkern angedeihen lassen. Unbarmherzig war die assyrische Kriegsmaschinerie in den vergangenen Jahrhunderten von Sieg zu Sieg geeilt. Doch nun hatte sich das Blatt gewendet. Feinde hatten sich zusammengeschlossen. Vereint zogen sie zur Belagerung der Hauptstadt Ninive. Dieser vereinten und äußerst starken Übermacht war Assyrien nicht gewachsen. In einem brutalen Krieg wurde die einst so glanzvolle und mächtige Stadt Ninive erobert und geschleift.
Doch dies war nun alles bedeutungslos geworden. Was nützte die einstige Größe heute? Zu einem Nichts war sie zusammengeschrumpft. Assyrien wurde ausgelöscht. Was es einst den Feinden angetan hatte, rächte sich nun. Assyrien erlitt das gleiche Schicksal wie die von ihm besiegten Völker.
Wer von der Bevölkerung nicht in den Flammen der brennenden Stadt umkam, wurde in die Sklaverei deportiert. Kilometerlang war die Karawane der Sklaven, die aus Ninive herausgeführt wurde. Einige Überlebende bereuten es bereits, nicht im Kampf um Ninive gefallen zu sein. Ein Leben in Sklaverei erschien ihnen schlimmer als der Tod. Dann hätten sie das Elend hinter sich. So aber stand ihnen die Qual des Sklavendaseins noch bevor. Darunter befanden sich meine Eltern, die fast noch Kinder waren. Mit gesenkten Köpfen und auf ihre Rücken schlagenden Peitschenhieben, wurden sie in eine ungewisse Zukunft geführt.
Kapitel 2
Meine Eltern hatten Glück im Unglück. Ein wohlhabender Gutsbesitzer hatte sie getrennt voneinander