Sklave und König. Michael Aulfinger

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Sklave und König - Michael Aulfinger

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groß und leer vorkam, zurückgezogen und versuchte Ruhe zu finden. Doch stellte sie sich nicht ein.

      Es war noch mitten in der Nacht, als mich die Ungeduld hochfahren ließ. Mein Lager gewährte mir nicht die Ruhe, die ich brauchte. So stand ich unvermittelt auf und trat langsam zum Gutshaus hinüber.

      Natürlich war es den Sklaven untersagt, nachts ohne Grund herumzuschleichen, und schon gar nicht in der Nähe des Herrenhauses. Aber dies war mir zu diesem Zeitpunkt egal. Die Sorgen, die ich mir um Simine machte, trieben mich voran.

      Ich hatte bereits meine Eltern verloren, also fühlte ich mich dazu verpflichtet, meine Schwester zu beschützen. Dieser Beschützerinstinkt ließ mich nicht mehr los. Kein Mensch war in dieser nächtlichen Stunde zu sehen. Anscheinend hatte Daiaukas keine Wachen aufgestellt. Jedenfalls sah ich keine. Auch brannten keine Fackeln. Dies alles ließ mich unvorsichtig werden, so dass ich mutig an die Hauswand treten konnte, an der ich Segetans Räume vermutete. Ich presste mich an die Wand und lauschte. Worauf ich wartete, wusste ich selbst nicht genau. Vielleicht auf irgendein Lebenszeichen von Simine. Es war schon eine gewisse Zeit vergangen, als ich es schließlich doch vernahm. Ein schluchzendes Weinen. Unverzüglich zogen sich meine Muskeln zusammen.

      Simines Weinen erstarb jedoch gleich, nachdem ich mehrere klatschende Geräusche vernommen hatte, gefolgt von der herrischen Stimme eines Mannes. Seine genauen Worte waren nicht zu verstehen, dennoch konnte ich sie mir denken. Meine Faust ballte sich zusammen. Zorn stieg in mir auf, als ich ein rhythmisches und quietschendes Geräusch vernahm. Da ich damals jünger als meine Schwester war, wusste ich noch nicht genau, was dort auf der anderen Seite vor sich ging. Aber mit Sicherheit gefiel es Simine nicht. Es irritierte mich so sehr, dass ich mich zügig von der Hauswand löste und zurücktorkelte wie ein Mann, der zu viel Gegorenes getrunken hatte, unschlüssig, was ich nun tun sollte. Ein Gefühl der Ohnmacht stieg in mir auf. Es war niemand da, um mich festzuhalten. Ich weiß nicht mehr, wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwann hatte ich meine Hütte wieder erreicht und war auf mein Lager gefallen. Es dauerte zwar eine Weile, aber schließlich übermannte mich der Schlaf doch.

      Am nächsten Tag merkte ich, dass Target schlechte Laune hatte. Er sprach zwar nicht davon, aber ich hatte gespürt, dass ihn etwas belastete. Versuche, ihn anzusprechen, wurden mit einer kurzen Handbewegung abgetan. Bald ließ ich es sein und ging meiner Arbeit nach.

      Die Mauer wuchs zusehends. Mit den Ochsen, die vor dem Karren gespannt waren, hatten wir neue Steine gesammelt und sie zur Mauer gebracht. Wir waren dabei, die Steine auf der Mauer zu stapeln, so dass sie in sich stabil war und nicht umkippte. Insgesamt erreichte sie eine Höhe, die mir bis zur Hüfte reichte. Target bückte sich, hob die Steine vom Karren auf und reichte sie mir. Ich stapelte sie auf. Bald waren wir gut aufeinander eingespielt. Unverhofft unterbrach Target jedoch seine eintönige Tätigkeit und blickte nach Westen, wo das Gut lag. Als ich bemerkte, dass etwas seine Aufmerksamkeit erregt hatte, schaute ich ebenfalls in die Richtung und entdeckte zwei Reiter. Sie ritten geradewegs auf uns zu.

      »Ich habe geahnt, dass heute etwas Unangenehmes passieren wird.« Das war Targets einziger Kommentar zu dem unerwarteten Besuch.

      Als die beiden Reiter über die spärlich mit Gras bewachsenen Weide ritten, erkannte ich sie bald. Einer von ihnen war Segetan. Der andere war einer seiner Männer, mit dem ich noch nichts zu tun gehabt hatte und dessen Namen mir nicht geläufig war.

      Während die Reiter auf uns zukamen und schließlich vor uns anhielten, standen wir bewegungslos am Karren. Segetan saß aufrecht auf seinem schwarzen Hengst. Vor sich auf dem Sattel hielt er eine einschwänzige Peitsche mit beiden Händen umschlossen. Sein Blick wirkte arrogant und ließ eine Spur von Spieltrieb erkennen. Das überhebliche Lächeln ließ mich nichts Gutes ahnen. Sein Begleiter dagegen wirkte teilnahmslos und verhielt sich still.

      »Wie ich sehe, seit ihr hier fleißig.« Mit diesen Worten stieg Segetan von seinem Pferd und trat zur Mauer. Dort blieb er einen Moment stehen, bevor er sich plötzlich bewegte. Ein kräftiger Tritt seines rechten Fußes brachte einen Teil der Mauer zum Einsturz, wodurch die Steine polternd auf der anderen Seite hinabpurzelten.

      »Aber wie ich sehe, macht ihr das nicht ordentlich.« Ein teuflisches Lächeln huschte über sein Gesicht. Target und ich blieben wie angewurzelt stehen. Uns war klar, dass er uns provozieren wollte, um uns auf diese Art seine Macht zu demonstrieren.

      Mit einem Wink ließ er seinen Begleiter ebenfalls vom Pferd absteigen. Dieser stellte sich mit verschränkten Armen neben Segetan auf.

      »Seht zu, dass ihr hiermit bald fertig werdet. Ich habe für euch beide noch eine andere und wichtigere Arbeit. Sie betrifft deine Schwester Simine. Sie ist doch deine Schwester, oder etwa nicht?«

      Bei der Erwähnung von Simines Namen konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.

      »Was ist mit Simine?«, brüllte ich ihn entgegen.

      Es freute ihn offensichtlich, dass er meinen wunden Punkt getroffen hatte, denn augenblicklich lachte er. Langsam trat er einen Schritt näher auf mich zu. Mir war klar, dass er genau wusste, was er tat.

      »Oh, da macht sich ja jemand Sorgen um die kleine Hure. Was mit ihr geschehen soll, wirst du schon zu gegebener Stunde erfahren. Schließlich bist du ja nur ein Sklave und hast ohne Widerrede zu tun, was dir aufgetragen wird.«

      Es war für mich unerträglich schwer, ruhig zu bleiben. Mein jugendliches Blut war kurz vorm Überkochen.

      »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gelenkig sie auf meinem Lager ist. Sie liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Und ihre Schönheit wissen auch meine Männer zu würdigen. Stimmt’s?«

      Mit diesen höhnischen Worten drehte er sich zu seinem Begleiter um. Das war zu viel für mich. »Lass deine dreckigen Hände von ihr.« Wut stieg in mir auf. Soeben hatte ich vergessen, dass ich nur ein Sklave war. Eigentlich hätte ich die Worte, die mir entglitten waren, bereuen sollen. Denn sie waren dafür verantwortlich, dass sich mein zukünftiges Leben radikal ändern sollte. Dennoch habe ich sie bis zum heutigen Tag nicht bereut. Der Mensch – auch wenn er nur ein Sklave ist – kann sich nicht alles gefallen lassen.

      »Sprich nicht in diesem Ton mit mir. Schließlich bin ich dein Herr, ansonsten lass ich dich meine Peitsche spüren.«

      »Du Hund lässt deine Finger von meiner Schwester.«

      Augenblicklich dämmerte mir, dass ich in meiner Wut meinen Gebieter beleidigt hatte. Ich hatte in meiner Unerfahrenheit und Unbeherrschtheit meinen Herrn als einen Hund beschimpft. Dies allein gab ihm schon das Recht, mich zu töten. Wie versteinert stand ich da und erwartete den Todesstoß.

      Doch Segetan war nicht dumm. Da er mich für seine Provokation auserkoren hatte, musste er unweigerlich mit einer Reaktion meinerseits gerechnet haben. Aus diesem Grunde hatte er auch seinen Begleiter mitgebracht. Mit gefasstem Ton, dabei aber nicht bemüht sein zufriedenes Lächeln zu unterdrücken, gab er seinem Mann Anweisungen. Er war zufrieden, denn er hatte mich da, wo er mich haben wollte.

      »Mach seinen Rücken frei und stell ihn so auf, dass er die Hände an den Karrenbrettern hat. Stell dich dann daneben und pass auf.«

      Sein Handlanger riss mir das Hemd vom Rücken und stellte mich so an den Karren, dass ich mit dem Gesicht auf die Steine blickte. Dann stellte er sich breitbeinig mit gezücktem Schwert neben mich, um mich jederzeit bestrafen zu können, sollte ich den Versuch unternehmen, mich der Peitsche zu entziehen.

      Mein blanker, striemenfreier Rücken dagegen lud Segetan geradezu ein, seinen Zorn auf mir zu entladen. Da ich mich nicht hatte beherrschen können, bekam ich nun die Strafe dafür. Nicht den Tod hatte

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