Sklave und König. Michael Aulfinger
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sklave und König - Michael Aulfinger страница 6
»Du wirst mich nie wieder beleidigen, du Pariahund.«
Diese Worte begleiteten seinen ersten Peitschenhieb. Seinen ganzen Hass auf mich legte er in den Schwung, mit dem er ausholte. Die Peitsche hörte ich schon kommen, als sie noch durch die Luft sauste. Ich zuckte augenblicklich zusammen und verkrampfte, um so die Schmerzen zu lindern. Doch es war nutzlos. Ich spürte, wie die Haut in einer ellenlangen Spur auf meinem Rücken aufplatzte und das Blut langsam aus der Wunde trat, um mir warm den Rücken herunterzulaufen. Jedoch war kein Schrei aus meinem Mund entwichen.
»Solltest du es noch einmal wagen, dich gegen mich zu erheben, werde ich dir einen qualvollen Tod bereiten.«
Der zweite Peitschenhieb kündigte sich ebenfalls durch ein Zischen an, welches die Luft erfüllte. Als die Haut erneut auf meinem Rücken aufgeplatzt war, brannte die erste Wunde schon heftig.
Segetan ließ es sich nicht nehmen, erneut begleitende Worte an mich zu richten.
»Du bist Dreck, du assyrischer Pariahund.«
Und so ging es weiter. Ich zählte nicht mehr mit, dazu war ich nicht in der Lage. Je länger die Peitschenhiebe andauerten, desto weniger schmerzten sie mich. Krampfhaft biss ich meine Zähne zusammen. Eisern versuchte ich keinen Laut des Schmerzens, über meine Lippen kommen zu lassen. Das war es ja, was Segetan von mir hören wollte. Aber das ließ mein assyrischer Stolz nicht zu. Sollte er mir doch den Rücken entstellen. Meinen Stolz würde er nicht brechen können.
Irgendwann erstarben die Peitschenhiebe. Segetan war wohl der Meinung, dass es mir reichen könnte. Er gab seinem Mann den Befehl, ebenfalls auf das Pferd zu steigen.
»Jetzt wird weitergearbeitet. In drei Tagen ist die Mauer fertig. Wehe nicht. Sonst bekommt ihr beide noch einmal meine Peitsche zu spüren.«
So schnell wie sie gekommen waren, ritten sie auch wieder dahin. Mich ließen sie mit einem aufgeplatzten Rücken zurück. Er brannte auf der ganzen Fläche, als ob ein Feuer auf meinem Rücken wütete. Ich spürte, wie die Hautfetzen an meinem Rücken herabhingen. Es war mir unmöglich, mich zu bewegen.
Target, der die ganze Zeit schweigsam daneben gestanden hatte, trat sogleich zu mir. Er hob meine Oberbekleidung aus Leinenstoff auf, riss den Stoff in lange Streifen und säuberte dann die Wunde. Dabei tauchte er den Stoff in den Krug Wasser, den wir zum Trinken mitgenommen hatten. Das Wasser kühlte die Wunde und sorgte so für angenehme Linderung. Mit den anderen Streifen umwickelte er schließlich enganliegend meine Brust und den Rücken. Dann bettete er mich im Schatten unter den Karren, wobei ich auf dem Bauch liegen musste.
»Ruhe dich aus. Ich arbeite inzwischen weiter, damit wir in drei Tagen fertig sind, wenn er wiederkommt.«
Target war fleißig und arbeitete für mich mit. An diesem Tag war es für mich nicht mehr möglich, mich zu bewegen, geschweige denn zu arbeiten. Deshalb ging Target alleine vor Sonnenuntergang zurück und ließ mich auf dem Bauch unter dem Karren liegen. Auf dem Gut besorgte er Essen und Wasser für den nächsten Tag, kam dann eiligst zurück, damit er wieder bei mir war, bevor das ganze Tal in Dunkelheit versank. Ehe mich die Müdigkeit völlig ergriffen hatte, löste er noch mal den Verband und salbte mich mit einer Creme ein, die er von anderen Sklaven auf dem Gut erhalten hatte, um die Heilung zu fördern. Was die Bestandteile der Salbe waren, weiß ich bis heute nicht, aber die Salbe wirkte hervorragend. Nachdem ich von Target einen neuen Verband erhalten hatte, schlief ich sofort ein. So verbrachten wir gemeinsam unter dem Karren die ganze Nacht. Target war mir ein guter Freund und das werde ich ihm nicht vergessen.
Am nächsten Morgen schmerzte die Wunde nicht mehr so stark. Ich konnte mich wieder bewegen. Doch bevor ich mich an die Arbeit machte, wechselte Target erneut den Verband und versorgte die Wunde mit der Salbe. Nachdem ich Essen zu mir genommen hatte, wandte ich mich wieder den Steinen zu. Das Bücken war immer noch schmerzhaft, weil sich dabei die Haut straffte, doch gewöhnte ich mich mit der Zeit an die Schmerzen.
Bis zum Abend hatten wir viel geschafft und waren guten Mutes, dass wir unser Pensum in den drei Tagen erfüllen konnten. Meine Hütte erreichte ich erst, als die Nacht schon angebrochen war. Ich brach mir noch ein Laib Brot, doch schon beim Kauen fielen mir die Augenlider zu und ich versank in einen tiefen Schlaf.
Der darauffolgende Tag war nicht so heiß wie die vergangenen. Dichte Wolken hatten sich über dem Tal versammelt. Doch es regnete nicht. Die angenehme Kühle sorgte dafür, dass wir schneller arbeiten konnten. Mein zerschundener Rücken hinderte mich nicht mehr gravierend an der Arbeit. Im Gegenteil, der Schmerz spornte mich an. Ich wollte es Segetan zeigen. Er sollte sehen, dass ich mich davon nicht behindern ließ. Er sollte sehen, wozu ein assyrischer Pariahund in der Lage war.
Als der Nachmittag kam, waren wir sicher, die gesamte Mauer bis zur Nacht fertigstellen zu können. Das erfüllte uns mit Stolz und froher Erwartung, Segetans Gesicht zu sehen, wenn wir ihm die Nachricht von der Erfüllung seiner Forderung bringen würden. Er würde uns nicht kleinkriegen.
Es waren noch zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang, als wir die letzte Fuhre mit Steinen entluden. Doch das sollte kein Problem darstellen, da nur noch drei Ellen Mauer zu fertigen waren. Das würden wir bis zur Dunkelheit schaffen.
Doch dann kam alles ganz anders. Zuerst war es nur ein kleiner Punkt am Horizont. Target richtete sich auf und zeigte dann auf den Reiter, der auf uns zu galoppierte. Allmählich weckte er auch mein Interesse und ich ließ von der Arbeit ab und starrte wie Target auf den Reiter. Ich musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, wer dieser Reiter war. Es dauerte nicht lange und er stand vor uns. Wie drei Tage zuvor hielt Segetan die Peitsche vor sich fest. Seine Überlegenheit demonstrierend, blickte er auf uns herab.
Mir war sogleich aufgefallen, dass er diesmal nicht begleitet wurde.
»Wie ich sehe, seid ihr bald fertig. So dann werde ich mal die Festigkeit der Mauer überprüfen.«
Segetan stieg von seinem Pferd ab und schritt mit hoch erhobenen Hauptes zur Steinmauer. Was nun geschah, hatte ich schon einmal erlebt. Mit seinem rechten Fuß trat er erneut ein Loch in die Mauer. Auf der anderen Seite polterten die Steine herab. Als hätte er eine unglaubliche Leistung vollbracht, strahlte er mich triumphierend an. Mir dagegen war nicht zum Frohlocken zumute. Meine Wut im Zaun zu halten, schmerzte mich. Doch ich versuchte, mir die Demütigung nicht anmerken zu lassen.
»Was hast du ab morgen für eine Aufgabe für uns, Herr?«, fragte ich unterwürfig.
»Ach ja, morgen seit ihr ja hier fertig. Target soll sich bei Satepe melden. Er bekommt von ihm eine neue Aufgabe zugewiesen. Du dagegen, meldest dich bei Sonnenaufgang bei mir. Ich habe dir ja gesagt, dass es mit deiner Schwester zu tun hat. Na, du wirst aber Augen machen.«
Lachend warf er den Kopf zurück. Dann schwang er sich mit jugendlichem Elan auf den Rücken seines Pferdes.
»Wie du befiehlst, mein Herr.« Es fiel mir zusehends schwerer, Gehorsamkeit zu heucheln.
»Na, das hört sich ja schon besser an. Dann hat die Peitschenkur wohl doch geholfen. Wir sehen uns morgen. Ich habe noch zu tun. Deine Schwester, die kleine Hure, will ja auch noch von mir geritten werden.«
Sein höhnisches Lachen war der Funke, der meine Wut schließlich entzündete.
»Sie