Platon: Besprechungen II. Joachim Stiller

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Platon: Besprechungen II - Joachim Stiller

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des Liebenden vor dem imaginären Ideal des Geliebten, entsteht die Unordnung an der die Liebe zerbricht.

      Erstrebenswert scheint nicht jemand anderen zu lieben sondern sich selbst lieben zu können. Man muss sich an seinem eigenen Ideal der Liebe bewusst messen und zu dem werden was man liebt. Den Eros in sich tragen und nicht bei anderen suchen, scheint mir das Geheimnis wahrer Liebe zu sein.

      ghostwriter

      Also ich habe mich gerade einmal hingesetzt, und den Dialog Symposion (Das Gastmahl) auch einmal gelesen. Ich wollte eigentlich erst einiges zum Formalen Aufbau sagen, aber Du bist ja schon zur Sache gekommen, und so spare ich mir das Formale vielleicht für Später auf. Auch will ich mir eine kurze Inhaltswiedergabe hier sparen. Ich setzte die Lektüre einfach voraus... Nur so viel. Wenn ich im ersten Posting sagte, der Dialog handele über die Liebe zum Guten, Schönen und Wahren, so geht das auf eine Fehlinformation von Zeno zurück. Ich habe das geändert. In Wahrheit, das wird bei der Lektüre schnell deutlich, geht es einzig und allein um den Eros, oder, ganz griechisch, um den Gott Eros. Und es geht um die damals durchaus verbreitete Knabenliebe. Das dürfte wohl in der Geschichte der Rezeption dieses Textes für einigen Zündstoff gesorgt haben. Sollte mich nicht wundern, wenn dieser Text in den meisten Europäischen Ländern über das Mittelalter bis noch ins 19., vielleicht sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein verboten war und unter Verschluss gehalten wurde. Vielleicht kann das ja mal jemand bestätigen. Also, um das Wahre, Gute und Schöne geht es nicht, höchstens um das Schöne an sich. Oder auch um die „Idee“ des Schönen, ein Begriff, der in diesem Dialog zum ersten Mal auftaucht. Und schließlich geht es uns in diesem Projekt ja auch um Platons Ideenlehre. Denn das ist ja doch das Ziel dieses Projektes. ... Die Idee des Schönen. Hmmm. Leider wird diese Idee wieder nicht ganz geklärt, wie schon im Hippias I. Ich erhoffe mir da noch einiges durch einen späteren Dialog, den Phairdos (Platon: 18, in unserer Zählung)... Aber was in dem Dialog auftaucht, und das zum ersten Mal, ist die vollständige Tugendlehre des Sokrates, die von seinem Schüler Agathon in so großartiger und auch von Sokrates selbst gefeierter Weise dargelegt wird. Die Liebe zum Gott Eros, so Agathon, stünde noch über den Tugenden der "Gerechtigkeit", der "Besonnenheit", der "Tapferkeit" und der "Weisheit". Das ist praktisch schon die ganze Tugendlehre, wie sie von Platon dann in der Politeia systematisch zur Anwendung kommt. Sie weicht allerdings von der von Sokrates ursprünglich vertretenen Tugendlehre ab, und das in zweifacher Hinsicht…

      @ ghostwriter,

      und nun zu Dir und Deinem Beitrag. Mit der ersten Liebe ist das so eine Sache. Viele kommen nicht sofort drüber hinweg. Ich selber bin da auch betroffen. Ich bin eigentlich "nie" darüber weggekommen. Erst in den letzten Jahren habe ich Ruhe gefunden. Es war bis heute meine einzige Beziehung... Das ist einmal das eine. Insofern verfüge ich nicht über sonderlich viel Erfahrung auf dem Gebiet der Liebe... Wenn allerdings von Liebhaber und Geliebtem die Rede ist, so möchte ich da sofort ein großes Fragezeichen hinter machen. Könnte es sich dabei nicht vielleicht nur um ein Verhältnis von homoerotischem Charakter handeln? Ich mein, ich habe das in meiner Beziehung zu einer Frau nie so gesehen. Ich sah uns beide als gleichermaßen Liebende und Geliebt zugleich an. Und für mich würde diese "Gleichermaßen" auch meinem Ideal einer erotischen Beziehung entsprechen. Könnte es sein, dass es sich bei Deiner ersten Beziehung tatsächlich um eine homoerotische Beziehung gehandelt hat? Ich frage nur...

      Nein es war eine heterogene Beziehung. Ich habe die Beschreibungen des Eros auch nie wirklich von dem Umstand der damaligen (antiken) Verhältnisse (also Knabenliebe usw.) beeinflusst gesehen. Ich denke man muss diesen Aspekt sogar völlig ausklammern.

      Vielleicht klingt bei dem Punkt des Liebenden und Geliebten (Menschen) auch schon ein wenig zu viel Lysis mit, als dass ich es hier anbringen sollte. Nur, hat mich der Teil der Diotima und Sokrates wieder darauf gebracht.

      Eros als Dämon der Liebe, darf nicht als die Liebe selbst interpretiert werden, er erscheint in der Form in der man ihn ruft. Er ist es, der Begierde, Lust/Wollust und Eifersucht weckt und uns nach Liebe streben lässt, als auch das Medium wodurch die Liebe nach außen kommuniziert wird. Die Liebe selbst verbirgt sich jedoch in uns selbst. Sucht man also diese wahrhaftige Liebe, muss man sein eigenes Ideal der Liebe ergründen und verkörpern (in Form des liebenswert Guten). Ist dies nicht der Fall, so kommt es, wie oben beschrieben dazu, dass man ein beliebiges Ideal der Liebe auf den Partner überträgt wessen man sich nicht bewusst ist und er diesem daher nicht entsprechen kann. Der Bruch in Liebenden und Geliebten (Menschen) vollzieht sich. Der Liebende verlangt mehr oder eine andere Liebe von dem Geliebten als dieser imstande ist ihm zu geben und umgekehrt. Auf diesem Punkt beruhen doch meist die Probleme der Liebe in Form von Beziehungen.

      Ghostwriter

      Die vier Arten der Liebe

      O.k., aber ein Ideal ist das nicht. Ich fand hingegen das Gleichnis vom Kugelfisch gut, wonach diese Kugelfische ursprünglich androgyn, also beidgeschlechtlich waren, und nachdem Zeus sie mit dem Schwert in zwei Hälften geteilt hatte, beide Hälften nun durch die Welt irren, und immer aufs Neue ihre zweite Hälfte suchen...In so fern sind eben beide Hälften Liebende gleichermaßen. Darauf wollt ich hinaus. Gibt es hier einen Bruch in der Symmetrie, muss die Verbindung (Beziehung) scheitern...

      Vielleicht noch ein ganz anderer Aspekt. Da ist von zwei Arten von Eros die Rede. Im Mittelalter unterschied man sie als

      - Sexus, und

      - Eros (im engeren Sinne)

      Und jetzt kommt bei Platon am Ende noch etwas ganz anderes hinzu: die Philia, oder die "platonische Liebe". Gemeint ist die Freundschaft oder die geistige Liebe, die übrigens anders, als im heutigen Verständnis den Eros und den Sexus - auch im Sinne der Knabenliebe - mit umfasst. Im Mittelalter hat man dann aber im Vollzug des christlichen Wandels die beiden Formen der liebe: a) Sexus und b) Eros durch die Agape ergänzt, die christliche Nächstenliebe. Wenn man aber nun auf Platon zurückgreift, und die vergeistigte Liebe, also die Philia ernst nimmt, dann kann und muss man eigentlich genau vier Formen der Liebe unterscheiden:

      - Philia

      - Agape

      - Eros

      - Sexus

      Stimmt, zumindest im vorletzten Satz ist "Ideal" der falsche Begriff.

      Weiterhin halte ich aufgrund der Komplexität der Liebe eine wie von Dir angeführte Einteilung für sinnvoll. Ohne genauere Beschreibung will ich dem aber nicht einfach zustimmen. Da z.B. die Agape nicht in dieser Form bei Platon usw. auftaucht, sollte man zunächst die Bedeutung der Begriffe klären. Dazu hier eine Erweiterung deiner Auflistung um meine Beschreibungen:

      Philia = als freundschaftliche/geistige Liebe

      Agape = als die innere freie/göttliche Liebe (die von Dir angesprochene Nächstenliebe würde darauf beruhen)

      Eros = als die nach außen dringende "kommunizierende bzw. interaktionierende" Liebe

      Sexus = als die körperliche Liebe

      Mir fehlt in der Auflistung vielleicht noch so was wie eine familiäre Liebe. Ich kann sie zumindest nirgendwo richtig zuordnen. Ein Familienmitglied liebt man wie ich finde noch mal auf eine ganz eigene Weise.

      Um die Liebe nun ansatzweise zu verstehen, sind für mich nicht die einzelnen Eigenschaften der Liebe entscheidend, sondern deren Zusammenhänge. Gibt man ihr eine Struktur, könnte die wie folgt aussehen:

      Agape

      Eros

      Sexus Philia

      (Verbindungslinien oder -pfeile bitte hinzudenken)

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