Eternumity. Stephan Schöneberg
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„Es ist passiert, was passiert ist“, antwortete sein momentaner Gesprächspartner in einem Tonfall, der Roland so gar nicht gefiel.
„Die Zeit ist zu kurz, mir erscheint es fast irreal, dass ich jetzt sozusagen über einen Menschen spreche, der vor drei Wochen noch ein glücklicher Familienvater war, eine wunderschöne und kluge Frau als Partnerin hatte und die beide noch glücklicher mit ihrem Wunschkind waren“, erzählte Ludwig weiter.
„Wie viel Bitterkeit in dieser Aussage steckt“, dachte Roland für sich.
„Sprechen sie ihre Gedanken ruhig aus, Pastor. Ich bitte sie sogar, wenn ich darf, darum“, sprach Herr Limbach gerade heraus.
„In Ordnung ... sie klingen verbittert“, sagte Rudolf.
„Ist das nicht normal, nach dem was uns widerfahren ist?“, kam die prompte, leicht anklagende Antwort.
„Ja, das glaube ich, Ihnen“, antwortete Roland.
„Oh, Pastor Lammerz, seien sie willkommen in unserem bescheidenem Heim“, Sylvia Limbach hatte sich in das Gespräch eingeschaltet.
Da er sie nicht sah, setzte er die Brille auf und war direkt in ihrem Haus. Als er den Kopf drehte, sah er Sylvia, wie sie wohl einmal ausgesehen haben mochte und nicht als Bot.
„Entschuldigen Sie meine Verspätung, für Niklas ist die Situation noch viel komplizierter als für uns. Er möchte nicht mehr schlafen“, erklärte sie.
„Rein technisch müsste er dies auch nicht“, ergänzte Ludwig.
„Virtuelle Menschen benötigen keine Ruhephase, keine Zeit zur Besinnung?“, fragte Roland.
„Wir wissen es nicht genau“, antwortete Sylvia.
„Drei Wochen sind eine kurze Zeit, um sich daran zu gewöhnen.“
„Das verstehe ich. In Wahrheit verstehe ich ihre Welt überhaupt nicht, fürchte ich“, bemerkte der Priester.
„Es geht uns genauso!“, sagte Ludwig.
„Wir kommen in dieser Welt nicht klar“, ergänzte Sylvia.
„Gibt es keine Hilfe, keine Führung, keine ... Seelsorge?“, fragte Roland.
„Wir haben nach dem ersten Schock viel versucht“, erzählte Sylvia.
„Und wir sind zu einem Entschluss gekommen“, ergänzte Ludwig.
Roland hob leicht die Augenbrauen, dies reichte scheinbar als Aufmunterung für Sylvia, um mit ihrer Erzählung fortzufahren:
„Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll?“ Sylvias Stimme stockte ein wenig.
„Dann lass mich es sagen, Schatz“, fuhr Ludwig fort. „Pastor Lammerz, wir benötigen ihren Segen! Wir möchten sterben!“
Rudolf war schlagartig hellwach. Damit hatte er niemals gerechnet.
„Mein Gott!“, rief Roland aus.
„Ich weiß, wir bitten um viel!“, Sylvias Stimme war wieder etwas gefestigter.
Roland schwieg und überlegte fieberhaft: „Das kann doch nicht wahr sein. Oh, Herr - warum ich, das kann ich nicht!“
„Wir alle wissen, dass Selbstmord eine Todsünde ist“, erklärte Ludwig.
„Aber wir sind beide zu dem Entschluss gekommen, dass wir DAS hier nicht mehr sind“, ergänzte Sylvia
„Wir denken, dass es besser gewesen wäre, wenn wir vor drei Wochen gestorben wären.“
„Das hier ist weniger als ein Schatten unserer ehemaligen Existenz.“
Rudolfs Gedanken rasten ...
„Ich kann eine Todsünde nicht vergeben, das kann nur Gott“, erwiderte Roland, fast so als wäre er wie in Trance. „Und … sie beide haben einen Sohn! Ein Kind was sie mehr als jemals zuvor benötigt, denke ich.“
„Das wissen wir, sowohl das Eine wie das Andere. Wir bitten nochmals um ihre Hilfe, wir sehen keinen Ausweg aus dieser Situation.“
Die Gesichter, die Pastor Roland Lammerz von seinem Monitor anblickten, waren beide den Tränen nahe.
F: „Ich glaube wir müssen dem Leser noch etwas sagen?“
A: „Oh ja, das müssen wir vielleicht. Irgendwann wird er eventuell selbst darauf kommen, aber zur Sicherheit sollte ich noch einmal sagen, dass dieses Buch nicht linear aufgebaut ist. Die einzelnen Kapitel müssen nicht der Reihenfolge nach durchgelesen werden.“
F: „Das heißt als Leser könnte ich jetzt mit dem - sagen wir mal zehnten Kapitel weiterlesen?“
A: „Stimmt. Da sich aber auch bestimmte Geschichten irgendwann einmal auflösen, würde ich trotzdem empfehlen, die, sagen wir einmal, hinteren drei Kapitel bis zum Schluss aufzusparen, da man sich sonst die Spannung etwas nimmt. Würde man dies nicht tun, liest man sozusagen von hinten nach vorne. Das hieße dann, man würde die Geschichte als Erklärung lesen.“
F: „Was auch eine Möglichkeit ist…“
A: „Natürlich. Aus diesem Grund sind die Kapitel in der Inhaltsangabe mit einem Kästchen versehen. Man kann sozusagen, jede kleinere Geschichte ganz einfach abhaken.“
F: „Vielleicht hat man auch gerade keine Lust, etwas über Christian zu lesen und möchte stattdessen mehr über Samantha erfahren?“
A: „Ja! Diese Geschichte ist letztendlich über die Unsterblichkeit. Zeit spielt daher nur eine untergeordnete Rolle. Die hier vorliegende Geschichte setzt sich ähnlich wie ein Puzzle zusammen, dort fängt man ja auch mit dem Rahmen an. Der Rahmen ist soeben erstellt. Nun werden die unterschiedlichen gleichfarbigen Teile sortiert und schließlich zusammengesetzt. Am Ende, wenn das Puzzle komplett ist, wird sich ein gesamtes Bild ergeben, wenn man jedes Kapitel durchgelesen hat. Dann kann man dieses Buch schließlich in ein Regal stellen, oder sofern man es digital gelesen hat, ablegen.“
F: „Das hört sich etwas lieblos an?“
A: „Nicht jeder hat den Platz, ein Buch irgendwohin zu stellen, oder das Bedürfnis ein Buch immer wieder zu lesen. Natürlich freut es den Autor, wenn es einen schönen Platz bekommt. Aber, wie auch immer, das wird der Schriftsteller auch nie so richtig erfahren. Bilder haben es hier einfacher. Sie schaffen etwas, was für ein Buch schwieriger ist. Sie halten den Moment fest. Den Moment einer Person, einer Landschaft oder irgendetwas Anderem. Ein Bild erschafft immer die Magie des Moments.“
F: „Und ein Buch?“