Abgestürzt. Alina Frey
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„Verdammt noch mal, dann mach es doch selber! Du kannst nur rumschreien – du bist doch Koch, zeig mal was du kannst!“ Abrupt drehte sie sich um und verließ die Wohnung. Stundenlang lief Caren durch die Gegend, wollte ihren Kopf frei bekommen. War das alles so richtig was sie machte? Sollte sie Andy wirklich heiraten? Manchmal machte er ihr Angst. Aber er konnte auch sehr lieb sein Noch hatte sie Zeit alles zu überdenken.
Heimlichkeiten
Ihre Hochzeit wurde im kleinsten Kreis gefeiert. Auch Carens Mutter machte gute Miene zum bösen Spiel. Mal wieder zogen sie um, nach Bergisch – Gladbach. Eine ganze Ecke weit weg von Köln. Drei Monate später stellte Carens Arzt fest, dass sie schwanger war – schon im dritten Monat. Andy freute sich genauso darüber wie Caren. „Es wird sowieso ein Junge“, meinte er siegessicher. „Und wenn nicht, wenn es ein Mädchen wird?“ fragte Caren etwas pikiert.
„Mädchen sind Ausschussware – haben einen Sprung!“ Caren konnte nur den Kopf über solch eine Bemerkung schütteln. Unbehagen beschlich sie. Zwei Wochen später fing Caren in Deutz in einer Bar als Tänzerin an. Sie unterschrieb den Vertrag mit gemischten Gefühlen. Ihrer Chefin sagte sie nichts von ihrer Schwangerschaft. Einen Monat später schleppte Andy Caren zu einem Arzt. „Was soll ich da?“ fragte Caren ihn. „Ja weißt du, ich habe mir was geholt“, druckste Andy rum. „Was geholt?“ „Naja, ich gehe schon mal im Freien pinkeln und da muss ich wohl was abbekommen haben. Man nennt das Windtripper!“ „Toll, was soll ich dabei?“ „Nur vorsichtshalber untersuchen lassen. Du bist schwanger und der Arzt gibt dir eine Spritze. Wirklich nur zur Vorsicht.“ Nach der Untersuchung bekam Caren eine Spritze und der Arzt brachte sie zur Tür. Er und Andy sahen sich an und der Arzt nickte kurz. Was immer es zu bedeuten hatte, sie würde es wohl nie erfahren. Danach lud Andy Caren ins Kino ein „Komm, der Film soll gut sein“, forderte Andy Caren auf. „Was läuft denn?“ „Keine Ahnung“, meinte er nur und grinste so hinterhältig. Als der Hauptfilm anfing, wurde Caren kreideweiß im Gesicht. Ihre Hände fingen an zu zittern. Sie sprang auf und rannte zum Ausgang. Draußen setzte sie sich auf eine Treppenstufe. Wie konnte Andy ihr das nur antun? Ein Horrorfilm über eine Riesenspinne?! Caren hatte eine Spinnenphobie. Alles andere wäre egal gewesen, aber keine Spinnen. Andy kam aus dem Kino und machte sie regelrecht zur Sau. „Was bist du eine bescheuerte Alte, wegen so einem kleinen Viech!“ „Von Feinfühligkeit hast du wohl noch nie etwas gehört. Ich bin außerdem Schwanger, schon vergessen?“ So langsam glaubte Caren, dass Andy seinen Spaß an solchen sadistischen Aktionen hatte. Nach Feierabend kam Andy sie von der Arbeit abholen. Sein missmutiges Gesicht verhieß nichts Gutes. Vielleicht hätte er lieber etwas anderes gemacht. Ein Pfiff ließ Caren hochfahren. Vor ihnen stolzierte eine Blondine und Andy riss die Beifahrertüre auf, schupste Caren aus dem Auto und ließ sie einfach stehen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Andy neben der Blondine anhielt und diese einstieg. Und jetzt? Caren ging zum Bahnhof und erkundigte sich nach der Zugverbindung. Sehr spät kam sie Zuhause an. Andy sah sie den ganzen Tag nicht mehr. Inzwischen hatte Carens Mutter ihrer Chefin erzählt, dass Caren im 5. Monat schwanger war. Sie bekam die fristlose Kündigung und das Problem des „Nachhause Kommens“ hatte sich damit auch erledigt.
Ein Sonnenschein
Der Geburtstermin war bereits überschritten. Caren musste ins Krankenhaus und die Wehen wurden künstlich eingeleitet. Jetzt hieß es nur noch warten. „Hoffentlich wird es eine Junge“, dachte Caren und Angst beschlich sie. Was, wenn es ein Mädchen wird? Aber gesund soll es sein, nur das zählt. Abends um 19 Uhr fingen die Wehen an und Caren kam in den Kreissaal. Als Caren einen Druck verspürte, ging sie zur Toilette. Sie stützte sich links und rechts an Wanne und Waschbecken ab und schlief ein. Ihre überaus feinfühlige Hebamme weckte sie grob mit den Worten: „Wollen Sie Ihr Kind auf dem Klo kriegen?“ Ziemlich ruppig führte sie Caren zurück zur Liege. Eine Schwester drückte ihr eine Maske aufs Gesicht und erklärte: „Sie bekommen jetzt Lachgas – später dann Sauerstoff!“ Ein Arzt trat zu ihr: „Ich muss Sie das fragen: Haben oder hatten Sie oder Ihr Mann eine Geschlechtskrankheit?“ Caren verneinte, erzählte ihm aber von dem Arztbesuch. „Gut dass Sie mir das sagen. Jetzt können wir Ihrem Baby nach der Geburt Tropfen in die Augen geben. Es könnte sonst blind werden!“ Caren nahm alles nur verschwommen wahr. Als die Schwester zum Telefon ging und dem Arzt mitteilte, dass das Köpfchen durchkommt, ging alles sehr schnell. Der Arzt gab ihre eine Spritze und als Caren wieder zu sich kam, hatte sie ihr Baby frisch gewickelt im Arm. „Es ist ein Junge“, sagte die Hebamme. „Aber doch 14 Tage zu früh“. „Ist das schlimm?“ fragte Caren ängstlich. „Wollen wir hoffen, dass es gut geht!“ „Sie haben ein Gemüt wie ein Fleischhauer, Madam“, dachte Caren. Um 22 Uhr war sie schon wieder auf ihrem Zimmer. Damals gab es noch keinen Ultraschall, was vieles erleichtert hätte. Ihre Bettnachbarin war schon über 50 und wünschte sich so sehr ein Mädchen. Zwei erwachsene Söhne hatte sie bereits. Sie freuten sich alle, als es auch bei ihr losging. Als Stunden später die Schwester reinkam und ihnen mitteilte,