Auf zum Nullarbor. Hermine Stampa-Rabe

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Auf zum Nullarbor - Hermine Stampa-Rabe

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„Meine Geldbörse ist aus Zwiebelleder. Schaue ich hinein, tränen mir die Augen.“ Passt auch ausgezeichnet für mich.

      Um 18.00 Uhr ist mein Rad noch immer nicht hier. Es ist schon dunkel, als ich draußen vor der Herberge mehrmals vergeblich versuche, beim Airport in Sydney anzufragen, ob mein Fahrrad schon gekommen ist. So schlendere ich los, um an den Swan River zu gelangen und bei Nacht die beleuchteten Wolkenkratzer zu fotografieren. Der Weg ist kurz. Hier hängt und strahlt noch immer Anfang Januar - und wird es noch längere Zeit tun – die sehr hübsche Weihnachtsdekoration.

      Ich staune über den hohen, schmalen Glockenturm mit dem hoch oben in der Spitze befindlichen in oft wechselnder Farbe strahlenden Stern. Als ich davor stehe. stelle ich fest, dass sich in diesem Turm Hochzeitspaare trauen lassen können. Dieser Turm steht in der Nähe des Swan Rivers im hübschen Park. Gleich dahinter erreiche ich das Ufer des breiten Flusses mit seinen Schiffsanlegern. Es riecht heimatlich nach Wasser, Teer und Öl, wie es sich für einen Hafen gehört. Wenige Menschen sind zu sehen. Ein kleines Schiffchen tuckert langsam über den Fluß. Auf dem weit entfernten Ufer leuchten kleine Wolkenkratzer zwischen anderen erleuchteten Gebäuden. Eine wunderbare Stille umgibt mich. Neben dem Hafenanleger befinden sich große Gaststätten, in denen Menschen an Tischen sitzen.

      Ich drehe mich um und sehe nun zwischen Palmen und anderen großen Bäumen die beleuchteten Wolkenkratzer von Perth vor mir. Mir gefällt die Stille der Natur. Am Swan River führt ein Fußweg direkt an der Uferböschung entlang. Die Fahrradfahrer radeln ungefähr 5 m entfernt auf ihrem eigenen Fahrradweg entlang. Weiter weg führt der große Highway entlang, der nun in dieser Nachtstunde fast unberührt daliegt.

      So wandere ich, kaum andere Menschen treffend, träumend die Uferpromenade entlang und freue mich meines Lebens. Einige Nachtaufnahmen fertige ich an. Sie werden später wohl wie Suchbilder aussehen. Macht nichts. Schäfchenwolken ziehen auf. Es wird vielleicht morgen Regen geben. So drehe ich um, wandere wieder zurück zur Herberge und lege mich schlafen. Spät kommt noch ein junges Mädchen aus der Schweiz in unser Zimmer, das sehr leise spricht, leider für mich zu leise. Aber endlich kann ich Deutsch sprechen.

      Mitternacht ist vorbei. Mir geht das Problem mit meinem Fahrrad nicht aus dem Kopf. Liegt es daran, dass der Fahrradkarton zu groß ist? Wenn dem so ist, brauche ich Verbindung nach London-Heathrow, um dort das verpackte Fahrrad aus dem Karton nehmen zu lassen, die Pappe-Radstützen daraus zu entfernen, das Rad wieder hineinzuschieben und den Karton oben quer abzuschneiden und rundherum gut zu verkleben. Aber wie kann ich das machen lassen? Möchte eigentlich heute Nacht an Bob in London deswegen eine Mail schreiben. Aber ich erhalte trotz meines neuen WIFIs keine Netzwerkverbindung. Hiermit sitze ich nun auch noch auf dem Schlauch.

      Also muss ich heute früh wieder zu Telstra, um mir hierfür Hilfe zu holen. Habe gestern vor lauter Aufregung vergessen, meinen Computer fachmännisch abzuschließen. Deshalb hat das Programm vorhin alles wieder hergestellt. Aber mein WIFI arbeitet scheinbar nun nicht mehr. Was tun? Ein Problem folgt dem anderen.

      Als ich in der Nacht gegen 6.00 Uhr aufwache, fällt mir die Lösung meines WIFI-Problems ein: Der Mann, der es mir verkaufte, zeigte mir, dass es nur zur Hälfte aufgeladen war. Ich sollte es zu Hause gleich an die Steckdose hängen, um es voll aufzuladen. Das hatte ich vergessen. Also leise in der Dunkelheit die Schranktür geöffnet, den WIFI-Karton hervorgeholt, das Kabel zum Aufladen herausgenommen, an das WIFI gesteckt und mit dem anderen Stecker in die Steckdose unter dem Fußende meines Bettes gesteckt. Nun leuchtet dort das orangefarbene Licht und zeigt mir, dass es Strom speichert. Ein Problem weniger. Nun noch das des Fahrrades und des Verpackens all meiner Utensilien in die Packtaschen. Gleich lege ich mich wieder hin und schlafe auf der Stelle ein.

      Draußen regnet es. Das ist für die Natur bestimmt ein Geschenk des Himmels. Als die anderen zwei Mädchen das Zimmer verlassen haben, stehe ich auf und mache mich frisch. Komisch, habe gar keinen Hunger. Heute möchte ich nach dem ISO-Behälter fahnden, meine Uhr vom Uhrmacher stellen lassen, Brennspiritus für meinen Kocher kaufen und ?

      Den ISO-Behälter vergesse ich, kaufe jedoch für mich einen Sonnenhut aus Stoff mit fester Krempe für die Zeit, in der ich nicht auf dem Fahrrad sitze, dann noch den Brennspiritus für meinen Kocher. Beim Uhrmacher angekommen, geht dieser sofort dabei, meine neue automatische Uhr so zu stellen, dass die richtige Uhrzeit von Westaustralien angezeigt wird. Nach der beiliegenden Beschreibung soll sie sich jedes Mal allein, wenn ich eine andere Zeitzone betrete, richtig einstellen.

      „Sie sollte sich nun allein so einstellen“, meint er lächelnd.

      „Können sie mir ein sehr gutes Fahrradgeschäft hier in Perth nennen?“

      Das malt er mir in meinen kleinen Stadtplan. Ich also ganz stolz mit dieser Armbanduhr weitergegangen. Mich quält Durst, möchte aber kein teures Getränk oder Wasser kaufen, weil ich in meinem Zimmer zwei Getränkeflaschen voller Wasser aus dem Wasserhahn mit Mikropillen habe. Das ist entschieden günstiger und schmeckt mir aus diesem Grund auch entschieden besser.

      In meinem Zimmer rufe ich Gudrun an. Sie meint: „Mutti, gehe vorsichtshalber in ein gutes Fahrradgeschäft für den Fall, dass dein Rad verloren gegangen ist und du dir dann dort ein neues kaufen kannst.“ Ich also nichts wie hin zu diesem Geschäft. Dort gibt es aber nur Alu- oder Carbon-Räder. Solche kann ich absolut nicht gebrauchen, weil sie entschieden zu weich für eine Trekkingfahrt mit schweren Packtaschen sind. Der Besitzer hätte mir eins aus Sydney bestellen können, das dann nach einer Woche hier in Perth gelandet wäre.

      „Aber“, so meine ich, „vielleicht kommt bis dahin ja doch noch mein Rad.“

      Der Besitzer des Geschäftes, Matt, möchte meine schriftliche Suchmeldung von Quantas in Sydney haben, um selber dort nachzuforschen. Und was soll ich sagen? Er findet heraus, dass mein Rad schon heute Nacht in Perth in der Jugendherberge ausgeliefert wird. Das ist mit die beste Nachricht, die ich erhalten kann. Am liebsten hätte ich ihn vor Freude in die Arme genommen und gedrückt. Aber als Dankeschön für seine Nachforschung kaufe ich mir bei ihm ein Paar neue Fahrradschuhe. In New York wollte ich schon welche kaufen, bekam aber keine für meine Größe. Und meine alten sind von 1992 und schon ganz abgelaufen.

      So nehme ich mir vor, mich heute in der Nacht bei der Rezeption aufzuhalten, meinen großen Fahrradkarton in Empfang zu nehmen, ihn hinten in den abgeschlossenen Hof zu stellen und mich dann schlafen zu legen. So sitze ich total müde in der Anmeldung in einem gemütlichen Sessel und warte.

      Ich muss eingeschlafen sein; denn plötzlich wache ich von einem Schubs auf und höre: „Eben ist dein Fahrrad angekommen.“

      Ich springe sofort auf und helfe dem jungen Mann noch dabei, den riesigen Karton in den Empfangsraum zu ziehen. Der Schlaf ist der Freude gewichen. Allein bugsiere ich den Karton durch das Erdgeschoß bis nach draußen auf den Innenhof und lasse ihn dort stehen. Morgen werde ich das Rad auspacken, mir noch den ISO-Behälter besorgen und mit dem leeren Rad zum Fahrradgeschäft fahren, mir die neuen Fahrradschuhe mit SPD-Klickpedalen abholen und die alten dort zum Verschrotten lassen. Der Besitzer möchte unbedingt mein Rad sehen.

      Heute wäre ich eigentlich losgefahren. Ich bin glücklich, dass es erst morgen losgeht. Habe lange geschlafen. Meine erste Amtshandlung gilt meinem Fahrrad, das ich unter den neugierigen Augen junger Leute aus der Herberge zusammensetze. In der Stadt hole ich noch eine Kühlbox für Wasser. Diese ist für mich sehr, sehr wichtig, doch nimmt sie die ganze Fläche meines Gepäckträgers ein. Und wo kann ich dann meinen Schlafsack und den Kocher unterbringen?

      Ohne Gepäck radle ich zum Fahrradgeschäft, stelle mein Rad vor, lasse noch die Laufräder ein wenig nachjustieren und kaufe mir neue Fahrradschuhe. Matt, der mich dort bedient, will sie aber nicht „verschrotten“, sondern in eine Grabbelkiste für Minderbemittelte legen. Ein guter Gedanke.

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