das eine klar sein: was herauskommen würde, wenn die heutige Wissenschaft in die Pädagogik übergehen würde und dann Pädagogen nach dem Schlage dieser Wissenschaft in diesen Schulen lehren würden, wo etwa solch ein Schiller säße. Das muss man sich ganz klipp und klar vor die Augen stellen. Nun nehmen Sie das alles zusammen, was ich gestern gesagt habe, so würden Sie eben sehen, dass, wie gesagt, gerade wie man in andern Krankheitsfällen aus eben andern Orientierungssymptomen auf den eigentlichen Tatbestand nur zurückschließen kann, so kann man auch aus dem, was das Seelenleben darstellt, Denken, Fühlen und Wollen auf den eigentlichen Tatbestand zurückschließen beziehungsweise zurückschauen. Und wir haben ja an dem Beispiele der Leber gesehen, wie der Ursprung einer seelischen Abnormität, dass der betreffende Kranke nicht kommen kann von der Intention, irgend etwas zu tun, zur wirklichen Tat, wie der eigentliche Grund in irgendeiner feineren Abnormität der Leber gesucht werden muss und dass von da aus die Behandlung, sowohl die erzieherische als therapeutische Behandlung in Angriff genommen werden muss. Nun müssen wir, bevor wir auf das einzelne Praktische eingehen, noch einmal auf das kindliche Seelenleben zurückblicken. Wir haben ja auf der einen Seite gesehen, wie der Körper in den ersten sieben Lebensjahren ein Modell darstellt, nach dem sich die Individualität den zweiten Körper, der die Funktionen verrichtet zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife, herausarbeitet. Wenn die Individualität stärker ist als dasjenige, was in den Erbeigenschaften darinnen ist, so wird das Kind im Verlaufe des Zahnwechsels die Erbeigenschaft mehr oder weniger überwinden und wird als Individualität auch äußerlich körperlich in seiner ganzen Seelenverfassung erscheinen. Ist aber die Individualität des Kindes schwach, so wird sie durch die Erbeigenschaften unterdrückt, sie betrachtet das Modell so, dass ein sklavischer Abguss des Modells sichtbar körperlich erscheint. Und man wird von vererbten Eigenschaften im eigentlichen Sinne reden können. Denn es ist zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife alles so, wie es aus der Individualität heraus kommt. Die vererbten Eigenschaften treten deshalb hervor, weil die Individualität zu schwach war, sie zu überwinden, um in ihrem Sinne nach dem Karma zu arbeiten. Deshalb erscheint der eigentliche Karmaimpuls übertönt von dem, was als vererbte Eigenschaften herauskommt. Nun, sehen Sie, meine lieben Freunde, wir müssen jetzt gleichsam auch wie eine generelle Symptomatologie ins Auge fassen, wie sich das Denken in seiner Entwicklung verhält zu der Entwicklung des Willens beim Kinde. Sie haben schon gestern gesehen, in welchem Sinne man dies nur als symptomatisch betrachten kann. Sie haben gesehen, dass dem Denken, wie es sich äußert im oberflächlichen Seelenleben, eine synthetische Tätigkeit zugrunde liegt, die in dem Erbauen und Durchorganisieren des Gehirns liegt, und dass der Willensäußerung zugrunde liegt eine analytische Tätigkeit, eine auseinanderhaltende Tätigkeit, die den Organen, namentlich dem Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen zugrunde liegt. Nun fassen wir zunächst das Denken ins Auge mit der zugrunde liegenden synthetischen Tätigkeit des Gehirns. So müssen wir uns darüber klar sein, was Gedanken eigentlich sind. Denn Gedanken treten ja stückweise immer in den kindlichen Organismus herein. Auch der erwachsene Mensch hat das, was überhaupt ein Mensch denken kann, mehr oder weniger in Fragmenten um sich. Der eine hat eine größere Fülle von Gedanken, der andere eine geringere. Aber was sind denn eigentlich Gedanken? Die heutige Anschauung, die dann in den Wulffenianismus ausartet, die sieht in den Gedanken etwas, was im Menschen entwicklungsgemäß stufenweise entsteht. Und wenn auch halt der Mensch dazu kommt, solche Gedanken zu haben, die in der Welt taugen, so sagt man: Er hat eben diese Gedanken aus sich heraus entwickelt. – Nun wird man, wenn man den Menschen mit anthroposophischer Anschauung wirklich prüft, gar nicht dazu kommen, irgend etwas in ihm zu entdecken, woraus Gedanken entstehen. Alle Untersuchungen, die dahin zielen, zu prüfen, woraus Gedanken entstehen könnten, die sind so vor der Geisteswissenschaft, als wenn jemand täglich morgens von irgendwoher einen gefüllten Milchtopf gestellt bekäme, einen Topf mit Milch und eines Tages aus seiner Gescheitheit heraus anfangen würde nachzudenken, in welcher Weise der Ton, aus dem der Milchtopf geformt ist, jeden Morgen die Milch aus sich hervorbringt. Man wird im Ton, aus dem der Milchtopf geformt ist, niemals etwas finden, woraus die Milch hervorgehen konnte. Nun stellen wir uns vor, irgendein Dienstmädchen, nein, sagen wir, eine aus dem Gouvernantenstande heraus aufgestiegene moderne Hausfrau – wenn auch das fast unmöglich ist –, nicht wahr, es könnte aber einmal vorkommen, dass jemand niemals wahrgenommen hätte, wie die Milch in den Milchtopf hereinkommt: man würde eine solche Persönlichkeit für dumm halten, die nachdenken könnte darüber, wie aus dem Ton die Milch heraussickert, wie das bewirkt wird. Ja es ist wirklich eine Hypothese, die sich selbst ad absurdum führt, wenn man annimmt, dass mit Bezug auf den Milchtopf jemand zu dieser Ansicht kommt. Die Wissenschaft in Bezug auf das Denken kommt zu dieser Hypothese. Sie ist so dumm, sie ist ganz zweifellos so dumm. Denn wenn man ans Untersuchen mit allen Mitteln herankommt, die die Geisteswissenschaft bietet, von denen nun schon seit mehr als zwanzig Jahren gesprochen wird, wenn man mit den Mitteln herangeht, so findet man in alldem, was menschliche Organisation ist, auch nichts, was Gedanken hervorbringen könnte. Das gibt es einfach nicht. Geradeso wie die Milch in den Milchtopf hereingegossen werden muss, damit sie darin ist, so müssen die Gedanken in den Menschen hineinkommen, damit sie darinnen sind. Und woher kommen sie im Leben, das zunächst in Betracht kommt zwischen Geburt und Tod? Wo sind sie? So wie das Hervorgehen der Milch erforscht werden kann, so müssten Sie finden, wo die Gedanken sind. Wo sind diese Gedanken? Nun sehen Sie, wir sind umgeben von der physischen Welt. Aber auch von der ätherischen Welt, aus der ja unmittelbar, bevor wir heruntersteigen zu unserer physischen Inkarnation, der menschliche Ätherleib genommen wird. Der menschliche Ätherleib wird ja aus dem allgemeinen Weltenäther genommen, der durchaus überall vorhanden ist. Nun, dieser Weltenäther, meine lieben Freunde, der ist in Wirklichkeit der Träger der Gedanken. Dieser Weltenäther, den alle gemeinsam haben, er ist der Träger der Gedanken, da sind die Gedanken darinnen, da sind jene lebendigen Gedanken eben darinnen, von denen ich Ihnen immer gesprochen habe auch in anthroposophischen Vorträgen, dass der Mensch ihrer teilhaftig ist im vorirdischen Leben, bevor er auf die Erde heruntersteigt. Das alles, was überhaupt an solchen Gedanken vorhanden ist, ist im lebendigen Zustande im Weltenäther darinnen und wird niemals entnommen aus dem Weltenäther im Leben zwischen Geburt und Tod, niemals, sondern alles, was der Mensch an lebendigem Gedankenvorrat in sich enthält, empfängt er dann in dem Augenblick, wo er aus der geistigen Welt heruntersteigt, also sein eigenes lebendiges Gedankenelement verläßt, wenn er heruntersteigt und sich seinen Ätherleib bildet. Dadrinnen sind noch die lebendigen Gedanken, in dem, was am Menschen bildet und organisiert. Wenn ich also das Schema von gestern noch einmal mache, wenn Sie hier den Menschen sehen, wenn wir hier das symptomatische Seelenleben, Denken, Fühlen, Wollen haben, wenn wir dahinter haben das Seelenleben, das wirkliche Seelenleben, so haben wir einen Teil des wirklichen Seelenlebens in den Gedanken. – Und diese Gedanken, die wir aus dem allgemeinen Weltenäther herausnehmen, die bilden uns vorzugsweise unser Gehirn und im weiteren Sinne unser Nerven-Sinnessystem. Das ist das lebendige Denken, das bildet uns das Gehirn zum Abbauorgan, zu dem Organ, das gewissermaßen in folgender Art die Materie behandelt. Wenn wir hinausschauen auf die Umgebung, da haben wir die Substanz des Irdischen um uns herum, in ihren verschiedenen Prozessen und Wirkungsarten. Diese Prozesse, die da in der Natur leben, die werden stufenweise abgebaut von der Tätigkeit des lebendigen Denkens, sodass fortwährend hier abgebaut wird, das heißt, die Prozesse gestoppt werden, die die Naturprozesse sind. Also im Gehirn wird der Anfang damit gemacht, dass die Naturprozesse gestoppt werden und die Materie fortwährend in Absonderung herausfällt. Die herausgefallene Materie, die also ausgeschiedene und unbrauchbar gewordene Materie: das sind die Nerven. Und diese Nerven bekommen dadurch, dass sie in dieser Weise vom lebendigen Denken bearbeitet werden, bekommen dadurch, dass sie fortwährend ertötet werden, eine Fähigkeit, die der Spiegelungsfähigkeit ähnlich ist. Dadurch bekommen sie die Fähigkeit, dass sich durch sie die Gedanken des umliegenden Äthers spiegeln, und dadurch entsteht das subjektive Denken, das oberflächliche Denken, das nur in Spiegelbildern besteht, das wir in uns tragen zwischen Geburt und Tod. Wir werden also dadurch, dass wir das lebendige Denken in uns wirkend tragen, fähig gemacht, der Weit unser Sinnes- und Nervensystem entgegenzustellen, die Eindrücke, die im umliegenden Äther leben, in Spiegelbildern zu erzeugen und in unser Bewusstsein zu schmeißen. So dass also dieses Denken und Vorstellen des oberflächlichen Seelenlebens nichts anderes ist, als der Reflex der im Weltenäther lebenden Gedanken. Nun, wenn Sie sich selber mit Ihrem Spiegelbild vergleichen, so werden Sie darauf kommen, dass Sie etwas anderes sind als das Spiegelbild. Ebenso können Sie die Gedanken mit ihren Spiegelbildern vergleichen und bekommen