Werwolf. Rebekka Kricheldorf

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Werwolf - Rebekka Kricheldorf

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und die Zivilisation daran erinnern, dass es draußen, jenseits ihrer Außengrenzen, noch was Anderes, Wildes gibt, gegen das es sich zu schützen lohnt.

      TAMMI Ich hab ja gehört, dass der Wolf voll harmlos ist.

      ALFRED Frag das mal den Schäfer.

       Schweigen.

      CLAIRE Wie war das Brauereifest gestern?

      ALFRED Unspektakulär.

      CLAIRE Warst du lange dort?

      ALFRED Ging so. Schweigen. Nichts gegen unsere Nachbarschaft. Aber wenn die ihre drei, vier Liter intus haben, lassen die ganz schön die Sau raus.

      TAMMI Die sind hier eben lebenslustig. Sind nicht so Leichen, die steif auf irgendwelchen Charity-Konzerten rumstehen und an ihren Champusflöten nippen.

      ALFRED Hör ich da die Stimme der Über-Assimilation?

      CLAIRE Freu dich doch, dass sich unsere Tochter hier wohlfühlt.

       Schweigen.

      ALFRED Wie geht's so in der Schule?

      TAMMI Das fragst du jetzt nicht wirklich.

      ALFRED Doch. Eine ganz und gar durchschnittliche Vaterfrage.

      TAMMI Eben.

       Schweigen.

      CLAIRE Sie wurde wieder mal verwarnt.

      TAMMI Mama!

      ALFRED Mir ist bewusst, dass du eine Phase der Abstoßung durchlebst. Das Gegenteil dessen tun musst, was ich tue. Das Gegenteil dessen schätzen musst, was ich schätze. Zum Beispiel deine fürchterliche Musik. Ich ertrage sie, da ich weiß, dass sie nur eine Phase ist.

      TAMMI Und wenn nicht? Wenn das ICH bin?

      ALFRED Das bist nicht du. Das ist ein Gemisch aus pubertärem Vaterhass, Östrogen und den Einflüsterungen langhaariger Jungs mit katastrophalem Musikgeschmack. Nun gut. Ich ahnte, dass es gewisse Nebenwirkungen mit sich brächte, aufs Land zu ziehen. Dennoch halte ich die Vorteile noch immer für gewichtiger. Irgendwann schlägt hoffentlich die Herkunftsprägung wieder durch.

      CLAIRE zu Tammi Die alte Wiesmüller aus der Gartenstraße glaubt, du seist mit dem Teufel im Bunde.

      TAMMI Ich hab ihre Katze nicht geschlachtet.

      CLAIRE Wenn du etwas anders herumliefest, gewönnest du auch das Vertrauen deiner Umgebung.

      TAMMI Kann ich doch nichts dafür, dass diese Idioten keine Ahnung haben von Gothic.

      ALFRED Ich freu mich auf den Tag, an dem du wieder normale Kleider anziehst. Ich freu mich auf den Tag, an dem du wieder DU bist.

      TAMMI Und ich freu ich auf den Tag, an dem du nicht mehr du bist.

      CLAIRE Es reicht jetzt. Alle beide.

       Schweigen. Essen.

       NACH DER KLAVIERSTUNDE I

       Salon der Brüggemanns. Klavierspiel im Off: Eine Nocturne von Chopin. Klavierspiel endet. Alfred und Hubertus kommen.

      ALFRED Ich sage Ihnen mal etwas über Chopin. Chopin war ein in allen Adelshäusern herumgereichtes Wunderkind. Dennoch verlief sein kurzes Leben unglücklich. Es war geprägt von Schwermut, schwächlicher Konstitution, Tuberkulose, Heimweh, Weltschmerz, Hypersensibilität und Melancholie. Er litt, kann man wohl sagen, stets an irgendeiner Variante von Kummer. Er rang sich seine Musik aus der Seele. Er transformierte seinen Gemütszustand in Musik, huldigte der Nacht. Und Sie? Huldigen Sie der Nacht? Nein. Sie klimpern seine Nocturne herunter, als schiene Ihnen eine fette Karibik-Sonne aufs Gesicht. Chopin, mein lieber Hubertus, ist kein Strandurlaub.

      HUBERTUS Ich, äh, war noch nie in meinem Leben an irgendeinem Strand.

      ALFRED Was war das Schlimmste, das Sie je erleben mussten? Dass Ihre Oma an Altersschwäche starb? Dass ein verehrtes Mädchen nicht Ihnen, sondern Ihrem Erzrivalen eine Valentinskarte zukommen ließ? Ich sage nicht, dass Sie mehr Tragik in Ihrem Leben brauchten, um ein großer Pianist zu werden. Aber Sie sollten zumindest um das Tragische wissen. Und Sie sollten, ich bitte Sie inständig, mehr üben. Bis nächsten Donnerstag.

       Hubertus bleibt stehen.

      ALFRED Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?

       Schweigen.

      HUBERTUS Ich wollte noch fragen – Wie stehen meine Chancen für Sydney?

      ALFRED Hubertus, Sie haben Talent. Aber es fehlt Ihnen an etwas, das Sie leider auch benötigen, um eine Solo-Karriere in Angriff zu nehmen. Fleiß. Üben Sie, Hubertus, üben Sie! Vor allem die Nocturnes Nummer sieben und Nummer dreiundzwanzig.

      HUBERTUS Das heißt für Sydney –

      ALFRED Sie sind gut. Aber andere sind auch gut. Und fleißig noch dazu.

      HUBERTUS Lilian Mertensteiner.

      ALFRED Üben Sie, Hubertus, üben Sie!

      HUBERTUS Ich habe verstanden. Ich übe. Ich übe. Geht.

      ALFRED ruft ihm nach Chopins Herz wurde nach seinem Tod in Cognac eingelegt, nach Warschau überführt und dort begraben. Denken Sie an dieses Herz!

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