Das Dorf Band 10: Aufstand der Endermen. Karl Olsberg
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Читать онлайн книгу Das Dorf Band 10: Aufstand der Endermen - Karl Olsberg страница 4
„Aber die Entenmänner waren da, und sie haben ihn mitgenommen!“, beharrt Nano.
„Ach was, du hast bestimmt nur ein paar Schatten gesehen, die sich bewegt haben. Hab keine Angst!“
„Ich hab keine Angst!“, protestiert Nano. „Schließlich bin ich ein Krähenfuß! Wenn so ein Entenmann kommt, dann hol ich Papas Schwert und seine Diamantrüstung, die neben der Schlucht liegen, und verhau ihn!“
„Moment, was hast du gesagt? Papas Schwert und Rüstung liegen neben der Schlucht?“
„Ja. Da hat er sie hingeworfen, als er sich mit Kolle gestritten hat.“
„Und dann ist er in den Wald gegangen?“, fragt Golina, die sich nun doch wieder Sorgen macht. „Unbewaffnet?“
„Ja, und dann sind die Entenmänner gekommen, und ...“
„Komm!“, unterbricht ihn Golina. „Zeig mir, wo Papas Sachen sind!“
Sie folgt Nano zur Wiese neben der Schlucht, wo sich Hakun, der Fleischer, und Olum gerade lautstark streiten.
„Gib sie her!“, schimpft Hakun und zerrt an Primos Diamantrüstung, die Olum und er in den Händen halten, während Primos Schwert und einige Fische um sie herum im Gras verstreut liegen.
„Nein! Ich hab sie zuerst gesehen!“, ruft Olum.
„Gar nicht wahr! Ich hab ...“
„Was soll das?“, ruft Golina dazwischen. „Lasst gefälligst Primos Rüstung los!“
Erschrocken lassen die beiden die Rüstung fallen und drehen sich zu ihr um.
„Ach, das ist Primos Rüstung?“, fragt Hakun. „Das hab ich gar nicht gewusst!“ Doch sein schuldbewusster Blick straft seine Worte Lügen.
„Was lässt er auch überall seine Sachen rumliegen?“, beschwert sich Olum, während er seine Fische aufsammelt. „Wir wollten die bloß wegräumen, damit, äh, keiner darüber stolpert.“
„So, so!“ Golina stemmt die Arme in die Hüften. „Habt ihr Primo gesehen?“
„Nein“, erwidert Hakun. „Deswegen dachte ich ja, dass es nicht seine Rüstung sein kann, weil nämlich, er hat sie doch immer an.“
„Und sein Schwert trägt er immer bei sich“, bestätigt Olum.
Die beiden haben recht, es ist sehr ungewöhnlich, dass Primo seine Ausrüstung nicht mitgenommen hat. Ob er Golina damit eins auswischen will? Es würde zu ihm passen, ihr Angst zu machen, indem er unbewaffnet in den Wald geht und sich dort versteckt, bis sie sich ernsthafte Sorgen macht.
Ihr fällt ein, dass sie einmal genau dasselbe gemacht hat, nach ihrem ersten Streit mit Primo. Damals versteckte sie sich auf dem Kirchturm, um Primo zu ärgern, der daraufhin bis in den Nether ging, um sie zu suchen, und ihr von dort das vermaledeite Drachenei mitbrachte, das dieser Artrax unbedingt haben wollte.
Sie schaudert, als sie daran denkt. Artrax! Was, wenn Nano doch recht hat und der Enderman Primo geholt hat, unbewaffnet und schutzlos, wie er war?
Sie rennt zur Bibliothek, wo Margi und Kolle zusammen mit ihrer Tochter, Kolles Eltern und dem alten Lausius wohnen. Obwohl das Gebäude recht groß ist, ist es für sechs Personen ganz schön eng, besonders, weil Kolles Vater Nimrod und der Alte überall Bücher und Papier stapeln.
„Hallo, Golina!“, sagt Margi, als diese ins Haus stürmt. „Was ist denn los? Du wirkst besorgt.“
„Hast du Primo gesehen?“
„Primo? Nein. Aber Kolle hat sich vorhin mit ihm gestritten, glaube ich.“
„Gestritten? Wieso?“
„Ich weiß nicht, worum es ging. Ehrlich gesagt war ich selbst ein bisschen wütend auf Kolle, weil er unbedingt Maffi die Höhle unter dem Dorf zeigen wollte.“
„Wo sind die beiden jetzt?“
„Keine Ahnung“, sagt Margi, die nun ebenfalls besorgt dreinblickt. „Vielleicht ist er doch mit ihr in die Höhle gegangen, obwohl ich es ihm verboten habe. Das sieht ihm ähnlich!“ Sie deutet auf eine Schüssel mit Pilzsuppe auf dem Tisch. „Na, das Mittagessen ist jetzt jedenfalls kalt!“
„Könnt ihr mal aufhören, zu quatschen?“, ertönt eine Stimme. Lausius‘ Kopf erscheint hinter einem Bücherstapel in der Ecke. „Wie soll man sich denn da konzentrieren?“
„Komm!“, sagt Margi. „Wir gehen die beiden besser suchen.“
Golina und Nano folgen ihr zum Flussufer, wo der Eingang zur Höhle unter dem Dorf liegt.
„Kolle?“, ruft Margi. „Maffi? Seid ihr hier?“
Kurz darauf kommen Kolle und das Mädchen mit schuldbewusst gesenkten Köpfen aus der Höhle. Doch bevor Margi sie ausschimpfen kann, fragt Golina: „Kolle, hast du Primo gesehen?“
„Ja, vorhin, an der Schlucht. Er hat seine Rüstung und sein Schwert abgelegt und ist weggegangen. Wir hatten, äh, eine kleine Meinungsverschiedenheit.“
„Und wo ist er hingegangen?“
„In den Wald, glaube ich.“
„Mach dir keine Sorgen“, meint Margi. „Er ist bestimmt zu Ruuna und Willert gegangen.“
„Aber die Entenmänner!“, sagt Nano. „Sie haben Papa mitgenommen!“
„Entenmänner?“, fragt Margi. „Was ist das denn?“
„Er meint Endermen. Er sagt, er hat gesehen, wie sie Primo mitgenommen haben.“
„Das waren bestimmt bloß Schatten im Wald, die so aussahen“, meint Margi.
„Nano erzählt oft Sachen, die gar nicht stimmen“, behauptet ihre Tochter. „Er hat auch gesagt, dass er auf den Mond geflogen ist, dabei ist er gar nicht auf den Mond geflogen.“
„Stimmt ja gar nicht!“, erwidert Nano. „Ich meine, es stimmt nicht, dass es nicht stimmt, dass ich auf den Mond geflogen bin, weil, wir waren im Weltraum, und alles war so komisch leicht, und dann sind wir – wumms - gelandet, und dann sind die Krähenfüße gekommen und haben mich mitgenommen, und ich bin jetzt einer von ihnen und du nicht! Ätsch!“
„Hört auf, euch zu streiten, Kinder!“, ermahnt Golina. „Ich gehe besser mal zu Ruuna und Willert. Wenn er dort ist, wissen wir jedenfalls, dass Nano sich getäuscht hat.“
„Hab ich gar nicht!“, protestiert ihr Sohn.
„Hast du wohl!“, ruft Maffi und streckt ihm die Zunge heraus.
„Ich begleite dich sicherheitshalber“, sagt Kolle. „Margi kann inzwischen auf die Kinder aufpassen.“
„Ich will aber auch zu Tante Ruuna und Onkel Willert mitkommen!“, protestiert Nano.