Wo ist Schmidt?. Franz Staab

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Wo ist Schmidt? - Franz Staab

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er das packt, davon geht er aus. Es ist ihm vollkommen wurscht, in welcher Zeit, betont er.

      Thomas kann aber keine vier Stunden Fahrrad fahren, wenn er weiß, dass zuhause etwas nicht stimmt. Das muss sich noch setzen, das wird spannend die nächsten Monate, sinniert Thomas.

      Thomas ist ein sehr harmoniebedürftiger Mensch. Streit und Zank sind ihm fremd.

       Thomas würde sein Vorhaben auch abbrechen

      Hündin Anka nennt er seine „Trainingspartnerin“. Und die Familie, wieder die Familie, natürlich, soll am Wettkampftag dabei sein.

      „Und wenn die aus irgendeinem Grund nicht kann, die Familie?“, frage ich.

      „Ja. Dann starte ich auch nicht. Wenn irgendetwas passiert, wenn ich merke, das tut uns allen nicht gut, dann breche ich ab.“

      „So wichtig wäre es dann doch nicht?“, hake ich nach.

      „Nein“, antwortet Thomas und führt aus: „Der Sport ist zwar wichtig für mich. Wenn ich täglich Sport machen kann, bin ich ausgeglichener, entspannter. Ich habe dann auch eine andere Ausstrahlung, was sich auch wieder positiv auf das Leben von uns allen hier auswirkt. Aber die Familie und das Wohl von uns allen hier geht vor und wird immer Vorrang haben. Wenn irgendetwas passiert, breche ich ab. Ohne Wenn und Aber.“

      Ich denke mir nur, dass es diese Art von Situation sicher schon öfter gegeben hat und wünsche mir, dass Thomas die Erfahrung eines DNF (did not finish), aus welchen Gründen auch immer, erspart bleiben wird. Die nächsten Monate, vielleicht schon die nächsten Gespräche mit ihm, werden Aufschluss darüber geben.

      Ein wesentlicher Aspekt, der das Abenteuer Ironman für Thomas möglich macht, ist, bestätigt Heike, dass die Kinder jetzt groß sind und Sie ja auch recht stolz sind auf Ihren Vater.

      Thomas ergänzt nur kurz: „Zeitverschwendung ist die leichteste aller Verschwendungen.“

      Heike: „Du musst es ja auch von Deiner Freizeit abknapsen. Die war halt auch extrem knapp die letzte Zeit. Die Arbeit in der Firma hatte und hat absoluten Vorrang.“

      „Ja, der Beruf stützt natürlich alles, wir haben uns hier etwas erschaffen, das hat oberste Priorität“. Nur für einen Augenblick schaue ich in ein ernstes Gesicht. Schon eine Sekunde später blitzt wieder der Schalk aus Schmidts Mund: „Egal wie, für mich wird an dem Tag in Frankfurt die Sonne scheinen! Ha! Prost!“

      Der Begriff des „sich Freuens“ schleicht sich mittlerweile ständig wie ein Dèjávu in dieses Gespräch, ganz gleich aus welchem Blickwinkel man herangeht… Das geht mir alles zu gut, denke ich. Ist eine beschlossene Ironman-Teilnahme wirklich so ein Gute-Laune-Faktor?

       Nur noch einen Marathon…

      Thomas Schmidt weiß, dass er gut schwimmen kann. Er weiß jetzt, nach Basel, dass er einen Marathon auch anders laufen kann. Frankfurt 2009 hing ein Jahr wie ein Damoklesschwert über dem Sportler.

      Er hat für sich entschieden, dass er kein Trainingslager besuchen wird, wie es so viele andere zum Beispiel in Fuerteventura tun. Er will sich ganz normal vorbereiten, Gradmesser soll die Art Vorbereitung sein, die er vor zwei Jahren auf der Mitteldistanz in Kulmbach gefahren ist. „Das ist damals spitze gelaufen“, führt er aus.

      Die Radstrecke in Frankfurt will Thomas vorab zwei- bis dreimal abfahren, die Marathonstrecke wird er vorher nicht testen.

      Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem Goldbacher Tria-Haudegen Andreas Hasenstab in der Hotellobby des Ibis in Basel, am Vorabend des „Run to the Beat Basel Marathon“ vor zwei Wochen. Eine Essenz seines Ironman-Erfahrungskontos an diesem feuchtfröhlichen Abend lautete: „Wenn Du nach 3,8 Kilometer Schwimmen und nach 180 Kilometer Radstrecke vom Bike steigst, denkst Du dir, und jetzt nur noch einen Marathon, hahaha! Kannst du Dir das vorstellen? Hahaha! Nur noch einen Marathon! Hahaha!“

      Ich konnte mir das nicht vorstellen. Ich konnte auch nicht so sehr darüber lachen, wie Andreas. Aber womöglich lag das ja daran, dass ich selbst mein Marathondebut hatte in Basel und zum Zeitpunkt dieser Ironman-Unterhaltung einfach nur Fracksausen hatte ohne Ende vor „nur“ einem Marathon.

       Das Motorrad wurde verkauft für ein Fahrrad

      Thomas zählt seine selbstgesteckten Aufgaben für die nächsten Wochen auf: „Den Kalender mit Leben füllen..“, er muss jetzt sehen, wo er welche Trainingszeiten hineinpackt. Der Urlaub für 2012 muss geplant werden, alle Abläufe erfordern eine akribische Planung. An diesem Punkt sieht er sich jetzt gerade. Hier steht er.

      Radkilometer müssen es mehr werden, das seien in 2011 bisher gerade Mal zweihunderteinundvierzig gewesen. Deshalb hat sich Thomas ein neues Fahrrad geleistet, den Kick hat er gebraucht, sagt er schmunzelnd, um noch einmal den Traum zu pushen: „Dafür habe ich mein Motorrad verkauft, das hat auch weh getan!“

      Tina weiß es besser: „Von wegen Kick! Du hast Dein Altes konsequenterweise beim Heinerman dieses Jahr zu Schrott gefahren“, verrät sie lachend.

      „Ja, klar, das habe ich ja gerne gemacht!“, erwidert Thomas mit gespieltem Sarkasmus. Um seine Reaktion zu verstehen, muss man wissen, dass Thomas bei der beliebten Darmstädter Veranstaltung im Juni dieses Jahres gestürzt war.

      Abschließend will ich wissen, was das Sinnbild ist, in ein Wort gepackt, für den Tag hier und heute, knapp zehn Monate vor dem Wettkampf. Thomas antwortet mit einem Wort: „Familienglück“. Wieder das Dèjávu, ha! Ertappt.

      Er schweigt einen Moment, bevor er noch etwas sagt: „Ich habe auch schon das Bild vor mir. Mein Zieleinlauf wird so sein, dass meine Kinder, die Heike, entweder links oder rechts stehen. Ich komme vierhundert Meter vor dem Ziel um die Ecke. Ich reiße mir das T-Shirt vom Leib und ziehe mir ein anderes an, das mir jemand reicht, und darauf steht dann einfach nur Danke. So dass es nur meine Liebsten lesen können. Dann kommen alle zu mir und wir laufen zu viert über die Ziellinie. Das ist dann mein Glück.“

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