2500. Marc Pain

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2500 - Marc Pain 25XX: Eine SciFi-Saga

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Hangar aus war ihm nur einen Weg bekannt, der ihn von hier wegbringen würde. Und weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist und Pan nun mal ein Mensch war, versuchte er den Wohnortsektor auf dem einzig ihm bekannten Weg zu verlassen.

      Nach einigen Minuten kroch er aus seiner Deckung hervor. Das Plateau lag inmitten der eintönigen Skyline aus Hochhäusern, deren Fensterscheiben golden schimmerten.

      Ganz gleich, in welche Richtung er sah, das Meer aus Hochhäusern erstreckte sich in alle Himmelsrichtungen und so weit, wie sein Blick reichte. Zwischen den Häuserschluchten herrschte ein reger Luftverkehr, genau wie über dem Plateau. An den Terminals tummelten sich startende und landende Schiffe, Passagiere strömten in großen Gruppen von einer Seite des Hangarplateaus zur anderen.

      Zielsicher steuerte er auf den Bereich zu, an dem das Sektorschiff anlegte, das zum Arbeitssektor 9 flog. Etwas Besseres war ihm nicht eingefallen. Er hätte zwar in ein anderes Schiff steigen können, aber sich in einem fremden Arbeitssektor blicken zu lassen, das wagte er nicht. Zu leicht würde er auffallen und höchstwahrscheinlich sogar gefangen genommen werden. Sein eigener Arbeitssektor war ihm vertraut und vielleicht gab es eine Möglichkeit, von dort zu entkommen. Er könnte mit einem Lastenschiff die Flucht zu einem anderen Planeten wagen. Das war immerhin ein Plan und augenscheinlich kein sonderlich schlechter. Denn Lastenschiffe wurden längst nicht so schwer bewacht, wie die Sektorschiffe.

      Zuerst musste er die Erde verlassen, da war er sich seltsamerweise ganz sicher. Im Wohnsektor fühlte er sich besonders unbehaglich. Nie zuvor war ihm aufgefallen, wie erdrückend die Präsenz der mächtigen Gebäude auf einen wirkte. Er wollte diesen Sektor so schnell wie möglich verlassen.

      Angekommen am Terminal, musste er feststellen, dass es kein Sektorschiff gab, das zum Arbeitssektor 9 flog. Das Schiff war bereits abgehoben und hatte die Erde längst verlassen.

      Wird noch eins kommen? Das war gut möglich, doch Pan bekam keine Chance mehr, das herauszufinden.

      Er spürte, wie sich Unruhe bei den Umstehenden breitmachte. Als er sich umdrehte, sah er, dass mindestens zwanzig Polizisten das Plateau stürmten. Es blieb ihm keine Zeit mehr – nicht mehr lange und man würde ihn entdecken und fassen. Und was dann mit ihm geschehen würde, wollte er nicht herausfinden müssen.

      Just in diesem Moment flog ein kleines Schiff ein. Es war keines der großen Sektorschiffe. Ein kleiner Gleiter mit der Aufschrift: »Fähre«, landete vor Pans Füßen. Was eine Fähre war, wusste er nicht. Dieses Wort hatte er noch nie zuvor gehört oder gelesen und war folglich noch nie mit einer Fähre geflogen. Wenn er nicht geschnappt werden wollte, musste er wagen, herauszufinden, wohin ihn die Fähre bringen würde.

      Inzwischen strömte eine Menge Leute aus dem kleinen Gleiter und annähernd so viele drängten sich in das Innere. Pan nutzte die dadurch entstandene Hektik und schloss sich dem Strom der Menschenmasse an. Die Männer und Frauen trugen unterschiedliche Bekleidungen und Kopfbedeckungen, was ungewöhnlich für Pan war. Wenn er mit dem Sektorschiff zur Arbeit flog, hatte jeder an Bord dasselbe an. Jeder trug die robuste Arbeiterkleidung, die unentbehrlich war. Die schwarze Hose und das graue Hemd trug er auch an diesem Tag, er hatte es jedoch nicht mehr geschafft, sich seine Jacke überzuziehen.

      In der überfüllten Fähre stand er Schulter an Schulter mit Leuten, deren Wege er niemals hätte kreuzen sollen. Einige betrachteten ihn argwöhnisch, fast wie einen Aussätzigen. Die Passagiere hatten nicht erwartet, einen Arbeiter anzutreffen. Die negative Aufmerksamkeit missfiel Pan.

      Er schaute durch eines der Fenster und sah, wie sich die Polizisten der Fähre näherten. Sie waren nicht mehr weit vom Terminal entfernt und rannten schnurstracks auf die geöffneten Türen zu. Erneut von Angst gepackt, suchte Pan nach einer Lösung, einem Ausweg oder Schlupfloch. Als die Polizisten nur noch wenige Meter von der Fähre trennten, schlossen sich die Türen mit einem leisen Zischen und schon im nächsten Augenblick raste der Gleiter los.

      Pan blickte nach wie vor aus dem Fenster und sah auf den Wohnsektor hinab. Im Glauben entkommen zu sein, atmete er tief durch. Er ging davon aus, dass die Fähre den Planeten verlassen würde, so wie es das Sektorschiff jeden Tag tat.

      Wohin genau der Passagiergleiter flog – galt es erst noch herauszufinden.

      Die Sektorschiffe flogen zu verschiedenen Monden im Sonnensystem. Arbeiter mussten Rohstoffe abbauen, die entweder auf der Erde selbst oder auf Baustellen im Sonnensystem benötigt wurden. Pan war sein gesamtes Leben auf dem Jupitermond Europa stationiert gewesen und musste Wasser schöpfen sowie Eisen abbauen. Wasser gab es reichlich auf Europa und die meisten Arbeiter aus Pans Wohnsektor bauten ihr gesamtes Leben lang nichts anderes ab. Pan zählte zu den Ausnahmen, er arbeitete auf den Eisenfeldern des Mondes. Nur das, was sie für die Verrichtung ihrer Arbeit zwingend wissen mussten, stand den Arbeitern zur Verfügung. Und für diese Art von Arbeit waren nur geringe Kenntnisse nötig. Die Werkzeuge zum Abbauen des Eisens waren denkbar einfach konstruiert und die Steuerungen der Schutzanzüge hätten von einem Kind bedient werden können. Der Schutzanzug war eine Kombination aus Raumanzug und Exoskelett. Nur so war es möglich, auf der Mondoberfläche zu atmen und gleichzeitig die schweren Geräte zu bedienen. Erst auf dem Mond selbst, nach dem Andocken an eine Basis, wurden die Schutzanzüge angezogen. Den Arbeitern war es strikt untersagt, den Arbeitssektor mit einem der Schutzanzüge zu verlassen. Eben dieses Verbot wollte Pan versuchen zu brechen.

      »Nächster Halt, Wohnsektor 5 – Arbeitersektor«, sagte eine elektronische Stimme, die aus einem Lautsprecher drang. Verwundert blickte Pan durch die Fenster der Fähre. Ein Wohnsektor, der sich in nichts von seinem eigenen unterschied, tauchte unter der Fähre auf.

      Wir verlassen NICHT die Erde?, fragte er sich erstaunt und sein Herz begann zu rasen. Wie sollte er jetzt an einen der Schutzanzüge kommen, um sich damit an Bord eines Lastenschiffes zu schleichen? Er war nicht geflohen, um in einem weiteren Wohnsektor Unterschlupf zu suchen. Pan wollte weg aus der beklemmenden Kulisse der Erde. In diesem Augenblick beschlich ihn das Gefühl, rein gar nichts an seinem Schicksal ändern zu können.

      Die Fähre setzte zur Landung an und Pan wich von der Tür zurück. Er hoffte, in der Masse der Menschen unterzugehen. Während der Gleiter hielt, rechnete er jeden Moment damit, dass ein Trupp Polizisten die Fähre stürmen würde, um seiner Flucht ein jähes Ende zu setzen.

      Nach nur wenigen Sekunden schlossen sich die Türen und der Flug wurde fortgesetzt. Pan fragte sich, wohin die Fähre wohl flog und ob sie jemals den Planeten verlassen würde. Vielleicht wendete sie auch und kehrte zum Wohnsektor 4 zurück, wo die Polizisten ihn in Empfang nehmen würden.

      »Nächster Halt, Wohnsektor 6 – Arbeitersektor«, sagte die elektronische Stimme nach kurzer Zeit und die Fähre setzte erneut zur Landung an. Bei jedem Start und jeder Landung ließ Pan seinen Blick über die Dächer der Stadt gleiten. Eine Grenze konnte er nicht ausmachen. Die Gebäude erstreckten sich zu allen Seiten, hin bis zum Horizont.

      Ob es überhaupt ein Ende gibt?, fragte er sich, als die Fähre weiterflog.

      »Nächster Halt, Wohnsektor 7 – Arbeitersektor«, sagte die Stimme und die Flughöhe wurde geringer. Als sich die Türen öffneten, schwebte eine Drohne herein, noch bevor einer der Passagiere aussteigen konnte. Sie flog über die Köpfe der Stehenden hinweg, die sich nicht dafür zu interessieren schienen. Genau vor Pans Gesicht stoppte sie, begann wild zu blinken und ein Warnsignal auszustoßen. Das Signal machte die anderen Passagiere auf Pan aufmerksam. Noch aufmerksamer als zuvor. Die Mitreisenden wurden unruhig und wichen vor ihm zurück. Diese Fähre schien für ihn den Untergang zu bedeuten. Gefangen in einer aussichtsloseren Situation, als je zuvor, blickte er sich um und suchte nach einer Lösung, einem Ausweg.

      Verloren

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