Tatort: Die Bibel. Eckhard Lange
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Tatort: Die Bibel - Eckhard Lange страница 5
Joseph hat alles schweigend über sich ergehen lassen. Sollte er die Brüder anbetteln? Was würde das nützen? Als Sklave würde er doch wenigstens am Leben bleiben, so ungewiß dieses Schicksal auch sein mag. Die Brüder schauen der Karawane nach, irgendwie doch auch erleichtert. Aber das Schlimmste steht ihnen ja noch bevor: dem Vater die Nachricht zu überbringen - dein Liebling ist tot. Hier sind seine Kleider. Ihn selbst konnten wir nicht mehr finden. Leider.
Inzwischen hatte Ruben offenbar einen Plan gefaßt. Er sah seine Brüder mit den Händlern der Karawane reden - ein günstiger Moment, den Bruder aus seinem tiefen Loch zu befreien. Doch das Verließ ist leer, Joseph verschwunden. Als Ruben entsetzt zu seinen Brüdern zurückkehrt, zieht die Karawane bereits weit in der Ferne ihres Weges. So bleibt ihm nur eins: Das bunte Kleid Josephs mit dem Blut eines geschlachteten Ziegenbocks rot zu färben, die Herden den Knechten anzuvertrauen und den schweren Gang anzutreten, Jakob den Tod des Sohnes zu melden - ganz, wie ursprünglich geplant. Lange Zeit trauert der Vater. Die Söhne gehen ihm aus dem Weg, fühlen sich schuldig an seinem so offen zur Schau getragenen Leid, obwohl sie wissen, daß Joseph lebt. Und zugleich schmerzt es, daß Jakob diesem einen soviel Trauer zukommen läßt, wo er doch nur einen von elf Söhnen verloren hat. Daß Rahel ihr einziges Kind, nach so viel Jahren der Unfruchtbarkeit endlich geboren, beweinen muß, das nimmt niemand zur Kenntnis.
Joseph wurde in die Sklaverei verkauft. Das ist keine Straftat, damals. Menschen, die ihre Schulden nicht erstatten konnten, Kriegsgefangene und Besiegte, ihnen allen drohte das Sklavendasein nach Recht und Ordnung aller antiken Gesellschaften. Und Überfälle auf Nachbarn, wenn es an Arbeitskräften mangelte und Sklaven auf den Äckern und in den Häusern benötigt wurden, hätte niemand angeklagt. Selbst in einer Sippe konnte das Familienoberhaupt über das Leben aller anderen verfügen. Wo also liegt hier das Verbrechen?
Und wenn es keines war - warum erzählt uns die Bibel mit offensichtlicher Empörung über das Schicksal Josephs? Es ist wohl der Bruderzwist, Eifersucht und Haß, Streit bis hin zum Totschlag zwischen so nahe Verwandten, der so oft zu vermelden war und der doch als unnatürlich und als Sünde empfunden wurde. "Verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen" so kommentiert Gott den Mord Kains an seinem Bruder Abel. Das gilt für die biblischen Erzähler, auch wenn es sich hier nur um versuchten Mord gehandelt hat.
Da ist unser Strafrecht großzügiger: Wer nachweislich vor der Tat von ihr zurückgetreten ist, hat sie auch nicht versucht. Und bleibt straffrei. Dafür ist Menschenhandel heute ein strafbarer Eingriff in die Grundrechte jedes Menschen. Gott sei Dank!
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.