Amore - Diäten und andere Schwächen. Sieglinde Breitschwerdt

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Amore - Diäten und andere Schwächen - Sieglinde Breitschwerdt Amore

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um sie herum verschwamm.

      "Das tut mir Leid... Ehrlich!“

      "Ich glaube, er findet mich zu dick."

      "Das glaube ich nicht. Du bist doch sehr schlank und hast eine fantastische Figu!",erwiderte die Frau.

      "Nö, das finde ich nicht. Ich muss mindestens drei Kilo abnehmen, aber das hat ihm nicht gepasst.“

      "Aha, weil er dich eben nicht zu dick findet?“

      "Ja", gab Melli widerstrebend zu. "Das sagt er jedenfalls.“

      "Ich hatte bis vor kurzem einen Freund, der war zehn Jahre jünger als ich. Neben ihm kam ich mir richtig alt und faltig vor. Ich fragte ihn, wie er mich nur lieben könne. Er antwortete, dass er mich schön findet. Das glaubte ich ihm nicht. In meiner Unzufriedenheit machte ich ihm das Leben durch mein ständiges Genörgel schwer. Ich führte ihm täglich vor, wie alt und faltig und unattraktiv ich war. Schließlich glaubte er das selbst und verließ mich.“

      Seufzend hielt sie inne und malte mit dem Zeigefinger unsichtbare Kreise auf die Tresenplatte. Sie holte tief Luft, bevor sie stockend weitersprach. "Ich habe zu spät erkannt, dass ich ihn durch meine Angst, für ihn nicht attraktiv genug zu sein, vergrault habe. Ich hätte besser daran getan, ihn glauben zu lassen, dass auch ich mich schön finde, dann wäre das Leben mit ihm gewiss fantastisch verlaufen.“

      Minutenlang schwieg sie, nippte an ihrem Energie-Shake und murmelte: "Wahrscheinlich wären wir heute noch zusammen. Erst nach einer Therapie lernte ich, mich selbst zu akzeptieren. Meine Falten, meinen Körper, mein Aussehen, meine Art. Danach verstand ich auch meinen Freund. Für ihn war ich die allerschönste Frau der Welt!“ Sie lachte etwas zu laut und zu schrill, bevor sie weitersprach: "Aber ich habe ihm das mit allen Mitteln ausgeredet.“ Sie hielt kurz inne und wandte sich ihrer neuen Bekanntschaft zu: "Ich gebe dir einen guten Ratschlag: Hol dir deinen Freund ganz schnell wieder und zeige ihm, dass du super aussiehst, und dass du wieder die bist, in die er sich seinerzeit verliebt hat!“

      Gib mir eine Chance

      Etwa eine Stunde später stand Melli nackt vor ihrem Ankleidespiegel und betrachtete sich kritisch. Moggelchen, Zuckermäuschen und Fettfleck mit den Rettungsringen! Mit den Fettringen!! War sie das wirklich noch? Sie warf den Kopf in den Nacken und beantwortete selbst ihre Frage. Nein! Sie war weder ein Moggelchen noch ein Fettfleck! Sie hatte auch keine Rettungsringe. Nur in ihrem Herzen, da war und blieb sie ein Zuckermäuschen mit einer heißen Liebe zu Schokoriegeln und Schaumküssen.

      Kurz entschlossen griff sie zum Telefon. Nach drei Klingelzeichen vernahm sie Jans wohltuende Stimme.

      "Ich muss dich mal was fragen!", überfiel sie ihn. "Was findest du schön an mir?“

      "Melli...“

      "Sag, was findest du schön an mir?", wiederholte sie hartnäckig ihre Frage und ihr Herz setzte für ein paar Schläge aus.

      "Ich liebe dich einfach!“

      "Was genau liebst du an mir?“

      "Deine fröhliche Art, dein Lachen, deinen sexy Hintern, wenn du gehst, deine schöne Haut, dein Gesicht. Melli, ich finde alles schön an dir, wenn du nur nicht immer mit deiner blöden Kalorienenzählerei...“

      "Würdest du mich auch lieben, wenn ich dick wäre?“

      "Ja, aber du bist nicht zu dick! Überhaupt...“

      "Jan, gibst du mir noch eine Chance?“ Gespannt wartete sie auf seine Antwort. Sie vernahm Jans Durchatmen, bevor er antwortete: "Aber nur unter einer Bedingung! Wir treffen uns in einer Stunde beim Italiener und schlemmen wie die Götter in Frankreich, Italien oder wo auch immer! Okay?“

      Melli lächelte. Ein Kribbeln in der Magengegend machte sich in ihr breit. Sie nickte.

      "He", vernahm sie Jans Stimme. "Вist du noch dran? Ist das jetzt ein Okay oder nicht?"

      "Okay", erwiderte sie hastig. "Aber jetzt, jetzt muss ich mich beeilen! In einer knappen Stunde habe ich ein Date.“

      Während sie unter der Dusche stand, fing ihr Magen an zu knurren. Fast liebevoll streichelte sie darüber und murmelte leise: "Halt die Klappe! Du kriegst ja bald was!“

      Eine Stärkung konnte sie auf alle Fälle vertragen.

      Du bist es wirklich?

      Antipasti, Salat, Spagetti Bolognese, Gelatti und Amarettis und dazu eine Flasche Lambrusco mundeten ihr so köstlich wie noch nie in ihrem Leben zuvor. Melli erzählte, lachte, schlemmte und trank. Ihr entging das liebevolle Leuchten in Jans Augen nicht.

      Ja, er liebt mich, so wie ich bin, dachte sie und lächelte glcklich in sich hinein.

      "Ich gehe kurz auf die Toilette!", unterbrach er ihre Gedanken und stand auf. Kaum war er um die Ecke verschwunden, kam ein Mann auf sie zu.

      "Wow! Es ist wirklich wahr! Du bist Melli! Tatsächlich. Du bist es wirklich! Wie geht es dir? Mensch, Melli! Du siehst ja richtig super aus! Einfach toll!“

      Verblüfft starrte sie ihn an. Wer sollte denn das sein? Sie kniff die Augen zusammen und kramte in den Erinnerungen ihrer Vergangenheit.

      "Ja, kennst du mich nicht mehr?“ Der Mann strahlte sie an. "Ich bin' s, Alex! Alex Buschko! Na, dämmert's dir jetzt?“

      Melli blieb der Mund offen stehen. Vor ihr stand ein großer Mann mit hochstehendem Feinkostgewölbe und einer beginnenden Halbglatze.

      Melli schluckte. Das war nicht möglich! Dieser fette Kerl sollte Alex, ihre erste große Liebe, sein? Der Junge, dieser gutaussehender Mädchenschwarm, hinter dem sämtliche Teenies her waren? Dies sollte Alex sein, der sie seinerzeit so gedemütigt hatte?

      "Wow Alex! Ich hätte dich wirklich nicht mehr wieder erkannt! Mann, du bist ja verdammt fett geworden!", rutschte es ihr heraus. Stirnrunzelnd musterte sie ihn von oben bis unten. Das aufgedunsene Gesicht, die leicht gerötete Nase und das Doppelkinn, das sich fast nahtlos mit dem fleischigen Hals vereinte. Das sollte wirklich der Typ sein, wegen dem sie sich tagelang in den Schlaf geweint hatte? Wow! Da hatte sie noch mal Glück gehabt, dass sie nicht an ihm hängen geblieben war. Sie holte tief Luft, um ihre Gefühle zu kontrollieren und bemerkte wie beiläufig: "Noch ein Tipp, mein lieber Alex: Wenn du schon zur Glatze neigst, dann rasiere dir die lächerlichen Sturmfransen ab! Dann siehst du wenigstens obenherum noch einigermaßen akzeptabel aus! Du wirkst dann zwar wie ein fetter Mann, der in die Jahre gekommen ist, aber nicht wie ein Möchtegerneplayboy, dem man das erotische Spielchen sowieso nicht mehr abnimmt."

      Melli lächelte süffisant, bevor sie zum nächsten Schlag ausholte: "Und noch einen guten Rat: Lass die jungen Dinger in Ruhe und widme dich lieber knackigen Witwen im Rentenalter! Die passen besser zu dir!"

      Ungläubig starrte er sie mit offen stehendem Mund an. Geringschätzig musterte sie ihn von oben bis unten. Jetzt konnte sie es ihm heimzahlen. Endlich! Ihr Lächeln mutierte zu einem breiten Grinsen.

      "Wie sagtest du seinerzeit zu mir und vor allen anderen? Ach ja, ich erinnere mich!“ Ihr Grinsen wurde noch breiter. Lässig beugte sie sich etwas vor. Ihre Stimme triefte in genüsslichem Zynismus: "Aber Alex, mach' dir nix

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