2034. Stefan Koenig
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„Und sobald das Tonband läuft“, fährt sie fort, „werde ich die ganze Zeit dicht neben Ihnen sein, Klaus … jedenfalls erfährt niemand etwas anderes. Und das werde ich auch die ganze Zeit sein. Ich will nur diese Dias und Diagramme hier einordnen. Und wenn Sie sich wirklich unbehaglich fühlen …“
Ja!, schreie ich Klaus aus meinem unbeweglichen Gesicht an. Fühl dich unbehaglich! SEHR unbehaglich! ZU unbehaglich!
Dass sie mich aufschnippeln werden, ist schon schwer genug für mich zu ertragen – das werden Sie doch sicherlich verstehen, verehrte Leserschaft! Aber dass man obendrein noch ein Tonbandprotokoll anfertigt, das reißt mich glatt vom Hocker beziehungsweise vom Seziertisch. Diese Stümper merken nicht, dass ich noch lebe. Ihm, Stephen King, kann ich es nicht übel nehmen. Er macht den Scheiß mit, um eine seiner Storys mit glaubwürdigen Tatsachen anzureichern. Doch auf die Ärztin und den doofen Studenten bin ich stinksauer. Wenn ich die Sache überlebe, dann …
Klaus ist höchstens vierundzwanzig, und wahrscheinlich hofft er, dass diese aparte, strenge Frau Pathologin tatsächlich mit Stephen King in irgendeinem abgelegenen Sezierraum verschwindet, damit er freie Bahn hat, mich auseinanderzunehmen. Nach dem Motto: Ja, Mami, ich trau mich ganz alleine an den hier ran!
Ich glaube, er will das ganz allein schaukeln. Ich kann seine Begierde durch die Plexiglasbrille erkennen.
„Sie können gerne bei mir bleiben, wenn Sie wollen … Ich traue mich …“, sagt er – aber er meint das Gegenteil; weder will er, dass sie bei ihm bleibt und sieht, welche Scheiße er anrichtet, noch traut er sich wirklich; er will nur nicht, dass jemand seine Unsicherheit mitbekommt. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie die smarte Ärztin einen Blick Richtung Mr King wirft.
„Klar“, sagt sie. „Sie müssen irgendwann ins kalte Wasser springen, Klaus. Und wenn’s wirklich sein muss, spule ich das Tonband zurück.“
Er wirkt verblüfft (und Mr King entfährt im Hintergrund ein „Oh!“)
Klaus: „Das können Sie?“
Sie lächelt. „Im Autopsie-Raum 508 gibt’s viele Geheimnisse, mein Lieber.“
„Das glaube ich gern“, sagt er und erwidert ihr Lächeln, bevor er über mein starres Blickfeld hinausgreift. Als seine Hand zurückkommt, hält sie ein Mikrofon, das an einem schwarzen Kabel von der Decke herabhängt. Das Mikro sieht wie eine Träne aus Stahl aus. Der Anblick macht diesen Horror auf eine bisher nicht existierende Weise real.
Aber sie werden mich nicht wirklich aufschneiden, nicht wahr?
Klaus ist zwar kein Veteran der Pathologie, aber sicherlich hat er doch eine Ausbildung als Mediziner, oder? Er muss fühlen, dass mein Herz noch schlägt – wenn er mich vor dem Aufschneiden nur einmal, ein einziges Mal, anfasst, und dann wird er zumindest meine noch immer warme Haut fühlen und endlich Verdacht schöpfen. Er muss Verdacht schöpfen.
Trotzdem sehe ich noch immer die Schere vor mir – diese große Geflügelschere – mit ihrem erbarmungslosen Satinglanz, und ich frage mich, ob ich noch leben werde, wenn er mein tropfendes Herz aus dem Brustraum hebt und es für einen Moment vor meinem starren Blick hochhält, bevor er sich abwendet, um es in die Waagschale plumpsen zu lassen. Ich könnte in jenem grässlichen Moment noch leben, so scheint es mir; das könnte ich wirklich. Heißt es nicht, das Gehirn könne nach einem Herzstillstand bis zu drei Minuten lang weiterarbeiten?
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