Satan und Ischariot I. Karl May

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Satan und Ischariot I - Karl May

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Dinge. Sie sollten nicht in einem Lande reisen, welches Sie nicht kennen und welches soweit von Ihrer Heimat liegt. Bei Ihrer Armut ist dies ein gefährliches Beginnen. Sie haben als Ihre Heimat Sajonia angegeben. Wo liegt diese Stadt?«

      »Es ist keine Stadt, sondern ein Königreich, welches zu Alemania gehört.«

      »Ganz richtig! Man kann nicht alle Landkarten im Kopfe haben. Also Sie dürfen bei mir bleiben. Wegen Ihrer Armut und weil Sie infolge Ihres guten Dominospieles ein vorzüglicher Gesellschafter sind, will ich ein Einsehen haben und Ihnen den möglichst billigen Preis stellen. Sie sollen vollständige Pension und die beste Verpflegung für einen Peso täglich haben. Das ist ein Preis, den Sie sehr niedrig finden werden.«

      »Ich danke Ihnen und bin einverstanden,« erklärte ich, denn ein Peso beträgt vier und eine halbe Mark, bei welchem Preise ich »vollständige« Pension und »beste« Verpflegung halb als geschenkt betrachten mußte.

      Er nickte befriedigt, schob das Fremdenbuch zur Seite, griff wieder nach den Dominosteinen und sagte:

      »Da Sie Hunger und Durst haben, wird Felisa Ihnen das Essen bereiten, und inzwischen können wir noch einige Partien spielen. Beginnen wir!«

      Ob ich Lust dazu hatte, das fragte er nicht. Er schien es für ganz selbstverständlich zu halten, daß ich ein ebenso leidenschaftlicher Spieler sei, wie er war. Wir begannen, denn ich wollte nicht ungefällig sein. Ich hatte die Absicht, ihn gewinnen zu lassen, konnte dieselbe aber nicht ausführen, da er wirklich zu schlecht spielte. Bei der dritten Partie begann sich vom Herde, an welchem die Sennorita beschäftigt war, ein Duft nach verbranntem Mehle zu verbreiten. Mitten in der vierten hielt der Wirt plötzlich inne, schlug sich mit der Hand an die Stirn und rief aus:

      »Wie konnte ich das vorhin vergessen! Sie wollen über Hermosillo hinaus, Sennor, und ich habe gar nicht daran gedacht, daß es eine prächtige Gelegenheit für Sie giebt. Sennor Enriquo erwartet nämlich ein Schiff, welches hier anlegen und dann hinauf nach Lobos gehen wird.«

      »Dieser Ort würde mir allerdings sehr bequem liegen. Wer aber ist der Mann, den Sie Sennor Enriquo nennen?«

      »Ein Gast von mir, dessen Name im Fremdenbuche gleich vor dem Ihrigen steht. Haben Sie ihn nicht gelesen?«

      Das hatte ich nicht gethan. Ich griff also nach dem Buche und las: »Harry Melton, Heiliger der letzten Tage.« Diese Worte waren allerdings in englischer Sprache geschrieben. Also ein Mormone! Wie kam der hierher? Welche Angelegenheit konnte ihn aus der großen Salzseestadt soweit südlich nach Guaymas geführt haben?

      »Warum blicken Sie so nachdenklich in das Buch?« fragte der Wirt. »Ist an dem Eintrage vielleicht etwas Besonderes, etwas Auffälliges zu bemerken?«

      »Eigentlich nicht. Sie haben die Worte gelesen?«

      »Ja, aber nicht verstanden. Der Sennor ist so ernst, so stolz und so fromm, daß ich ihn nicht mit Fragen belästigen wollte. Wahrscheinlich sprach ich seinen Namen falsch aus, und da erklärte er mir, daß Harry genau soviel wie das spanische Enriquo bedeute. Darum nenne ich ihn so.«

      »Er wohnt also bei Ihnen?«

      »Er schläft bei mir, geht des Morgens fort und kommt des Abends wieder,«

      »Was treibt er inzwischen?«

      »Das weiß ich nicht. Ich habe keine Zeit, mich um jeden meiner Gäste zu bekümmern.«

      Ja, der kleine Mann spielte und schlief, schlief und spielte und konnte also unmöglich dazu kommen, einem

      Gaste eine solche Aufmerksamkeit zu schenken. Er fuhr fort.

      »Ich weiß eben nur seinen Namen und daß er auf ein Schiff nach Lobos wartet. Der Sennor spricht sehr wenig. Seine Frömmigkeit ist rühmenswert. Schade nur, daß er nicht Domino spielen kann!«

      »Woher wissen Sie, daß er fromm ist?«

      »Weil er den Rosenkranz beständig durch die Finger gleiten läßt und niemals kommt oder geht, ohne sich vor dem Heiligenbilde, welches dort in der Ecke hängt, zu verbeugen und Weihwasser aus dem Becken dort an der Thüre zu nehmen.«

      Ich wollte eine Bemerkung machen, hielt es aber für besser, zu schweigen. Ein Mormone mit dem Rosenkranze! Vielweiberei und Weihwasser! Das Buch Mormon und die Verbeugung vor einem Heiligenbilde! Dieser Mann war jedenfalls ein Heuchler, und seine Heuchelei mußte einen Grund haben.

      Es war nicht möglich, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, denn Sennorita Felisa brachte mir jetzt eine Tasse, welche eine braune, dicke Materie enthielt, und wünschte mir, wohl zu speisen. Da der Wirt sich diesem Wunsche anschloß, so vermutete ich ganz rechtmäßigerweise, daß ich den Trank genießen solle. Ich nahm also die Tasse an den Mund und kostete, kostete wieder und kostete abermals, bis meine Zunge mir sagte, daß ich es mit einer Mixtur von Wasser, Sirup und verbranntem Mehle zu thun hatte.

      »Was ist das?« fragte ich.

      Da schlug Felisa vor Erstaunen die Hände zusammen und rief aus:

      »Ist das Möglich, Sennor? Haben Sie noch keine Schokolade getrunken?«

      »Schokolade?« fragte ich, wobei mein Gesicht einen nicht eben sehr geistreichen Ausdruck gehabt haben mag. »Ja, die habe ich schon oft getrunken.«

      »Nun, das ist ja welche!«

      »Schokolade? Wirklich? Das hätte ich nicht gedacht!«

      »Nicht wahr?« nickte mir der Wirt erfreut zu. »Ja, meine Schokolade ist weithin berühmt. Wer weiß, was Sie an anderen Orten für Zeug getrunken haben. Die meinige aber ist so echt, ist so einzig, daß ein jeder, der zum erstenmale zu mir kommt, sich darüber verwundert und gar nicht glauben will, daß es Schokolade ist. Hieraus mögen Sie ersehen, daß Sie bei mir alles vortrefflich finden werden.«

      Ich war heimlich ganz anderer Meinung, hielt es aber nicht für nötig, ihm dies zu sagen, sondern erkundigte mich:

      »Was werden Sie mir als Abendbrot vorsetzen, Don Geronimo?«

      »Abendbrot?« fuhr er überrascht auf und erklärte mir dann, indem er auf die Tasse zeigte: »Da steht es ja; das ist es!«

      »Ah so! Was geben Sie als Frühstück?«

      »Eine Tasse meiner unübertrefflichen Schokolade.«

      »Als Mittagessen?«

      »Wieder eine Tasse. Das ist das beste, was man genießen kann.«

      »Wer aber Brot und Fleisch oder ähnliches haben will?«

      »Der muß zum Bäcker und zum Fleischer gehen.«

      »So sagen Sie, ob Sie Wein haben. Die Schokolade hilft nicht gegen den Durst.«

      »O, ganz ausgezeichneten! Wollen Sie ein Glas?«

      »Ja. Was kostet es?«

      »Dreißig Centavos.«

      Das war nach deutschem Gelde ein halber Thaler. Don Geronimo gab mir die Ehre, den Wein selbst zu holen, reichte ihn aber seiner Tochter anstatt mir. Sennorita Felisa trank das Glas halb aus, ohne eine Miene zu verziehen, und gab es mir dann mit einem holdseligen Lächeln. Ich nahm einen kleinen Schluck, welcher einen sofortigen Hustenanfall zur Folge hatte. Der »Wein« war das reinste Gift, die wahre Schwefelsäure.

      »Trinken

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