Verwehte Spuren. Franz Treller

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Verwehte Spuren - Franz Treller страница 3

Verwehte Spuren - Franz Treller

Скачать книгу

      Der zweite trat dann vor und sagte höflich zu dem kaltblütig dreinschauenden Wirt: »Es tut uns leid, daß wir bei Euch nicht Aufnahme finden können, denn mir haben einen langen Ritt hinter uns. Entschuldigt meines Gefährten rauhe Weise, es ist seine Art so, aber es klingt schlimmer, als es gemeint ist.«

      Der Wirt blickte ruhig den Sprechenden an, erwiderte aber nichts.

      »Könnt Ihr uns nicht Herberge geben, Mann, so gebt uns wenigstens einen Schluck und laßt die Pferde tränken und füttern, wollen dann ein Haus weiter gehen.«

      »Sollt‘s haben, Leute, kommt herein,« sagte Grover und gab Raum.

      Die drei eben Angekommenen traten ein. Alle zuckten merklich zusammen, als sie unerwartet die Farmer vor sich sahen, denn diese hatten sich während des Zwiegesprächs draußen lautlos verhalten, so daß ihre Anwesenheit die eintretenden Männer überraschte. Derjenige jedoch, welcher den Wirt in so höflicher Weise eben angeredet hatte, sagte ruhig: »Guten Abend, Gentlemen.«

      Der Gruß wurde nicht erwidert, doch waren aller Augen auf die Männer gerichtet.

      »Bei Jove, Wirt, einen Becher Brandy, flink, mir klebt die Zunge am Gaumen,« schrie der Lange, »eine Höllennacht und Satanswege!«

      »Hättet bei Tage reiten sollen, Männer,« sagte der Wirt und überreichte ihnen die Becher mit dem verlangten Trank. Dabei flüsterte er dem alten Steward etwas zu. — Dieser gab dem ihm zunächst Stehenden einen Wink mit den Augen und setzte sich wieder, worauf auch die andern schweigend wieder Platz nahmen.

      »Schaff einen Sitz am Kamin, Wirt,« schrie der Lange wieder, »der Ost hat mich steif gemacht.«

      »Seht, wo ihr Platz findet, Männer, kalkuliere, ist der Kamin besetzt.«

      »Kalkuliere, kalkuliere — besetzt — Unsinn,« brummte der rauhe Geselle, setzte sich aber doch abseits, da ihm die finstere Ruhe der Farmer wohl nicht ganz unbedenklich erscheinen mochte.

      Die Physiognomien der drei Männer waren nicht gerade vertrauenerweckend.

      Der dritte blieb, wie ein unbefangener Beobachter leicht hätte bemerken können, geflissentlich abseits von der Gruppe der Farmer und hielt sein Gesicht so gut als möglich vom Lichtschein entfernt.

      Der zweite, höflichere dieser drei unerwarteten Gäste, dessen Züge Intelligenz verrieten, wandte sich an die Farmer mit den Worten: »Ist‘s eine besondere Veranlassung, die euch in diesem einsamen Store zusammengeführt hat, Mitbürger?«

      Der alte Steward maß den Sprecher langsam von oben bis unten mit den scharfen grauen Augen, eine Musterung, die der Betreffende ruhig ertrug, und sagte dann: »Hatten eine Frolic, Mann, haben heute morgen in Brook einen Pferdedieb baumeln lassen.«

      »Recht so,« entgegnete jener, »haben‘s im vorigen Monat am Saginaw ebenso gemacht. Ist kein andres Mittel, die Landplage los zu werden.«

      »Seid vom Saginaw?«

      »Sind.«

      »Ist ein weiter Weg bis zum Muskegon.«

      »Haben Geschäfte hier — wollen —«

      »Tut am besten, Mann, behaltet Eure Geschäfte für Euch,« sagte der alte Farmer ganz ruhig, »sind nicht neugierig.«

      Die andern saßen schweigend und hörten aufmerksam zu, nur der Lange, welcher rasch einige Becher heißen Whisky hinabgestürzt hatte, ging unruhig auf und ab. Plötzlich bemerkte er den in der Ecke kauernden Indianer, der ihm bis jetzt in der Ueberraschung, welche ihm die unvermutete Anwesenheit einer stattlichen Zahl Landleute bereitet hatte, entgangen war.

      »Goddam!« schrie er, »eine Rothaut in der Gesellschaft von Gentlemen? Willst du hinaus, rotes Vieh!« und er versetzte dem Indianer einen Tritt, daß dieser aus seiner sitzenden Lage auf die Erde gestreckt ward. Einen dumpfen Schmerzenslaut ließ der Mann vernehmen, blieb aber liegen, wo er hingefallen war.

      Der junge Fremde, der mit Aufmerksamkeit die drei Fremden und das Verhalten des Wirtes wie der Farmer beobachtet hatte, sprang bei der rohen Tat auf und faltete die Stirne.

      Der Wirt kam hinter seiner Bar hervor, die Farmer verhielten sich schweigend.

      »Denke, Mann,« sagte Grover ruhig, »wenn die Rothaut für unsre Gesellschaft gut genug ist, dürfte sie es für die Eure auch sein.«

      »Den Teufel auch, wollt Ihr Gentlemen mit solchem Gesindel zusammensetzen?«

      Der junge Mann war ihm näher getreten, ebenso der höfliche Begleiter des Langen, während der dritte der eben Angekommenen ruhig im Schatten sitzen blieb.

      »Warte, Rothaut,« lachte der Große in roher Weise, »deinesgleichen muß man ausräuchern.« Er schüttete rasch etwas Pulver aus seinem Horn auf die Hand, legte es dicht neben den Indianer, welcher jetzt vergebliche Versuche machte, sich aufzurichten, ergriff, ehe es jemand verhindern konnte, einen Feuerbrand und war eben im Begriff, das Pulver anzuzünden, als der junge Reisende mit zornig funkelnden Augen zwischen ihn und den betrunkenen Eingeborenen trat.

      »Rate Euch, laßt‘s gut sein, Mann,« sagte er.

      »Rate Euch, Gelbschnabel, geht aus dem Wege, oder ich versenge Euch die Augenbrauen!« schrie der wüste Geselle und schwang das glühende Scheit in die Höhe.

      Im selben Augenblick fuhr aber auch die Hand des Jünglings empor, faßte das Handgelenk des reckenhaften Burschen und riß es mit einer Kraft herab, daß aufschreiend der lange Kerl das Scheit fallen ließ.

      »Verdammt, Hund, meine Hand — sie ist lahm — Warte!« Und er zog das Messer, welches er im Gürtel trug, mit der Linken aus der Scheide.

      Ebenso rasch blitzte aber auch der Hirschfänger des jungen Mannes im Feuerschein und die Büchse seines Begleiters war drohend auf des Mannes Kopf gerichtet.

      »Hallo!« schrie jetzt der Wirt und drängte sich zwischen den Reisenden und den Rowdie, furchtlos vor dessen Messer stehend, »steckt ein, Mann, oder im nächsten Augenblick schlage ich Euch den Hirnschädel ein!« und dabei bewegte er eine Faust, deren massiver Bau der Drohung wohl ernsten Nachdruck zu verleihen im stande war. Auch die Farmer hatten sich erhoben und einige von ihnen gleich wie der Begleiter des jungen Fremden die Büchsen emporgerissen.

      Unbemerkt von den übrigen schlüpfte der von den drei Gesellen, welcher sich so geflissentlich im Schatten gehalten hatte, jetzt zur Tür hinaus, wählend der andre seinen Gefährten anschrie: »Bist du verrückt, dich hier wie ein wildes Tier zu betragen? Zum Teufel mit deiner Gesellschaft, wenn du dich nicht wie ein Gentleman zu benehmen weißt!« Und dabei gab er ihm einen verständnisinnigen Rippenstoß, der den rüden Burschen, wie es schien, zur Besinnung brachte.

      »Steck das Messer ein und bitte die Gentlemen, wie es sich ziemt, um Entschuldigung.« Der Angeredete gehorchte, steckte das Messer ein und sagte dann: »Erbitte eure Verzeihung, Gentlemen, aber wenn ich eine Rothaut sehe, werde ich wild, habe zu viel mit dem Gesindel zu tun gehabt.«

      Der Indianer hatte sich aufgerichtet und stierte den Mann mit seinen dunklen Augen an.

      »Hättet weniger derb zufassen sollen, Sir,« wandte er sich dann an den jungen Reisenden, »habt mir die Hand verrenkt, war nicht so ernstlich gemeint da mit dem Roten.«

      Der

Скачать книгу