Im Winter. Georg Trakl

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Im Winter - Georg Trakl

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Sohn des Pan erscheint in Gestalt eines Erdarbeiters,

      Der den Mittag am glühenden Asphalt verschläft.

      Es sind kleine Mädchen in einem Hof in Kleidchen voll herzzerreißender Armut!

      Es sind Zimmer, erfüllt von Akkorden und Sonaten.

      Es sind Schatten, die sich vor einem erblindeten Spiegel umarmen.

      An den Fenstern des Spitals wärmen sich Genesende.

      Ein weißer Dampfer am Kanal trägt blutige Seuchen herauf.

      Die fremde Schwester erscheint wieder in jemands bösen Träumen.

      Ruhend im Haselgebüsch spielt sie mit seinen Sternen.

      Der Student, vielleicht ein Doppelgänger, schaut ihr lange vom Fenster nach.

      Hinter ihm steht sein toter Bruder, oder er geht die alte Wendeltreppe herab.

      Im Dunkel brauner Kastanien verblaßt die Gestalt des jungen Novizen.

      Der Garten ist im Abend. Im Kreuzgang flattern die Fledermäuse umher.

      Die Kinder des Hausmeisters hören zu spielen auf und suchen das Gold des Himmels.

      Endakkorde eines Quartetts. Die kleine Blinde läuft zitternd durch die Allee,

      Und später tastet ihr Schatten an kalten Mauern hin, umgeben von Märchen und heiligen Legenden.

      Es ist ein leeres Boot, das am Abend den schwarzen Kanal heruntertreibt.

      In der Düsternis des alten Asyls verfallen menschliche Ruinen.

      Die toten Waisen liegen an der Gartenmauer.

      Aus grauen Zimmern treten Engel mit kotgefleckten Flügeln.

      Würmer tropfen von ihren vergilbten Lidern.

      Der Platz vor der Kirche ist finster und schweigsam, wie in den Tagen der Kindheit.

      Auf silbernen Sohlen gleiten frühere Leben vorbei

      Und die Schatten der Verdammten steigen zu den seufzenden Wassern nieder.

      In seinem Grab spielt der weiße Magier mit seinen Schlangen.

      Schweigsam über der Schädelstätte öffnen sich Gottes goldene Augen.

      Die Ratten

      Im Hof scheint weiß der herbstliche Mond.

      Vom Dachrand fallen phantastische Schatten.

      Ein Schweigen in leeren Fenstern wohnt;

      Da tauchen leise herauf die Ratten.

      Und huschen pfeifend hier und dort

      Und ein gräulicher Dunsthauch wittert

      Ihnen nach aus dem Abort,

      Den geisterhaft der Mondschein durchzittert.

      Und sie keifen vor Gier wie toll

      Und erfüllen Haus und Scheunen,

      Die von Korn und Früchten voll.

      Eisige Winde im Dunkel greinen.

      Ballade

      Ein Narre schrieb drei Zeichen in Sand,

      Eine bleiche Magd da vor ihm stand.

      Laut sang, o sang das Meer.

      Sie hielt einen Becher in der Hand,

      Der schimmerte bis auf zum Rand,

      Wie Blut so rot und schwer.

      Kein Wort ward gesprochen — die Sonne schwand,

      Da nahm der Narre aus ihrer Hand

      Den Becher und trank ihn leer.

      Da löschte sein Licht in ihrer Hand,

      Der Wind verwehte drei Zeichen im Sand —

      Laut sang, o sang das Meer.

      Im Osten

      Den wilden Orgeln des Wintersturms

      Gleicht des Volkes finstrer Zorn,

      Die purpurne Woge der Schlacht,

      Entlaubter Sterne.

      Mit zerbrochnen Brauen, silbernen Armen

      Winkt sterbenden Soldaten die Nacht.

      Im Schatten der herbstlichen Esche

      Seufzen die Geister der Erschlagenen.

      Dornige Wildnis umgürtet die Stadt.

      Von blutenden Stufen jagt der Mond

      Die erschrockenen Frauen.

      Wilde Wölfe brachen durchs Tor.

      Herbstseele

      Jägerruf und Blutgebell;

      Hinter Kreuz und braunem Hügel

      Blendet sacht der Weiherspiegel,

      Schreit der Habicht hart und hell.

      Über Stoppelfeld und Pfad

      Banget schon ein schwarzes Schweigen;

      Reiner Himmel in den Zweigen;

      Nur der Bach rinnt still und stad.

      Bald entgleitet Fisch und Wild.

      Blaue Seele‘ dunkles Wandern

      Schied uns bald von Lieben, Andern.

      Abend wechselt Sinn und Bild.

      Rechten Lebens Brot und Wein,

      Gott in deine milden Hande

      Legt der Mensch das dunkle Ende,

      Alle Schuld und rote Pein.

      Elis

1

      Vollkommen ist die Stille dieses goldenen Tags.

      Unter alten Eichen

      Erscheinst du, Elis, ein Ruhender mit runden Augen.

      Ihre Bläue spiegelt den Schlummer der Liebenden.

      An deinem Mund

      Verstummten ihre rosigen Seufzer.

      Am Abend zog der Fischer die schweren Netze ein.

      Ein guter Hirt

      Führt seine Herde am Waldsaum hin.

      O! wie gerecht sind, Elis, alle deine Tage.

      Leise sinkt

      An kahlen Mauern des Ölbaums blaue Stille,

      Erstirbt eines Greisen dunkler Gesang.

      Ein goldener Kahn

      Schaukelt, Elis, dein Herz am einsamen Himmel.

2

      Ein sanftes Glockenspiel tönt in Elis‘ Brust —.

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