Am Stillen Ozean. Karl May

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Am Stillen Ozean - Karl May

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giebt es hier für Wild? Pinguine?«

      »Nein.«

      »Seehunde?«

      »Nein.«

      »Seelöwen?«

      »Auch nicht.«

      Der gute Kapitän schien es wirklich ganz besonders auf eine Knüppeljagd abgesehen zu haben. Leider hatte er seine Rechnung ohne – das Wild gemacht und fragte also weiter:

      »Was giebt es sonst?«

      »Schweine, Ziegen, Schildkröten, Wasservögel und fliegende Bären.«

      »Alle Wetter! Ist das richtig? Habe all’ mein Lebtag noch nichts davon gehört, daß die Bären auch in der Luft herumflattern! Oder ist diese Art von Viehzeug vielleicht ein ganz anderes Geschöpf als dasjenige, welches man sonst einen Bären zu nennen pflegt? Kenne nur den Eisbären, den grauen, braunen und schwarzen Bären, den Waschbären und die Sorte von Bären, die man anbindet oder einem andern aufheftet. Heraus, Charley; Ihr seid ja der Naturforscher unsrer berühmten »The wind« – Expedition!«

      »Pteropus ursinus,« antwortete ich mit einer höchst wichtigen Miene.

      »Perotus purgilus! Was ist das für eine Rede? Sprecht doch, wie Euch der Schnabel gewachsen ist!«

      »Well, so will ich sagen »Fledermaus«, wenn Ihr es besser versteht.«

      »Fledermaus? Hm, komische Mode, eine Fledermaus zu einem Bären zu machen! Wie groß ist denn dieses Riesentier?«

      »Acht bis neun Zoll lang und mit ausgebreiteten Flughäuten etwa drei Fuß breit. Es lebt vorzugsweise auf den Fächerpalmen und ist einer von denjenigen wenigen Flatterern, welche bei Nacht schlafen und während der hellen Mittagsstunden ihrer Nahrung nachgehen.«

      »Ist auch meine Art und Weise, gehöre also auch mit zu den Peroques purgatus, oder wie Ihr die Sippe vorhin genannt habt. Mag ihnen also nichts zu leide thun, und werde mich mehr an die andern halten, Ziegen, Schweine und Schildkröten. Aber eine Ziege zu schießen ist keine Heldenthat, nicht wahr, Charley?«

      »Hm, eine Heldenthat eben nicht, oft aber sehr gefährlich. Denkt einmal an die Gemsen! Und die hiesigen Ziegen sind wild, während die Berge sehr schroff und steil aufsteigen.«

      »Bin kein Freund vom Klettern und kentere dabei immer nach Starbord herüber oder nach Larbord hinüber. Bin ich dreißig Faden hinaufgesegelt, so rutsche ich ganz sicher fünfzig Faden wieder herunter. Wie steht es mit den Schildkröten? Kann man hier zu einer echten Mock-Turtle-Suppe kommen?«

      »Wird schwer sein, Kapt’n,« lächelte ich.

      »Warum? Sagtet Ihr nicht, daß es hier Schildkröten die schwere Menge gebe!«

      »Allerdings, und daher könnt Ihr wohl Turtle-Suppe, aber keine Mock-Turtle-Suppe haben.«

      »Das verstehe der Kuckuck! Erklärt es einmal deutlicher!«

      »Mock-Turtle wird im gewöhnlichen Sprachgebrauche falsch angewandt. Turtle-Suppe heißt Schildkrötensuppe, Mock-Turtle-Suppe aber heißt nachgemachte Schildkrötensuppe.«

      »Well, Charley, ich gebe Euch das Zeugnis, daß Ihr ein sehr gelehrter Natur – und Suppenforscher seid. Wenn man sich nur gleich noch heut eine echte Turtle fangen könnte!«

      Rasch erklärte sich einer der Ansiedler, ein früherer Bewohner der Marquesas-Inseln, bereit, uns an einen Ort zu führen, wo wir vielleicht eines der Tiere finden könnten. Der Mond schien hell, der Abend war wirklich paradiesisch zu nennen, und so folgten wir ihm auf einem Wege, der durch einen prächtigen Palmenwald nach einer kleinen, einsam gelegenen Bucht führte.

      Hier gab es ein Gebüsch von tahitischen Tamanus[19], Catappen und Feigenbäumen, vor welchem ein breiter, weißglänzender Sandstreifen langsam nach der Küste abfiel. Gleich als wir unter den Maulbeeren hervortraten, bemerkten wir zwei der Tiere, welche langsam vom Wasser her herbeigekrochen kamen. Wir hatten uns jeder mit einem Stocke versehen und wendeten sie um, so daß sie auf den Rücken zu liegen kamen und sich also nun vollständig in unserer Gewalt befanden. Dies war allerdings keine sehr leichte Arbeit, denn das größere Tier mochte wohl über dreihundert Pfund und das kleinere nicht viel weniger wiegen.

      »Was nun?« fragte Frick Turnerstick.

      Der Insulaner, welcher sich ganz leidlich englisch auszudrücken vermochte, meinte:

      »Laßt sie liegen bis morgen früh. Sie können nicht fliehen und Ihr werdet sie dann holen lassen.«

      »Fällt mir gar nicht ein!« antwortete der Kapitän, der trotz seiner rauhen Außenseite ein sehr weiches Gefühl besaß. »Dann müßten ja diese armen Kreaturen die ganze Nacht hindurch eine Todesangst ausstehen, die ich selbst so einem Tier nicht wünschen mag. Schade, daß Ihr Eure Büchsen nicht mit habt, sonst könntet Ihr ihnen eine Kugel geben!«

      »Wäre sehr mutig von mir gehandelt,« meinte ich. »Giebt es kein Messer hier?«

      Der Ansiedler zog das seinige hervor, und mit zwei kräftigen Streichen hatte er den Schildkröten die Köpfe abgetrennt.

      »Jetzt tragen wir sie nach Hause!« bestimmte der Kapitän.

      Er faßte die größere an und brachte sie auch wirklich empor; nach zwei Schritten aber warf er sie wieder in den Sand.

      »Bei allen Masten und Stengen, das Ding hat ja ein Gewicht wie unser Stoppanker! Wir müssen sie wahrhaftig liegen lassen!«

      Der Insulaner schien nun anderer Meinung zu sein. Er schnitt einige Feigenstangen ab, verband sie mit Schlingranken und bildete auf diese Weise eine Schleife, auf welche wir die schweren Tiere wälzten. Wir spannten uns dann zu dritt vor und brachten sie auf diese Weise ganz gut nach der Ansiedlung.

      Hier sollten sie in unsere Jolle geschafft werden. Das Licht einer Fackel fiel dabei auf den Rücken des größeren Tieres.

      »Stopp!« kommandierte der Kapitän. »Was ist denn das? Diese Turtle-Suppe hat ja den Suppenteller bereits auf dem Rücken!«

      Ich bog mich nieder und ließ mir leuchten. Wirklich war der harten Schale des Tieres eine elliptisch runde Platte aufgeschlagen, welche durch das Wachstum der Schildkröte am Rande emporgerichtet worden war und infolgedessen die Gestalt einer kleinen, ovalen Schüssel angenommen hatte.

      »Und hier ist eine Inschrift,« meinte Turnerstick. »Aber wer soll das Zeug lesen! Das ist weder englisch noch sonst etwas. Charley, beißt Ihr Euch einmal die Zähne aus!«

      Die Platte war von jener Bronze gefertigt, welche nie vom Wasser angegriffen wird und deren Fabrikation nur die Chinesen und Japanesen verstehen. ich versuchte, die Inschrift zu lesen. Sie bestand aus zwei japanischen Namen, welche untereinander standen.

      »Sen-to und Tsifourisima.«

      »Was ist das, Charley?«

      »Tsifourisima ist eine Insel, welche zu dem eigentlichen Japan gehört. Zuweilen wird auch die ganze, siebenundsiebenzig Inseln und Inselchen zählende Oki-Gruppe so genannt.«

      »Horribel, wer so viel Zeit hat, sich solche Dinge zu merken!«

      »Sen-to ist der hundertundzwanzigste Dairi von Japan; er

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<p>19</p>

Maulbeerbäume, welche auf Tahiti oft einen Umfang von 14 Fuß bekommen.