Der Oelprinz. Karl May

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Der Oelprinz - Karl May

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diese Leute leid thun, wenn sie ein Zugtier einbüßen. Ist dir deine Vermutung erst jetzt gekommen?«

      »Nein, sondern gleich als Buttler vom Fleische sprach.«

      »Und bist bei den Emigranten gewesen und hast sie nicht gewarnt?«

      »Wer sagt dir denn, daß ich dies nicht gethan habe? Aber man nannte mich einen Hanswurst, dessen guten Rat niemand braucht. Sam Hawkens ein Hanswurst, hihihihi! Hat mir ungeheuern Spaß gemacht. Bin zwar nicht ganz salonmäßig gekleidet; aber dieser Kantor emeritus sieht doch noch weit eher wie ein Bajazzo aus als ich, wenn ich mich nicht irre.«

      »Du lachst. Denkst du denn auch daran, daß wir zum Essen eingeladen sind?«

      »Natürlich denke ich daran! Fühle ja einen Hunger

      wie ein Prairiewolf, dem die Sonne zwei Wochen lang in den leeren Magen geschienen hat.«

      »Willst also der Einladung folgen und gestohlenes Fleisch mitessen?«

      »Yes, sogar sehr!«

      »Sam, das wird mir schwer, zu glauben, da du eine so grundehrliche alte Haut bist. Doch thu, was du willst; ich aber mache nicht mit. Gestohlene Ware ißt Will Parker nicht!«

      »Sam Hawkens auch nicht, außer er weiß, daß sie hinterher bezahlt wird.«

      »Ach, du meinst – — —?«

      »Ja,« nickte der Kleine. »Bin ein Hanswurst genannt worden und mußte mich mit meinem Rate abweisen lassen, werde also nichts verhindern. Strafe muß sein, besonders wenn sie zur Lehre und zur Besserung dient, wie mir scheint. Werde auch mit dem größten Appetit mitessen, dann aber dafür sorgen, daß die Bestohlenen voll entschädigt werden.«

      »Wenn das ist, esse ich auch mit. Müssen uns aber dabei sehr in acht nehmen. Sollte mich wundern, wenn uns die Finders ungerupft von dannen lassen wollten.«

      »Werden ihre eigenen Federn lassen müssen; paß nur auf!«

      Buttler mochte mit seinen Gefährten vielleicht drei Viertelstunden fortgewesen sein, als sie zurückkehrten. Sie brachten eine Rindslende mit, welche in das Haus geschafft wurde, um dort gebraten zu werden. Bis sie gar war, wurden noch mehrere Flaschen Whisky geleert. Als die Negerin endlich meldete, daß der Braten fertig sei, kam Buttler zu dem »Kleeblatt« herüber, um dasselbe aufzufordern, sich mit in das Innere des Hauses zu begeben.

      »Können wir das, was ihr uns spenden wollt, nicht lieber herausbekommen?« fragte Sam.

      »Nein,« lautete die Antwort. »Wer unser Gast sein will, muß bei uns sitzen. Uebrigens wißt ihr vielleicht, daß der Wein nur in Gesellschaft mundet.«

      »Wein? Woher soll der hier kommen?« that Sam erstaunt.

      »Ja, woher! Nicht wahr, das wundert euch? Ich sage euch, ihr seid bei echten Gentlemen zu Gaste geladen. Wir haben gesehen, daß ihr keinen Whisky mögt, und darum euch zu Liebe und euch zu Ehren den Wirt überredet, uns das einzige Fäßchen abzulassen, was er noch im Hause hat. Es ist ein Wein, wie ihr wohl noch keinen gekostet habt. Also kommt, Mesch’schurs!«

      Er wendete sich nach der Thür, in welcher seine Leute schon verschwunden waren. Dadurch gewann Sam Gelegenheit, seinen Gefährten zuzuraunen:

      »Wollen uns betrunken machen und dann ausrauben. Denken, wir haben Kindermagen, weil wir den Giftschnaps des Iren verschmähen. Hihihihi, sollen sich täuschen, wenn ich mich nicht irre! Sam Hawkens trinkt wie ein Kellerloch, und hat man je ein Kellerloch berauscht gesehen? Hört also, Boys: Richtet euch genau nach mir. Wir thun, als könnten wir nichts vertragen, trinken sie aber dennoch alle unter den Tisch.«

      »Wenn sie uns nicht vorher schon massakrieren!« bemerkte Will.

      »Fällt ihnen nicht ein! Müßten doch auf Widerstand gefaßt sein. Würden zwar denken, uns überwältigen zu können, zwölf gegen drei, doch nicht ohne daß auch wir ihnen einige Kugeln oder Stiche in das Fleisch geben. Werden es also jedenfalls vorziehen, uns schwer betrunken zu machen, daß wir uns dann nicht zu wehren vermögen. Also keine Sorge, altes Greenhorn! Hast immer Angst. Sam Hawkens aber ist kein solcher Neuling wie Will Parker und weiß ganz genau, wieviel er wagen darf.«

      Während dieses kurzen Gespräches thaten sie, als ob sie nach ihren Tieren sähen, die sich in der Nähe befanden, und traten dann in das Haus.

      Rechts lag die Küche mit einem höchst primitiven Herd, auf welchem ein Feuer brannte; über diesem hatte die Negerin das Fleisch gebraten. Links standen zwei lange Tafeln, welche aus ungehobelten Pfählen und Brettern bestanden, daran je zwei Bänke aus demselben Materiale. Es war also für alle Anwesenden Platz zum Sitzen vorhanden. Das Weinfaß lag in der Ecke auf einem Klotze; der Ire füllte daraus zwei Krüge, aus denen getrunken wurde. Gläser gab es nicht.

      Die Finders hatten sich vorgenommen, wenig zu trinken, bis ihre drei Gäste vollständig berauscht seien. Sie ließen also die Krüge fast ununterbrochen kreisen und thaten so, als ob sie tüchtig tränken, nahmen aber nur kleine Schlucke. Der Wein war aber wirklich gut; er schmeckte ihnen, und so kam es, daß ihre Schlucke immer größer wurden.

      Auch der Braten war vorzüglich; man sprach ihm tüchtig zu und war mit ihm schon fast auf die Neige gelangt, als eine Unterbrechung des Mahles eintrat. Es erschien nämlich der schon erwähnte Führer der Auswanderer unter der Thür, hinter ihm der alte Schmidt und dann auch die drei andern Männer. Sie hatten ihre Gewehre bei sich, während diejenigen der Schmausenden weggelegt worden waren. Als sie die Scene kurz überblickt hatten, trat der Führer einige Schritte näher und sagte:

      »Good evening, Mylords! Erlaubt ihr uns vielleicht, euch gesegnete Mahlzeit zu wünschen?«

      »Warum nicht?« antwortete Buttler. »Würden euch gern einladen, mitzuthun; haben aber schon beinahe aufgegessen; Knochen, die wir euch geben könnten, gibt es nicht.«

      »Thut uns leid. Also nicht mal Knochen? Da ist’s wohl gar Lende, was ihr euch geleistet habt?«

      »Yes, eine feine Büffellende.«

      »Laufen hier noch Büffel herum? Es wird wohl ein zahmes Rind gewesen sein?«

      »Wohl möglich. Haben es aber als Büffellende gekauft.«

      »Wo denn, wenn ich fragen darf?«

      »In Rhodes Rancho im Thale von Santa Cruz, an dem wir vorübergekommen sind.«

      »Das muß doch einen tüchtigen Pack gegeben haben, und wir haben keinen bei euch bemerkt, als ihr an uns vorüberrittet.«

      »Weil jeder sein Stück bei sich trug, wenn Ihr nichts dagegen habt, Sir,« hohnlächelte Buttler.

      »Well, Master. Wie aber kommt es denn, daß uns ein Ochse fehlt?«

      »Fehlt euch ein Ochse? Ah, wie viele seid ihr denn gewesen?«

      Die Finders belohnten diesen groben Witz mit einem schallenden Gelächter. Der Führer ließ sich dadurch nicht irre machen und fuhr fort:

      »Ja, ein Zugochse ist uns abhanden gekommen. Habt ihr vielleicht eine Ahnung, Gentlemen, wohin er ist?«

      »Habt ihr ihn uns vielleicht zur Bewachung anvertraut? Sucht ihn doch!«

      »Das thaten wir natürlich und haben ihn gefunden.«

      »So seid froh, Sir, und

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